Wittgenstein
7. Polizeiordnunga
1. Mai 1573
bPolizeiordnung exordium
Wier, Ludwig1 von Sayn, graff zu Wittgenstein, herr
zu Homburg, Neumagen, Valendar und Bruch etc.
etc., endbieten allen und jeden unsern amptleuthen,
rhäten, befehlhabern, pfarrherrn, schultheissen,
burgermeistern, schöffen, burgern, heimburgern2
und anderen underthanen, allen, so unser land und
gebiet gebrauchen, darin hantierung treiben oder
dadurch wandern wurden, wes standes die auch sei-
hen, unser gn[aden] undc alles gut und hiermitt zu
wissen.
Als die aller durchleuchtigsten, großmächtigsten
und unuberwindlichsten fürsten und herrn, herr Ca-
rol3 und herr Ferdinant4, römische keißern, christli-
cher gedächtnus mitt recht und zutuhn aller chur-
fursten, fursten und stände des heiligen reichs
hiebevor im jahr 1530 auff dem reichstag zu Augs-
purg eine reformation guterd polizey5 auffgerichtet
und ins heilige reich publicieren lassen, dieselben
nachmals im jahr 1548 auff dem reichstag zu Augs-
purg wiederumb gebessert6, ernewert und allen sten-
den des reichs solche polizeyordnung, bey den ihren
ins werck zurichten und dero zu geleben, mitt ernst
und bey poenen, darin verleibt, aufferlegt und be-
fohlen, doch jeder obrigkeit vorbehalten und frey
gelassen, in ihren landen und gepieten dieselbe ord-
nung nach jeden lands gelegenheit einzuziehen, rin-
a Textvorlage (Handschrift): Amtsgericht Bad Berleburg
Codex O Nr. 1, fol. 4r-17r. Abdrucke: Hartnack,
Landrecht, S. 18-27; Bauer, Reformation Wittgen-
stein, S. 56-63 (Auszug).
b-b Dieser Abschnitt (Vorrede und Kapitel 1-3) von moder-
ner Hand ergänzt, vgl. oben, S. 70.
c Fehlt in der Handschrift.
d In der Handschrift: geben.
e In der Handschrift: meßigen.
f Fehlt in der Handschrift.
g In der Handschrift: erhalten.
h In der Handschrift: allen zu richten.
gern und zu mehren6, will uns tragenden ampts we-
gen weniger nit als andern stenden desf reichs
obliegen und gepüren, zu der ehre Gottes, p[f]lant-
zung guter zucht, ehrbaren und tugendlichen wan-
dels und handels, erhaltungg gutes regiments, auff-
nehmen und gedeien unsers land und leuthen gute
policey in unseren graf- und herrschafften anzurich-
tenh, demnach tuhn wir euch allen und jeden beson-
der dieße volgende ordnung hiermitt verkunden, |4v|
gebieten und wollen, daß ihr euch in allen ihren
puncten gemeß halten und erzeigen und die verbre-
cher7 derselben von unsertwegen darumb ahnsehet,
alles bei straffe, in derselben ordnung verleibet.
Caput I: Von Gotteslesterung, fluchen und
schweeren
Die pfarrer sollen das volk zu allen predigtagen flei-
ßig warnen und vermahnen, das sie die gottesläste-
rung und bey dem nahmen Gottes, seine heilige
martyr, wunden, krafft, macht und dergleichen
schwere freffendliche schwur und flüche gäntzlich
meiden und sich deren endhalten, sondern in allen
meinen gebetten Gott bitten, das der allmechtige
abwenden und solch groß ubel dem volk verzeihen
und seinen zorn und straffe fallen lassen wolle. Welche
1 Ludwig I. von Wittgenstein (reg. 1558-1605), siehe
oben, S. 63.
2 Gemeindevorstehern, DRW V, Sp. 592.
3 Kaiser Karl V. (reg. 1519-1556).
4 Kaiser Ferdinand I. (reg. 1558-1564).
5 Reichspolizeiordnung 1530, Weber, Reichspolizeiord-
nungen, S.129-166.
6 Reichspolizeiordnung 1548, Weber, Reichspolizeiord-
nungen, S. 167-214; DRTA.JR 18/3, S. 2074ff.
7 Übertreter.
