Die Grafschaft Bentheim-Tecklenburg
furt wurde hingegen der orthodoxe Hermann Ravensperg (1586-1625) in das Amt des Inspektors und 1612
auf den theologischen Lehrstuhl des Arnoldinums berufen. Gemeinsam mit Graf Arnold Jost von Bentheim
unternahm er 1612/13 mehrere Visitationsreisen durch die Grafschaft, wobei er die Prediger, die er remon-
strantischer Ansichten verdächtigte, einer intensiven Befragung unterzog. Anlässlisch dieser Visitation ent-
standen auch die Zwölf Artikel (Nr. 8a), die vermutlich von Ravensperg verfasst worden waren.113 Sie
betreffen nur die strittigen Fragen - die Lehre von Gott (Art. 1 und 2) und Jesus Christus (Art. 3-8), die
Taufe (Art. 9), die Prädestination (Art. 10 und 11) sowie die Heilsgewissheit (Art. 12) - für alle übrigen
Lehrfragen blieb der Heidelberger Katechismus die Referenz.114
In den Niederlanden wurde die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern beider theologischer Rich-
tungen erbittert fortgeführt. Auch Graf Arnold Jost von Bentheim sorgte sich um die Einheit seiner Lan-
deskirche und berief am 29. April 1617 einen „conventum solemnem“ nach Bentheim ein, zu dem er alle
Geistlichen seines Landes sowie den Oberkirchenrat115 einbestellte. Er legte ihnen die Zwölf Artikel sowie
den Heidelberger Katechismus vor und ließ sich von allen mit Unterschrift und Handschlag bestätigen, ihre
Lehre ausschließlich nach diesen Bekenntnisschriften auszurichten (Nr. 8b).116
Auf der Dordrechter Synode, die den Richtungsstreit 1618 beendete, wurde der Arminiarismus verur-
teilt und die orthodoxe Position dekretiert. Im folgenden Jahr berief Graf Arnold Jost auf den 8. November
wiederum einen Konvent der Pfarrer, Prediger und des Oberkirchenrats nach Nordhorn ein und verpflich-
tete dort sämtliche Teilnehmer, bei den Zwölf Artikeln „standhaftig zu pleiben, zu leben und zu sterben“
(Nr. 8c).117 Am 3. September 1624 wurden die Artikel schließlich noch ein letztes Mal bestätigt.118 Bis 1651
wurden sie jedem neu berufenen Pfarrer zur Unterschrift, anschließend nur noch zur mündlichen Bestäti-
gung vorgelegt.119 Die 1709 erlassene Bentheimer Kirchenordnung berief sich neben dem Heidelberger
Katechismus auch auf die Zwölf Artikel als Grundlage für Lehre und Predigt und gab sie der Ordnung als
Anhang bei.120
9. Mandat zur Einsetzung des Oberkirchenrats in der Grafschaft Bentheim 13. Oktober 1613 (Text S. 314)
Arnold II. hatte 1605 das Amt des geistlichen Inspektors eingerichtet,121 das Conrad Vorstius bis 1610 und
anschließend Hermann Ravensperg innehatte. Nach Ravenspergs 1614 erfolgtem Ruf an die Universität
Groningen war die Position nicht mehr besetzt worden, und Graf Arnold Jost plante stattdessen, einen
Oberkirchenrat als ständiges kirchliches Aufsichtsorgan zu etablieren.122
113 Smend, Kirchenverfassung, S. 38f.; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 98, 107; ders., Arnold Jost, S. 62-67; Bon-
fleur, Katerberg, S. 117-126; Busch, Bentheimer Arti-
kel, S. 41. Die Zwölf Artikel kursierten in lateinischer und
deutscher Fassung. Sie sind als Handschrift von 1613
überliefert und als Druck im Anhang der Kirchenordnung
von 1709, siehe unten, S. 308 Anm. a.
114 Detaillierte Erläuterung zu den einzelnen Artikeln bei
Schmidt, Bentheimer Artikel, S. 103-107. Vgl. Voort,
Abraham Herold, S. 227-230; Busch, Bentheimer Arti-
kel, S. 42.
115 Zum Oberkirchenrat siehe unten, Nr. 9.
116 Smend, Kirchenverfassung, S. 39; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 93, 98; Voort, Abraham Herold, S. 227f.;
Busch, Bentheimer Artikel, S. 41f.
117 Smend, Kirchenverfassung, S. 39; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 94-98.
118 Abdruck im Anhang der Kerkenordre der Graafschap
Benthem, Utrecht 1709, S. 80-82; Bentheimsche Kirchen-
ordnung nebst Anhang, S. 75f.
119 Smend, Kirchenverfassung, S. 39; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 98; Busch, Bentheimer Artikel, S. 43.
120 Kerkenordre der Graafschap Benthem, Utrecht 1709. Vgl.
Müller, Bekenntnisschriften, S. LVI; Schmidt, Bent-
heimer Artikel, S. 99.
