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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0231
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5. Kirchenordnung [1581]

khan ohn deinen vetterlichen willen200, ja alles, was
unns in diesem leben begegnen magh, zu unnserm
heil unnd sicherheit wendest201, der du gesprochenn
hast: Ruff mich ahn in der noth, so wil ich dich er-
hörenn, unnd du solst mich preisen202, er begehret
mein, so will ich [ihm] außhelffenn, er khennet mei-
nen nahmen, darumb will ich in schutzen, er ruffet
mich ahn, so will ich in erhören. Ich bin bey ime in
der noth, ich will in herauß reissen und zu ehrenn
machen, ich will in settigen mit langem leben unnd
im zeigen mein heil203.
Wir bittenn dich, demnach du unns mit schwacheit
unsers leibs oder andern trubsalen heimbsuchest, so
wollest du unns auch verleihen die gnadt deines hei-
ligenn geistes, daß wir erstlich auß solcher vetterli-
chen ruten204 von hertzen erkhennen, daß wir mit
unseren manigfaltigen sünden woll verdienet, daß
du unns gar viel hefftiger straffest. Darnach auch
diesen lebendigen trost stet unnd vest in unnsern
hertzen behaltenn, daß solche gnedige heimbsu-
chungh nit ein zeichen sey deines zorns, sonder dei-
ner vetterlichen liebe gegenn uns, dieweil du unns
darumb zuchtigest, auff daß wir nit mit dieser welt
verdammet werdenn205, sondern durch ubungh unnd
mehrungh unnsers glaubens, wahrer bekherungh,
kindtlichenn gehorsamb unnd anruffungh deiner
gnadt je mehr unnd mehr zu dir werdenn gezogen
und deinem lieben sohn Jesu Christo alls glieder
unnserm haubt206 im leiden und in der herrligkheit
gleichformigh gemacht werden. Gib unns derhalben
gedult unnd bestendigkheit im rechten glauben
unnd vertrawen auf dein barmhertzigkheit unnd laß
unns dieselbe erscheinen mit gnediger linderungh
deß creutzes, daß unns deine vetterliche handt hatt
aufgelegt, unnd wende dasselbigh nach deinem vet-
terlichen willen |38r| zu der ehrenn deines heiligen
l-l Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 404.
m In der Handschrift: nimmer.
200 Lk 21,18; Apg 27,34.
201 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 1, Neuser, Ka-
techismus, S. 175f.
202 Ps 50,15.
203 Ps 91,14-16.
204 Strafe, Züchtigung, Grimm, DWb 14, Sp. 1563f.

nahmens unnd unser sehlen heil unnd sehligkheit
durch deinen allerliebsten sohn, unnsern herrn Je-
sum Christum, welcher unns diese verheischungh
hatt gethan: Ich sage euch, wo zween eins werden
under euch auff erden, darumb es ist, daß sie bitten
wollen, daß soll innen widerfahren von meinem him-
lischen vatter im himmel, dan wo zween oder drey
versamlet sein in meinem nahmen, da bin ich mitten
under innen207, und hatt unns auf diese zusagh allso
heischenn bitten: Unser vatter, etc.
Wollest unns auch standthafftigh unnd teglichs
zunehmen geben in den alten, wahren, unngezwei-
felten christlichen glauben: Ich glaub in Gott vatter
etc.k208
lGebett bey den sterbenden
Almechtiger, barmhertziger Gott unnd vatter, der
du todt unnd leben in deinen henden hast unnd fur
unns alls fur deine eigene kinder sorgest in leben
unnd in sterben, demnach du deinen eingebornen
sohn fur unns in todt gegeben hast, auf daß wir
ewigh durch in lebenn, und uns durch ihn verhei-
schenn hast, daß, wer an ihen glaubet, der habe daß
ewigh lebenn unnd kömbt nit in daß gericht, son-
dern sey vom todt zum leben hindurch getrun-
gen209, und daß seine schaff auß deiner unnd seiner
handt niemandm khönne reißen210, wir bittenn dich,
du wollest uns, wie du unns verheischen hast, nim-
mermehr verlassen211 [noch] versucht wer[d]en, uber
uns[er] vermögen, sondern machen, daß die versu-
chungh also ein endt gewinne, daß wirs können er-
dragen212, sonderlich aber zu der zeit, da dein vet-
terlicher will ist, unns auß diesem jammerthal zu dir
in dein ewiges reich zunemmen. So wollest unns die
schmertzen unnd schreckhen |38v| des leiblichen
todts gnediglich lindern und benemmen unnd fur
205 1Kor 11,32.
206 Vgl. oben, Anm. 26.
207 Mt 18,19-20.
208 Siehe oben, Anm. 8.
209 Joh 5,24; vgl. Joh 11,25-26.
210 Joh 10,29.
211 Vgl. Dtn 4,31; 31,6.8.
212 1Kor 10,13.

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