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7. Polizeiordnunga
1. Mai 1573
bPolizeiordnung exordium
Wier, Ludwig1 von Sayn, graff zu Wittgenstein, herr
zu Homburg, Neumagen, Valendar und Bruch etc.
etc., endbieten allen und jeden unsern amptleuthen,
rhäten, befehlhabern, pfarrherrn, schultheissen,
burgermeistern, schöffen, burgern, heimburgern2
und anderen underthanen, allen, so unser land und
gebiet gebrauchen, darin hantierung treiben oder
dadurch wandern wurden, wes standes die auch sei-
hen, unser gn[aden] undc alles gut und hiermitt zu
wissen.
Als die aller durchleuchtigsten, großmächtigsten
und unuberwindlichsten fürsten und herrn, herr Ca-
rol3 und herr Ferdinant4, römische keißern, christli-
cher gedächtnus mitt recht und zutuhn aller chur-
fursten, fursten und stände des heiligen reichs
hiebevor im jahr 1530 auff dem reichstag zu Augs-
purg eine reformation guterd polizey5 auffgerichtet
und ins heilige reich publicieren lassen, dieselben
nachmals im jahr 1548 auff dem reichstag zu Augs-
purg wiederumb gebessert6, ernewert und allen sten-
den des reichs solche polizeyordnung, bey den ihren
ins werck zurichten und dero zu geleben, mitt ernst
und bey poenen, darin verleibt, aufferlegt und be-
fohlen, doch jeder obrigkeit vorbehalten und frey
gelassen, in ihren landen und gepieten dieselbe ord-
nung nach jeden lands gelegenheit einzuziehen, rin-
a Textvorlage (Handschrift): Amtsgericht Bad Berleburg
Codex O Nr. 1, fol. 4r-17r. Abdrucke: Hartnack,
Landrecht, S. 18-27; Bauer, Reformation Wittgen-
stein, S. 56-63 (Auszug).
b-b Dieser Abschnitt (Vorrede und Kapitel 1-3) von moder-
ner Hand ergänzt, vgl. oben, S. 70.
c Fehlt in der Handschrift.
d In der Handschrift: geben.
e In der Handschrift: meßigen.
f Fehlt in der Handschrift.
g In der Handschrift: erhalten.
h In der Handschrift: allen zu richten.
gern und zu mehren6, will uns tragenden ampts we-
gen weniger nit als andern stenden desf reichs
obliegen und gepüren, zu der ehre Gottes, p[f]lant-
zung guter zucht, ehrbaren und tugendlichen wan-
dels und handels, erhaltungg gutes regiments, auff-
nehmen und gedeien unsers land und leuthen gute
policey in unseren graf- und herrschafften anzurich-
tenh, demnach tuhn wir euch allen und jeden beson-
der dieße volgende ordnung hiermitt verkunden, |4v|
gebieten und wollen, daß ihr euch in allen ihren
puncten gemeß halten und erzeigen und die verbre-
cher7 derselben von unsertwegen darumb ahnsehet,
alles bei straffe, in derselben ordnung verleibet.
Caput I: Von Gotteslesterung, fluchen und
schweeren
Die pfarrer sollen das volk zu allen predigtagen flei-
ßig warnen und vermahnen, das sie die gottesläste-
rung und bey dem nahmen Gottes, seine heilige
martyr, wunden, krafft, macht und dergleichen
schwere freffendliche schwur und flüche gäntzlich
meiden und sich deren endhalten, sondern in allen
meinen gebetten Gott bitten, das der allmechtige
abwenden und solch groß ubel dem volk verzeihen
und seinen zorn und straffe fallen lassen wolle. Welche
1 Ludwig I. von Wittgenstein (reg. 1558-1605), siehe
oben, S. 63.
2 Gemeindevorstehern, DRW V, Sp. 592.
3 Kaiser Karl V. (reg. 1519-1556).
4 Kaiser Ferdinand I. (reg. 1558-1564).
5 Reichspolizeiordnung 1530, Weber, Reichspolizeiord-
nungen, S.129-166.
6 Reichspolizeiordnung 1548, Weber, Reichspolizeiord-
nungen, S. 167-214; DRTA.JR 18/3, S. 2074ff.
7 Übertreter.
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