Wittgenstein
17. Mandat zu kirchlichen Belangen in der Herrschaft Homburga
13. Dezember 1606
Georg1 etc.
Liebe getreuwe. Alß uns ohnlengst von unsern
gehn Homburg abgefertigten underschiedtliche
puncten ad referendum anbrachtt, so thun wir uns
daruff gestalten sachen nach ercleren wie folgt.
Undt seindt demnach erstlich zufrieden, daß ehr
Christian Schnabelius2 in versehung des kirchen-
diensts zu Marienhagen uf seine gethane zusag, daß
er nur doctrinalia lehren undt die in religions sachen
erregte streitte uf der canzell nit moviren wolle, so
lang bey seiner vorigen confession vom h[eiligen]
nachtmahl gelaßenn werde, biß wir mitt ihme ein
anders verordnen undt er durch Gottes gnadtt in
seinem gewißen auß gutem grundt gottlichen worts
eines beßern uberzeugt werde, doch mitt der ange-
henckten condition, daß er sich immittelst der ad-
ministration der h. sacramenten enthalte undt in
den ceremonien wie auch mit besuchung der conven-
tuum unser publicirten christlichen kirchenord-
nung3 in allem gemeß verhalte, daruff ihr selbsten
mit gut uffacht zu haben.
Vors ander seindtt wir gleichfals gnedig zufrieden,
daß ehr Georg Struder4 den kirchendienst uf der
Drabendtenhohe nach außweisung gottlichen worts
undt gerurter unser kirchenordnung versehe undt
die darzu gehorige hauß undt guter gebrauche,
auch, was weiter ahn jehrlichen gefellen sein mag,
erhebe. Undt im fall, | gerurter ehr Christian Schna-
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten H 57.
Abdruck: Heckmann, Reformation, S. 64f. (fehler-
haft).
1 Georg von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (reg. 1605-
1631), siehe oben, S. 74.
2 Siehe oben, S. 147 Anm. 9.
3 Kirchenzuchtordnung von 1605, oben, Nr. 13.
4 Georg Ströder stammte aus dem hessischen Berghofen,
er amtierte von 1606 bis 1611 als Kaplan in Drabender-
höhe, Heckmann, Reformation, S. 87.
bel glaublich darthun kan, welches er dan furder-
lichst beschrieen, undt diß orts ufsehung beschehen
soll, daß gedachte guter der kapellen uf Draben-
dterhohe verordnete guter seiner capellaney zu Ma-
rienhagen5 pertinentieren undt deroselben einver-
leibt, undt also vom Johanniterorden6 herrurendtt
seien, so ist uns nit zuwieder, daß bemelter Strute-
rus mehrgedachten Christianum Scnabelium alß an-
gebenen patronum wegen des ordens ersuche undt
umb die presentation anhalte, uns alß der hohen ob-
rigkeyt des orts vermog religionfriedens7 das ius
confirmandi in alwege vorbehaltendt.
Vors dritte wollen wir auch gnedig verwilligt ha-
benn, daß Johanni Forstmanno8, gewesenen pastorn
zu Wiell, uf sein instendig undtt unterthenig be-
schehen ansuchen der capellaney undt schuldienst
daselbst uf ein jahrlang zum versuch zubedienen be-
fohlenn werde, doch daß er zuvor zu Wiell in einer
offentlichen predigt uf einen son- oder bettag in bey-
sein ewer, der bevelchaber, des pastors undt ganzer
gemeindte rundt undt uffrichtig bekenne, daß er in
der lehr gottlichen worts von der persohn undt
nachmahl des hern noch ettwas nit gnugsam ver-
standten habe, welches der almechtige ihme numehr
seithero auß gnaden beßer habe zuerkennen undt
zuverstehen gegeben, undt daß er derowegen von
herzen glaube undt mitt dem mundt bekenne daß in
der einigen, unzertrentlichen persohnen Christi | zwo
underschiedtliche naturen, deren ein jede seine beson-
5 Kapelle Marienhagen, Corbach, Verhältnisse, S. 60.
6 Die Johanniterkommende in Burg-Herrenstrunden be-
saß das Patronatsrecht der Kapellen Marienhagen und
Drabenderhöhe, Heckmann, Geschichte, S. 47f.
7 Augsburger Religionsfrieden von 1555, DRTA.JR 20,
S. 3102-3158; vgl. auch Brandi, Religionsfriede.
8 Johann Forstmann war von 1582 bis 1605 Pfarrer in
Wiehl, Heckmann, Reformation, S. 85.
