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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0215
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5. Kirchenordnung [1581]

cForm, daß heilig nachtmahl zu halten
Ir geliebten in dem herrn Jesu Christo, höret ahn die
wort der einsatzungh des heiligenn abendtmahls
unnsers herrn Jesu Christi, welche unns beschreibet
der heiligh apostel Paulus in der erstenn epistel ahn
die Cor. am 11. cap. [23-29]: Ihr habt119 es vonn dem
herrn empfangen, daß ich euch gegeben hab, dan der
herr Jesus, in der nacht, da er verrathen wardt, nam
er das broth, dancket unnd brachs unnd sprach:
Nemmet, esset, daß ist mein leib, der fur euch ge-
brochen würt, solches thuet zu meiner gedechtnus;
|20r | desselbigenn gleichen auch den kelch nach dem
abendtmahl und sprach: Dieser kelch ist daß newe
testament in meinem blueth, solches thuet zu mei-
ner gedechtnus, dan so offt ir von diesem brodt esset
unnd von diesem kelch drincket, solt ihr deß herrn
todt verkhündigen, bis daß er kömbt. Welcher nun
unwürdigh von diesem brodt isset unnd von diesem
kelch drincket, der ist schuldigh ahn dem leib unnd
bluet deß herrn.
Der mensch aber prufe sich selbst unnd also esse
er von diesem brodt unnd drincke von diesem kelch,
dan, welcher unwürdigh ist unnd drincket, dder ißet
und trincket im120 selber das gerichtd damit, daß er
nicht underscheidt den leib deß herrn.
Auß dieser lehr deß heiligen apostels Pauli hört ihr,
lieben christen, daß unnser herr unnd heilandt Jesus
Christus daß heiligh nachtmahl hab eingesezt und
gehalten mit seinen jungern unnd daß er unns also
dasselb zu halten befohlen habe.
Damit wir aber zu unserm trost des herrn nacht-
mahl halten mögen, ist unns erstlich fur allen dingen
vonnötten, daß wir unns recht prufen, zum andern,
daß wir es dahin richten, darzu es der herr Christus
verordnet hatt, nemblich zu seiner gedechtnus.
Die wahre prufungh unsers selbst stehet in diesen
dreien dingen:

c-c Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S. 383-386.
d-d Fehlt in der Handschrift, ergänzt aus der KO Kurpfalz
1563, Sehling, EKO XIV, S. 384.
e In der Handschrift: Dargehen.

Zum ersten bedenckh ein jeder bey sich selbst seiner
sunde, die er wider Gott unnd sein heiliges wortt
und wider seinen negsten gethan hatt, und vol-
gendts die vermaledeiungh unnd gerechten zorn
Gottes wider die sundt, auf das er im selbst mißfalle
unnd sich vor Gott demütige. Dieweil der zorn Got-
tes wider die sundt also groß ist, daß er dieselbige,
ehe er sie ungestrafft ließ, an seinem lieben sohn |20v |
Jesu Christo mit dem bittern todt unnd schmehe-
lichsten todt deß creutzes gestrafft hatt.
Zum andern erforsche ein jeder sein herz, ob er
auch dieser gewissenn verheischungh Gottes glaube,
daß ime alle seine sunden, sowoll angeborne alls
thatliche, allein umb deß leidens unnd sterbens Jesu
Christi willen auß gnaden vergeben seindt unnd die
volkhommene gerechtigkheit Christi ime alls sein
eigene zugerechnet unnd geschenckt sey, alls wan er
selbst in eigner person fur alle seine sundt bezahlet
unnd alle gerechtigkheit erfullet hatt.
Zum dritten erforsche ein jeder sein gewissen, ob
er auch gesinnet sei, nun forthin mit seinem ganzen
leben Gott dem herrn fur seine unaussprechliche
gnadt unnd barmherzigkheit unnd sonderlich fur die
gnedige vergebungh aller unser sunden sich danck-
bar zu erzeigen und vor dem angesicht Gottes die
ganze zeit seines lebens aufrichtigh zu wandlen, ob
er auch ohn alle gleißnerey121, aller feindtschafft,
neidt unnd haß von herzen absage unnd einen ernst-
lichen fursatz habe, hernachmahls in wahrer lieb
unnd einigkheit mit seinem negsten zu leben.
Die nun also gesinnet sein, die will Gott gewißlich
zu gnadenn ahnnemmen und fur würdige tischgnos-
sen seines sohns Jesu Christi halttenn und erkhen-
nen. Dargegene aber, die dieses zeuchnus in ihrem
hertzen nit empfinden, die essenn und trinckhen in-
nen122 selbst daß gericht123. Dargegen wir auch nach
dem befelch Christi unnd des apostels Pauli alle, die
sich mit nachfolgenden laste[r]n behafft wissen und
darin noch furzufahren vorhabens seindt, von dem
119 Eigentlich: Ich habe.
120 Sich.
121 Heuchelei, Grimm, DWb 7, Sp. 8314f.
122 Sich.
123 1Kor 11,29.

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