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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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5. Kirchenordnung [1581]

wir dich fur die, so unnsere mitglieder ahn dem leib
Jesu Christi26 unnd umb deiner warheit willen vom
turcken unnd pabst verfolgungh leiden, wolles[t], o
herr aller gnaden, |5r| solches wuten deiner feindt,
die deinen sohn Jesum Christum in deinen gliedern
verfolgen und deren, so dieser ort, in welchem dein
heiliger nahm verkhündiget und angeruffen würdt,
zurückh halten und die verfolgten mit unüberwindt-
licher standthafftigkheit unnd crafft deines geistes
stercken, uff daß sie solche verfolgungh von deiner
handt mit danckhsagungh ahnnemmen und in ihrem
triibsal solche freudt empfinden, welche ubertrifft
allen verstandt. Tröste unnd stercke alle armen, ge-
fangenen, krancken, witwen und weisen, schwangere
weiber, bekhummerte und alle angefochtene hertzen
und gib innen deinen frieden durch unsern herrn Je-
sum Christum, welcher uns diese gewisse verhei-
schungh gethan hatt: Vorwahr, vorwahr, sage ich
euch, was ihr denn vatter bittenn werdet in meinem
nahmen, daß wiirt er euch gebenn27, und unns dar-
auff hatt bevohlen allso zubettenn: Unser Vatter,
etc.f
iOder also:
Almechtiger Gott, himmelischer vatter, der du uns
verheischen hast, was wir dich in dem nahmen dei-
nes geliebten sohns Jesu Christi werdenn bitten, daß
wellest du uns gewißlich geben28. Wir bitten dich,
daß du durch deinen heiligen geist in unnß wollest
wiirckenn, daß wir dich recht erkhennen und dich in
allenn deinen werckhen, in welchen leuchtet deine
almechtigkheit und warheitß, heiligen, rhumen und
preisen und daß auch wir unnser gantzes leben, ge-
danckhen, wort und werckh dahin richtenn, daß
dein nahm umb unsertwillen nit gelestert, sonder
geehret und gepriesen werdt, auch regiere uns allso
durch daß scepter deines worts unnd crafft deines
heiligen geists, daß wir und alle menschen uns deiner

β Geheiligt werde dein nahm.
γ Dein reich komme.
δ Dein will geschehe.
ε Gib unß heut unser täglich brot.
ζ Vergib uns unsere schuldt.
i-i Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 390f.

majestet von tagh zu tagh mehr underwerffenγ |5v|
und ergeben. Erhalt unnd mehre deine kirch unnd
zerstöre alle werckh des teuffels unnd alle falsche
unnd böse rathschlege, die wider dein heiliges wort
erdacht werdenn.
Mach zuschanden deine feindt durch die macht
deiner warheit unnd gerechtigkheit, daß allso aller
gewaldt, der sich wider deine ehr erhebet, von tagh
zu tagh mehr unnd mehr verstöret und vertilget
werde, bis die volkhommenheit deines reichs herzu
khomme, wen du am jungsten gericht deine herr-
ligkheit in uns offenbahrenn und in ewigkheit alles
in allenn sein würst29.
Verleihe auch, daß wir und alle menschen [un-
serm] eigen willen und allen lusten unsers fleisch ab-
sagen und deinen allein gutten willen ohn alles wi-
dersprechen gehorchenδ, und allso jederman sein
ambt und beruff so willigh und trewlich verrichte
wie die engel im himmel.
Wollest uns auch mit aller leiblicher notturfft
versorgenε, uns friedt und guet regiment verleihen,
auf daß wir dardurch erkhennen, daß du der einigh
ursprungh alles gutten bist und ein getrewer vatter,
der da sorget vor seine kinder, daß auch ohn deinen
segen weder unnser sorgen und arbeit noch deine
gaben uns gedeien mögen unnd wir derhalben unser
vertrawen vor allen creaturen abziegen unnd allein
auf dich setzen. Wolles[t] auch uns arme sündern
alle unsere missethat unnd schulden, auch das böß,
so unns noch immerdar anhanget, umb deß blutver-
giessens Jesu Christi willen nit zurechnenζ 30, wie
auch wir diß zeugnuß in unnsernn hertzen befinden,
daß wir unnsern negsten von hertzen verzeihen
unnd seinen nutz begeren zu befurderenn. Unnd die-
weil wir ja auß uns selbst so schwach sein, daß wir
nit einen augenblickh bestehen kundten unnd darzu
unsere abgesagte feindt, den deuffel, die welt unnd
unser eigen fleisch nit abhören, unns zufech-

26 1Kor 12,12-31.
27 Joh 16,23. So auch in der KO Kurpalz 1563, Sehling,
EKO XIV, S. 390, statt des lutherischen „Wahrlich,
wahrlich“.
28 Joh 14,13.
29 1Kor 15,28.
30 Röm 4,8; 2Kor 5,19.

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