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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0216
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Moers

tisch deß herrn abmanen und innen verkhündigen,
daß sie khein theil am reich Gottes und Christi ha-
ben, alls da seindt alle |21r | abgöttische, alle, so ver-
storbene heiligen, engelen oder andere creaturen an-
ruffen, die bilder verehren, alle zauberer unnd
wahrsager, die viehe und leudt sambt andern dingen
segnen und die solchen segen glauben geben, allef
verächter Gottes unnd seines worts und den heiligen
sacramenten, alleg gotslesterer, alle, die spaltungh
und meuterey in der kirchen und weltlichen regi-
ment begeren ahnzurichten, alle meineidigen, alle,
die ihren eltern unnd oberkheit ungehorsambt
seindt, alle todtschleger, balger124, haderer, die im
neidt und haß wider ihrenh negsten leben, alle ehe-
brecher, hürer, volseuffer, dieb, wücherer, reuber,
spieler, geitzigen und alle die, so ein ergerlichs leben
führen125, diese alle, so langh sie in solchenn lastern
beharren, sollen gedenckhen und sich dieser speiß,
welche Christus allein seinen glaubigen verordnet
hatt, enthalten, auf daß nit ihr gericht und verdam-
nus desto schwerer werde.
Diß aber würdt unns nit furgehalten, lieben
christen, die zerschlagene hertzen der glaubigen
kleinmütigh zumachen, alls ob niemandt zum
abendtmahl deß herrn gehen mögtei, dan die ohn
alle sundt wehren, dan wir kommen nit zu diesem
abendtmahl, zubezeugen damit, daß wir volkhom-
men und gerecht seindt in uns selbst, sondern dar-
gegen, weil [wir] unser leben ausserhalb uns in Chri-
sto Jesu suchen, bekennen wir, daß wir mitten im
todt liggen. Derohalben, wiewoll wir noch viel ge-
brechenn und ellents in unns befinden, alls da ist,
daß wir nit einen volkhommenen glauben haben,
daß wirj auch nit mit solchem eiffer Gott zu dienen
begeren, wie wir zu thun schuldigh sein, |21v| son-
dern täglich mit der schwacheit unsers glaubens und
bösen lusten unnsers fleisch haben zu streitten,
nicht destoweniger, weil durch die gnadt deß heili-
f In der Handschrift: alles.
g In der Handschrift: alls.
h In der Handschrift: ihner.
i In der Handschrift: mögten.
j In der Handschrift: wir unns.
k In der Handschrift: daß.
l In der Handschrift: den.

gen geistes solche gebrechen uns von hertzen leidt
seindt und wir, unserm unglauben widerstandt zu-
thun und nach allen gebotten Gottes zu leben, herz-
lich begeren, sollen wir gewiß unnd sicher sein, daß
kheine sundt noch schwacheit, so noch wider unn-
sern willen in uns uberigh ist, hindern khan, daß
unns Gott nit zu gnaden annemmen und also dieser
himelischer speiß und dranckh wurdigh und theil-
hafftig mache.
Zum andern. Last uns nun auch betrachten, warzu
uns der herr sein abendtmahl hab eingesezt, nemb-
lichen, daß wir solches thun zu seiner gedecht-
nus126.
Allso aber sollen wir sein darbey gedenckhen:
Erstlich, daß wir gentzlich in unnsern hertzen ver-
trawenn, daß unser herr Jesus Christus laut der ver-
heischung, welche den ertzvettern von anbegin der
welt geschehen, vom vatter in diese welt gesandt
sey, unser fleisch und bluet an sich genommen, den
zorn Gottes, under dem wir hetten müssen ewiglich
versinckhen, von anfangh seiner menschwerdungh
bis zum endt seines lebens auf erden fur uns getra-
gen127 und allen gehorsam des gottlichen gesatz
unnd gerechtigkheit fur uns erfullet, furnemblich,
da ime diek last unnserer sünden und derl zorn Got-
tes den blütigen schweiß im gartten außgetrucket
hatt128, da er ist gebunden worden, auf das er uns
entbinde129, und darnach unzehligh schmach erlit-
ten, auf das wir nimmer zuschanden wurden, un-
schuldigh zum todt verurtheilt, auf daß wir vor dem
gericht Gottes frey gesprochen wurden, ja, |22r| sei-
nen gebenedeiten leib ans creuz negelen lassen, auf
daß er die handtschrifft unserer sunden daran ne-
gelte130, und hatt allso die vermaledeiungen vur uns
auf sich geladen, auf das er unns mit seiner bene-
deiungen erfullet, und hatt sich geniedriget biß auf
die allertiefste schmach und hellische angst leibs
124 Zänker, Raufer, Grimm, DWb 1, Sp. 1087f.
125 Vgl. 1Kor 6,9-10.
126 Siehe oben, Anm. 109.
127 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 37, Neuser, Ka-
techismus, S. 184.
128 Lk 22,44.
129 Frei mache.
130 Kol 2,14.

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