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17. Mandat zu kirchlichen Belangen in der Herrschaft Homburga
13. Dezember 1606
Georg1 etc.
Liebe getreuwe. Alß uns ohnlengst von unsern
gehn Homburg abgefertigten underschiedtliche
puncten ad referendum anbrachtt, so thun wir uns
daruff gestalten sachen nach ercleren wie folgt.
Undt seindt demnach erstlich zufrieden, daß ehr
Christian Schnabelius2 in versehung des kirchen-
diensts zu Marienhagen uf seine gethane zusag, daß
er nur doctrinalia lehren undt die in religions sachen
erregte streitte uf der canzell nit moviren wolle, so
lang bey seiner vorigen confession vom h[eiligen]
nachtmahl gelaßenn werde, biß wir mitt ihme ein
anders verordnen undt er durch Gottes gnadtt in
seinem gewißen auß gutem grundt gottlichen worts
eines beßern uberzeugt werde, doch mitt der ange-
henckten condition, daß er sich immittelst der ad-
ministration der h. sacramenten enthalte undt in
den ceremonien wie auch mit besuchung der conven-
tuum unser publicirten christlichen kirchenord-
nung3 in allem gemeß verhalte, daruff ihr selbsten
mit gut uffacht zu haben.
Vors ander seindtt wir gleichfals gnedig zufrieden,
daß ehr Georg Struder4 den kirchendienst uf der
Drabendtenhohe nach außweisung gottlichen worts
undt gerurter unser kirchenordnung versehe undt
die darzu gehorige hauß undt guter gebrauche,
auch, was weiter ahn jehrlichen gefellen sein mag,
erhebe. Undt im fall, | gerurter ehr Christian Schna-
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten H 57.
Abdruck: Heckmann, Reformation, S. 64f. (fehler-
haft).
1 Georg von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (reg. 1605-
1631), siehe oben, S. 74.
2 Siehe oben, S. 147 Anm. 9.
3 Kirchenzuchtordnung von 1605, oben, Nr. 13.
4 Georg Ströder stammte aus dem hessischen Berghofen,
er amtierte von 1606 bis 1611 als Kaplan in Drabender-
höhe, Heckmann, Reformation, S. 87.
bel glaublich darthun kan, welches er dan furder-
lichst beschrieen, undt diß orts ufsehung beschehen
soll, daß gedachte guter der kapellen uf Draben-
dterhohe verordnete guter seiner capellaney zu Ma-
rienhagen5 pertinentieren undt deroselben einver-
leibt, undt also vom Johanniterorden6 herrurendtt
seien, so ist uns nit zuwieder, daß bemelter Strute-
rus mehrgedachten Christianum Scnabelium alß an-
gebenen patronum wegen des ordens ersuche undt
umb die presentation anhalte, uns alß der hohen ob-
rigkeyt des orts vermog religionfriedens7 das ius
confirmandi in alwege vorbehaltendt.
Vors dritte wollen wir auch gnedig verwilligt ha-
benn, daß Johanni Forstmanno8, gewesenen pastorn
zu Wiell, uf sein instendig undtt unterthenig be-
schehen ansuchen der capellaney undt schuldienst
daselbst uf ein jahrlang zum versuch zubedienen be-
fohlenn werde, doch daß er zuvor zu Wiell in einer
offentlichen predigt uf einen son- oder bettag in bey-
sein ewer, der bevelchaber, des pastors undt ganzer
gemeindte rundt undt uffrichtig bekenne, daß er in
der lehr gottlichen worts von der persohn undt
nachmahl des hern noch ettwas nit gnugsam ver-
standten habe, welches der almechtige ihme numehr
seithero auß gnaden beßer habe zuerkennen undt
zuverstehen gegeben, undt daß er derowegen von
herzen glaube undt mitt dem mundt bekenne daß in
der einigen, unzertrentlichen persohnen Christi | zwo
underschiedtliche naturen, deren ein jede seine beson-
5 Kapelle Marienhagen, Corbach, Verhältnisse, S. 60.
6 Die Johanniterkommende in Burg-Herrenstrunden be-
saß das Patronatsrecht der Kapellen Marienhagen und
Drabenderhöhe, Heckmann, Geschichte, S. 47f.
7 Augsburger Religionsfrieden von 1555, DRTA.JR 20,
S. 3102-3158; vgl. auch Brandi, Religionsfriede.
8 Johann Forstmann war von 1582 bis 1605 Pfarrer in
Wiehl, Heckmann, Reformation, S. 85.
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