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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0189
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3. Mandat zur Umwandlung des Karmeliterklosters [1573]

3. Mandat zur Umwandlung des Karmeliterklosters in eine Schulea
[Mitte November 1573]

Wier, Herman1, graff zu Neuwenar und Morß, her
zu Bedbur und Rodemach etc., thun hiemith kunth
und menniglichen zuwissen.
Alß hiebevor im jar nach unsers hern und selig-
machers Christi gepuirt tausent vunfhundert vunf
und vunftzig zu Augspurg durch die Rom. Key.
Matt. und gemeine ständt deß heiligen reichs einem
jeden standt, dem raich ohn mittel2 underworffen,
freigelassen, in seinem churfurstenthumb, graff-,
herschaften und gepieten sich der Augspurgischer
Confession3 in der lehr, kirchenordnung und schölen
zuverhalten4, und dan weilant der wolgeporner herr,
herr Wilhelm5, graff zu Neuwenar und Morß etc.,
unser her vatter wolsaliger gedechtnuß, vor6 und
wier nach alß ein standt deß reichs und demselben
ohn alle mittel zugehörig, alle cloister gelubden und
superstition der munchen und beginnen7 in unsere[r]
graff- und herschafften abzuschaffen mögig und
mechtig gewesen, auch die exercitia päb[st]licher su-
perstition in berurter unser grafschafft Morß und
sunderlich in der munchen cloister, binnen der statt
Morß gelegen, ordinis de monte Carmeli8, vorlengst
abgeschafft und daselbst mehe nit dan ein munch
jetzo vohanden ist, also daß wier ungötlich erach-
ten, einen sulchen munchen mit dermalingen9 ein-
khumpsten berurten cloisters sich zureichen, |2v | wie

a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Oranien-
Moers, Akten, Nr. 105, fol. 2r-3v. Abdruck: Ottsen,
Geschichte der Stadt Moers 1, S. 271f. (neuhochdeutsche
Übertragung).

1 Hermann von Neuenahr (1520-1578), siehe oben, S. 157.
2 Unmittelbar, Grimm, DWb 12, Sp. 2386.
3 Confessio Augustana 1530, BSELK S. 85-225.
4 Augsburger Religionsfriede 1555, DRTA.JR 20/3,
S. 3108f„ § 15f.
5 Wilhelm II. von Neuenahr (1485/91-1552), siehe oben,
S. 155.
6 Zuvor.
7 Beginen, Laienschwestern.
8 Karmeliterkloster Moers, siehe oben, S. 160.

unns dann in krafft der fundation, so weilant herr
Fridrich, graff zu Morß, im jar tausent vierhundert
sex und viertzig aufgericht10, auch einbehalten ist,
im fall der nachlaßungh sulcher pab[st]licher religi-
on, die aufkhumpst11 berurten cloisters in alios pios
usus zuverwenden. Und aber wier befunden, daß zu
pflantzung und erhaltungh gottliches wort einer
gutten schullen, da die jugent zu gutter zucht und
lehr mochte angehalten werden, in unser stadt und
grafschaft hoch nötig ist, daß wier darum obberurts
cloister zu einer offentlichen lehrplatzen und schöl-
len verordnet und hingegeben hetten, verordnen
und hingeben, hiemith und in krafft disses brieffs
daselbst der rector und scholmeister und dessen mit-
helffer, so wier oder unsere nachkhomen jedeßmahl
werden bestellen lassen, ihre gewohnliche bequeme
wonstatt, auch die jugent ihrer ordnung nach ihre
classes haben sollen, in massen wier hiernegst einem
jeden sein ort in sulchem cloister werden lassen wei-
sen und eingeben. |3r |
Die aufkhumsten aber berurten cloisters sollen
dergestalt außgetheilt werden, daß erstlich der
munch, so im vilbestimpten cloister noch vurhan-
den, die zeit seines lebens haben und geniessen soll
sothanige12 ein und sibzig caroli gulden13, die berur-
tem cloister jerlich zu verehr14 fellig sein. Es soll

9 Gegenwärtigen, Grimm, DWb 2, Sp. 1019.
10 Friedrich III. von Moers (reg. 1418-1448) und seine
Frau Engelberta von Kleve stifteten 1441/46 das Kar-
meliterkloster in Moers, siehe den Auszug aus der Fun-
dationsurkunde LAV NRW R, Oranien-Moers, Akten,
Nr. 105, fol. 1; vgl. Faulenbach, Heinrich Geldorps
Gutachten, S. 12f.; Daebel, Reformation, S. 158f.;
Wensky, Moers im Mittelalter, S. 131-138.
11 Einkünfte.
12 Solche, Grimm, DWb 16, Sp. 1817.
13 Carolus war der Beiname eines Gulden, den Kaiser Karl
V. für die Niederlande ab etwa 1540 mit seinem Bildnis
prägen ließ, Kroha, Tyll, Großes Lexikon der Nu-
mismatik, Gütersloh 1997, S. 97.
14 Als Geschenk, Grimm, DWb 25, Sp. 266.

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