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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0253
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Einleitung

6. Die Religionspolitik nach der Landesteilung 1606
Nach Arnolds II. Tod 1606 wurde die Grafschaft Bentheim unter seine Söhne in die Linien Bentheim-
Tecklenburg (Adolf 1577-1623), Bentheim-Bentheim (Arnold Jost 1580-1643) und Bentheim-Steinfurt
(Wilhelm Heinrich 1584-1632) geteilt.108 Die Junggrafen waren in reformiertem Glauben erzogen worden
und blieben nach ihrer Regierungsübernahme bei diesem Bekenntnis. Die Regentschaft übten sie zunächst
gemeinsan aus, erst 1619 setzten sie die Erbteilung um.109
7. Einrichtung des Steinfurter Ehegerichts 7. Oktober 1606 (Text S. 306)
Ein Zeugnis ihrer gemeinsamen Regierung ist ein Mandat, mit dem die Bentheimer Grafen in Steinfurt ein
Ehegericht installierten. Adolf und seine Brüder hielten darin fest, dass Ehesachen nicht länger vor das
geistliche Konsistorium des zuständigen Bischofs oder an Zivilgerichte gebracht, sondern von einem beson-
deren Ehegericht entschieden werden sollten. Als Eherichter wurden Werner Brewer, der Kanzler Graf
Wilhelm Heinrichs in Burgsteinfurt, Johann Pagenstecher, Jurist und Professor am Arnoldinum, Conrad
Vorstius, dortiger Theologieprofessor und Inspektor des Bentheimer Kirchenwesens, sowie der Bentheimer
Hofprediger Johann Kemener, bestellt. Neben der Entscheidung in eherechtlichen Belangen, oblag ihnen
auch die Examination und Anstellung der Pfarrer und Prediger. Das Steinfurter Ehegericht besaß damit ein
Aufgabenspektrum, das dem eines Kirchenrats gleichkommt.110
8. Die Bentheimer Artikel

8a. Bentheimer Glaubensartikel [März 1613] (Text S. 308)
8b. Bestätigung des Heidelberger Katechismus 29. April 1617 (Text S. 311)
8c. Bestätigung der Glaubensartikel 8. November 1619 (Text S. 313)
Das reformierte Kirchenwesen der Grafschaft Bentheim folgte den organisatorischen Strukturen der Kur-
pfalz. Bekenntnisgrundlage war der Heidelberger Katechismus, neben den 1613 die Bentheimer Artikel
traten.111 Die Zwölf Artikel stehen vor dem Hintergrund des arminianischen Streits in den Niederlanden,
der weitreichende Wirkung auf die Kirchenpolitik der Grafschaft Bentheim entfaltete: Unter den nieder-
ländischen Theologen war ein Konflikt eskaliert, bei dem die Anhänger des Jakob Arminius (1560-1609) -
auch Remonstranten genannt -, die eine liberale Form des Reformiertentums vertraten, den Anhängern des
orthodoxen Reformierten Franz Gomarus (1563-1641) - auch Contraremonstranten genannt -, gegenüber-
standen. Auch in der Grafschaft Bentheim gab es Anhänger beider Richtungen: Conrad Vorstius, der am
Burgsteinfurter Arnoldinum seit 1596 Professor für Theologie war, stand auf Seiten der Liberalen und
vertrat seine Überzeugung in Schriften und Lehre, was die Orthodoxen gegen ihn aufbrachte. Auf Betreiben
Graf Arnolds II. musste sich Vorstius bei einer 1599 nach Heidelberg einberufenen Disputation verpflich-
ten, künftig keine remonstrantischen Lehren mehr zu verbreiten. Vorstius blieb im Amt und wurde 1605
Inspektor der Grafschaft und Pfarrer der Stadtkirche in Burgsteinfurt.112 1610 erhielt er einen Ruf an die
Universität Leiden, wo er im Jahr darauf den Lehrstuhl des Jakob Arminius († 1609) übernahm. In Stein-

108 Der Bruder Konrad Gumprecht (1585-1618) wurde Graf
zu Limburg und Friedrich Ludolf (1587-1629) Herr von
Alpen. Die Grafschaft Limburg fiel 1618 an die Linie
Bentheim-Tecklenburg. Vgl. Marra, Allianzen, S. 37-47;
Schaub, Rheda, S. 89f.; Schmidt, Arnold Jost, S. 56f.

109 Veddeler, Geschichte, S. 21f.; Schmidt, Arnold Jost,
S. 56; Smend, Kirchenverfassung, S. 25f.
110 Etwa in Württemberg, Sehling, EKO XVI, S. 413-419.
111 Busch, Bentheimer Artikel, S. 41.
112 Siehe oben, S. 234. Schmidt, Bentheimer Artikel, S. 93-
108; Voort, Abraham Herold, S. 225f.

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