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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0243
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Einleitung

Die Tecklenburger Kirchenordnung ist in einer späteren Abschrift und vermutlich auch nur in einem
einzigen Exemplar überliefert,35 an dessen Schluss sich eine kurze Skizze der kirchlichen Entwicklung in der
Grafschaft Tecklenburg zwischen 777 und 1587 findet. Aufgrund dieser Aufzeichnungen muss die Abschrift
von 1587 oder später stammen.
Infolge der Niederlage der evangelischen Reichsstände im Schmalkaldischen Krieg wurde Konrad von
Tecklenburg die Herrschaft über die Ober- und Untergrafschaft Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als
Herzog von Geldern übertragen.36 Lingen wurde daraufhin rekatholisiert, während Tecklenburg-Rheda -
mit Unterbrechung durch das Augsburger Interim (1548-1552) - evangelisch blieb.
Als Graf Konrad 1557 starb, fiel die Grafschaft Tecklenburg-Rheda an das Haus Bentheim-Steinfurt, da
Konrads einziges Kind, seine Tochter Anna (1532-1581), 1553 mit dem vier Jahre jüngeren Grafen Ever-
win III. von Bentheim vermählt worden war. Durch diesen dynastischen Zusammenschluss suchte man ein
Gegengewicht zu den Machtinteressen der benachbarten Fürstbischöfe zu schaffen.37

3. Die Grafschaft Bentheim und die Einführung der Reformation nach 1540
Die Grafschaft Bentheim geht auf die gleichnamige Burg zurück, die sich um 1020 im Besitz Ottos von
Northeim befand. Gertrud von Northeim ist 1154 als Gräfin von Bentheim genannt. In diesem Jahr
gelangte die Grafschaft über die weibliche Erbfolge an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich
Grafen von Bentheim nannten.38
Die wichtigsten Bentheimer Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Ende des
12. Jahrhunderts gewannen die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten, das fortan als Niedergrafschaft
bezeichnet wurde, hinzu.39 Die Niedergrafschaft Bentheim (nördlicher Teil) gehörte zur Diözese Utrecht,
die Obergrafschaft (südlicher Teil) mit den Klöstern Wietmarschen, Frenswegen und Schüttorf zu Mün-
ster.40
Nach dem Tod Bernhards I. 1421 erlosch die männliche Linie der Bentheimer Grafen. Eine neue Linie
gründete sich auf die Nachkommen von Bernhards Schwester Hadewig, die mit Everwin IV. von Götters-
wick (erw. 1334-1378) verheiratet war. Ihr Enkel, der gleichnamige Everwin von Götterswick (1397-1454),
erbte 1421 die Grafschaft Bentheim und durch die Eheschließung mit Mette von Steinfurt († 1420) die
benachbarte Herrschaft Steinfurt,41 die als Enklave innerhalb des Hochstifts Münster lag. 1454 teilte man
Bentheim und Steinfurt in zwei Linien, 1486 wurde Bentheim und neun Jahre darauf Steinfurt zur Abwehr
von Besitzansprüche der Fürstbischöfe von Münster dem Kaiser zu Lehen aufgetragen.42
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts regierte in Bentheim Everwin II. von Bentheim (1461-1530) und in
Steinfurt dessen Vetter Everwin II. von Steinfurt (1461-1498). Erbe in Steinfurt wurde 1498 Everwins von

35 Siehe unten, S. 241 Anm. a.
36 Lingen war bereits seit 1526 ein Lehen des Herzogtums
Geldern. 1555 fiel es an König Philipp II. von Spanien,
1597 wurde es von Moritz von Oranien besetzt und von
1605 bis 1632 war es wieder bei Spanien, Behr, Verlust,
S. 7-44; Homann, Lingen, S. 59-68; zu Bentheim,
Anna von Tecklenburg, S. 79; von Oer, Oranien-Nassau,
S. 257-262; Wolf, Entstehung, S. 25-29; Wolf, Einfluß,
S. 96; Neuser, Kirchengeschichte, S. 108f.; Rohm/
Schindling, Tecklenburg, S. 187f., 193-195.
37 Zu Bentheim, Anna von Tecklenburg, S. 79.
38 Details zur frühen Geschichte bei Veddeler, Entwick-
lung, S. 11-44, bes. S. 41f.

39 Ebd., S. 45-48; Marra, Allianzen, S. 25-28.
40 Veddeler, Entwicklung, S. 67-71; Specht, Hein-
rich, Kloster und Stift Wietmarschen. Eine Siedlung am
Südrande des Bourtanger Hochmoores (Das Bentheimer
Land 39), Nordhorn 1951; Kohl, Wilhelm, Regesten
aus dem Archiv des Klosters und Stiftes Wietmarschen
(Das Bentheimer Land 80), Nordhorn 1973; Dolle,
Klosterbuch 1, S. 423-431 (Frenswegen), S. 1360-1362
(Schüttorf), S. 1529-1535 (Wietmarschen).
41 Veddeler, Geschichte, S. 9-17, 78f.
42 Ders., Entwicklung, S. 82f.

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