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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0227
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5. Kirchenordnung [1581]

Ordnung der feirtagen

Wiewoll alle figuren unnd schatten deß altenn te-
staments durch Christum, in welchem wir die war-
heit unnd erfullungh derselben haben, unnd allso
auch der sabbath, sovern ein ceremoni unnd vor-
bildt auf Christum gewesen, aufgehaben unnd der-
wegenn ein tagh dem andern ahn der heiligkheit
nicht vorzuziehen, wie der apostel ahn die Galater
genugsam lehret185, jedoch, dieweil Gott im viertten
gebott186 noch auf diese zween zweckh gesehenn, daß
ein tagh in der wochen zu erhaltungh unnd vort-
pflanzungh deß gottesdiensts angewendt, zudem
auch daß gesindt unnd viehe ein erquickungh vom
schöpffer innen gegünnet habenn möge, unnd ausser
allen zweiffel ist, daß die lehr der gebott Gottes eine
bestendige regul seiner ewigen, unwandelbaren ge-
rechtigkheit, welcher alle menschen sollen unnd
müssen underworffen sein, aber von den apostelen
her der sontagh zu beiden obgenanten werckhen ge-
braucht worden187, so sollen auch die christenn am
selbigen tagh von außwendiger arbeit sich enthal-
ten, unnd daß zu dem endt, daß sie desto fleißiger
und mit mehrer andacht Gottes wort hören, die sa-
crament brauchen, christliche gebett unnd danck-
sagungh zu Gott thun und werck der liebe dend ar-
men negsten beweisen mögen. Und ob man woll in
diesen stuckhen sich allezeit uben und also den
geistlichen sabbath, wie der prophet Esaias am 66.
capitul [23] lehret, haltenn soll188, so hatt doch Gott
der herr im geben seiner gebott darauff gesehen, daß
solches furnemblich ahn den feirtagen und daß von
der ganzen gemein geschehenn soll, derhalben es bil-
ligh und recht |33v| ist, einen tagh zum underhalt
deß algemeinen kirchendienst in der wochenn zu-
halten und am selbigen tagh kheine zeitliche
werckh, die Gott in denn andern sechs tagen auß-
zurichten befohlen189, thun, damit die leuth in
ubungh deß außwendigen gottesdienst190 unverhin-

d In der Handschrift: der.
e In der Handschrift: ine.

185 Gal 4,10. Vgl. Röm 14,5; Kol 2,16.
186 Ex 20,8-11; Dtn 5,12-15. Hier nach reformierter Zäh-
lung der Gebote.

dert pleiben und allso im glauben unnd aller gotseh-
ligkheit gesterckt unnd erbawet mögen werdenn.
Dieweil aber daß gemein volckh [an] den tagen,
an welchen man sich vornemblich zur gottsehlig-
kheit unnd liebe uben solt, mehr dan uff andere tagh
zu der follerey unnd aller leichtfertigkheit sich be-
gibt, wie daß leider viel zu viel gesehenn und noch
teglichs geschicht, so sollenn beide, oberkheiten und
kirchendiener, allen fleiß furwenden, diese mit
ernstlichem vermahnen und truwen191 deß zorns
Gottes, jenee mit gebott unnd verbott, daß solches
grewlichs unnd wustes wesen, dadurch Gottes nahm
unnd seine kirchenordnungh gelestert, geschmehet
unnd die gemein geergert würdt, abgeschafft werde,
damit der zorn Gottes nit weiter solcher ordnungh
halber uber die gemein khomme.
Es sollen auch neben dem sontagh diese folgende
feirtagh gehaltenn und gefeiret werden, damit an
dennselben die vornembste articul deß christlichenn
glaubens zur ehren Jesu Christi unnd trost der ar-
men kirchen mögen erclärt werden:
Den Christagh sambt den negsten tagen hernach.
Den [neu]jharstagh oder denn ersten tagh im jhar.
Den Ostertagh sambt dem negsten hernach.
Die Himmelfarth Christi.
Denn Pfingstagh sambt folgenden montagh her-
nach. |34r |
Soviel anlangt die anndere feirtagh, die man biß an-
hero gehalten unnd der heiligen tagh genennet wer-
den, dieweil die dem wortt Gottes zuwider unnd
mehr zur abgotterey unnd aberglauben (wie die er-
fahrungh lehret) dan zu befurderungh der ehren
Gottes und wolfarth der kirchen und des gemeinen,
unverstendigen volcks gereichen, ist recht unnd pil-
lich, daß die abgeschafft unnd under die andere feir-

187 Vgl. Apg 13,14.44; 15,21.
188 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 103, Neuser,
Katechismus, S. 202f.
189 Ex 20,9; Dtn 5,13.
190 Siehe oben, Anm. 34.
191 Androhung.

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