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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0128
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Wittgenstein

trewlichsten außtheilen, welches, in ein register ver-
zeichnet, zur visitation soll verrechnet werdenn.
Diesem allem also trewlich und fleissigk nach-
zukommen, soll man sie lassen zusagen unnd dar-
auff, das sie nicht allein menschen, sondern Gott,
dem herrn, der sich nicht triegen lest, von ihrem
ampt rechenschafft geben müssen, vermanenn. |52v|
Damit aber keiner für den andern der mühe sich
zubeklagen, noch auch die zinse hinderstendig ver-
bleiben, soll zu ablauff aller und jeder zweyer jar je
der elteste kastenmeister nach gethaner rechnung
und bezalung erlassen und ein anderer erwelet und
dem ubrigen zugeordnet werdenn.

Von den opffermennern
Es sollen auch die opffermenner ersucht werden,
welche trew, eines erbarn wesen und wandels sein,
unnd durch den pfarherrn und eltesten, darzu mit
wissen unnd willen eines superintendenten, angeno-
men werdenn. Diese soll man vermanen unnd zusa-
genn lassen, das sie trewlich alles, so ihnen gelieffert,
verwaren, reinlich halten, auff und zu schliessen,
unnd was ferner zu ihrem ampt gehört, ohn alle ver-
seumnuß außrichten wöllenn. Darnach soll der pfar-
herr den jenigen, so angenomen, der gemein verkün-
digen unnd das ein jeder ihm seinen lohn trewlich
und unverzüglich verrichte, vermanen. | 53r |

II. Das ander theyl der kirchen ordnung ist das ampt der kirchenpersonen und vornemlich eines pastorn,
welches ist 1. lehren, 2. sacrament reichen 3. und gehorsam des glaubens anrichten
Von der lehr

Was er lehren sol
So viel die lehr belanget, ist und bleibet derselbigen
grundt scriptura canonica, das ist der propheten
und aposteln lehr. Unnd dieweil dieselbige in gewis-
se heuptstück, welche man doctrinae christianae ca-
pita nennet, verfasset, soll ein jeder denen gemeß die
schrifft verstehen unnd außlegen, keine newerung
vornemen oder unnutz zanck erregen. So aber je-
mand einige beschwerunge hette, soll er dieselbige
im synodo friedlich anbringen und freundlicher un-
derweisung erwartenn. |53v|
Wie er lehren soll
Demnach die vornembste tugent an einem lerer ist,
das er sich nach dem verstande der zuhörer wisse
zurichten, under den zuhörern auch etliche, die gar
nichts, etliche, die etwas wissen und verstehen, wer-
den befunden, und man derowegen zweyerley weise
zulehren in der kirchen hat, eine, da man die heupt-
stück der christlichen lehr gantz schlecht25 und ein-
feltig vorgibt unnd außlegt, die andere, da man uber

das andere grösser und höher fragen und articul
weitleufftiger und eigentlicher erkleret, ist eines je-
den pfarherrn ampt, und soll auch möglichstenn
fleiß anwenden, das er die kinder und unerfarnen
der christlichen lehr die heuptstück fleissig lehre
und außwendig nachsagen lasse. Dann wo der grund
des catechismi nicht recht und wol geleget ist, wird
alle arbeit, das ander darauff zubawen, vergeblich
angewendet werdenn.
Darnach soll er auch seine andere predigen da-
hin richten, das sie lehren, straffen, züchtigen, ver-
manen, bessern, trösten unnd stercken. Sonderlich
aber will von nöten sein, das die zuviel gemeinen
laster der trunckenheit, gotteslesterung und un-
christlichen wuchers sampt andern im schwang ge-
henden lastern mit allem ernst und fleiß perstringirt
und auß Gottes wort darwieder geprediget werden.
Es sollenn aber die predigen methodicae und kurtz
sein, nicht uberlang und unbegreifflich gemacht,
sondern in einen locum, zween oder drey, so dem
volck am nützlichsten und zum catechismo gehören,
getheilet werdenn. | 54r |

25 Schlicht, einfach.

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