121 Siehe oben, S. 234.
122 Die Protokolle des Oberkirchenrats sind erhalten im NLA
StaatsA Aurich, Rep. 135 Nr. 149, Bd. I-VI (1613-1806).
Vgl. Cuno, Gedächtnisbuch 5, S. 10, 13; Neuser/Dör-
ner, Kirchenordnung, S. 8; Schaub, Rheda, S. 90; Ja-
cobson, Geschichte der Quellen 1844, S. 406, 422; Goe-
ters, Reformation in der Grafschaft Bentheim, S. 66;
Dresbach, Kirchengeschichte, S. 490.
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furt wurde hingegen der orthodoxe Hermann Ravensperg (1586-1625) in das Amt des Inspektors und 1612
auf den theologischen Lehrstuhl des Arnoldinums berufen. Gemeinsam mit Graf Arnold Jost von Bentheim
unternahm er 1612/13 mehrere Visitationsreisen durch die Grafschaft, wobei er die Prediger, die er remon-
strantischer Ansichten verdächtigte, einer intensiven Befragung unterzog. Anlässlisch dieser Visitation ent-
standen auch die Zwölf Artikel (Nr. 8a), die vermutlich von Ravensperg verfasst worden waren.113 Sie
betreffen nur die strittigen Fragen - die Lehre von Gott (Art. 1 und 2) und Jesus Christus (Art. 3-8), die
Taufe (Art. 9), die Prädestination (Art. 10 und 11) sowie die Heilsgewissheit (Art. 12) - für alle übrigen
Lehrfragen blieb der Heidelberger Katechismus die Referenz.114
In den Niederlanden wurde die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern beider theologischer Rich-
tungen erbittert fortgeführt. Auch Graf Arnold Jost von Bentheim sorgte sich um die Einheit seiner Lan-
deskirche und berief am 29. April 1617 einen „conventum solemnem“ nach Bentheim ein, zu dem er alle
Geistlichen seines Landes sowie den Oberkirchenrat115 einbestellte. Er legte ihnen die Zwölf Artikel sowie
den Heidelberger Katechismus vor und ließ sich von allen mit Unterschrift und Handschlag bestätigen, ihre
Lehre ausschließlich nach diesen Bekenntnisschriften auszurichten (Nr. 8b).116
Auf der Dordrechter Synode, die den Richtungsstreit 1618 beendete, wurde der Arminiarismus verur-
teilt und die orthodoxe Position dekretiert. Im folgenden Jahr berief Graf Arnold Jost auf den 8. November
wiederum einen Konvent der Pfarrer, Prediger und des Oberkirchenrats nach Nordhorn ein und verpflich-
tete dort sämtliche Teilnehmer, bei den Zwölf Artikeln „standhaftig zu pleiben, zu leben und zu sterben“
(Nr. 8c).117 Am 3. September 1624 wurden die Artikel schließlich noch ein letztes Mal bestätigt.118 Bis 1651
wurden sie jedem neu berufenen Pfarrer zur Unterschrift, anschließend nur noch zur mündlichen Bestäti-
gung vorgelegt.119 Die 1709 erlassene Bentheimer Kirchenordnung berief sich neben dem Heidelberger
Katechismus auch auf die Zwölf Artikel als Grundlage für Lehre und Predigt und gab sie der Ordnung als
Anhang bei.120
9. Mandat zur Einsetzung des Oberkirchenrats in der Grafschaft Bentheim 13. Oktober 1613 (Text S. 314)
Arnold II. hatte 1605 das Amt des geistlichen Inspektors eingerichtet,121 das Conrad Vorstius bis 1610 und
anschließend Hermann Ravensperg innehatte. Nach Ravenspergs 1614 erfolgtem Ruf an die Universität
Groningen war die Position nicht mehr besetzt worden, und Graf Arnold Jost plante stattdessen, einen
Oberkirchenrat als ständiges kirchliches Aufsichtsorgan zu etablieren.122
113 Smend, Kirchenverfassung, S. 38f.; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 98, 107; ders., Arnold Jost, S. 62-67; Bon-
fleur, Katerberg, S. 117-126; Busch, Bentheimer Arti-
kel, S. 41. Die Zwölf Artikel kursierten in lateinischer und
deutscher Fassung. Sie sind als Handschrift von 1613
überliefert und als Druck im Anhang der Kirchenordnung
von 1709, siehe unten, S. 308 Anm. a.
114 Detaillierte Erläuterung zu den einzelnen Artikeln bei
Schmidt, Bentheimer Artikel, S. 103-107. Vgl. Voort,
Abraham Herold, S. 227-230; Busch, Bentheimer Arti-
kel, S. 42.
115 Zum Oberkirchenrat siehe unten, Nr. 9.
116 Smend, Kirchenverfassung, S. 39; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 93, 98; Voort, Abraham Herold, S. 227f.;
Busch, Bentheimer Artikel, S. 41f.
117 Smend, Kirchenverfassung, S. 39; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 94-98.
118 Abdruck im Anhang der Kerkenordre der Graafschap
Benthem, Utrecht 1709, S. 80-82; Bentheimsche Kirchen-
ordnung nebst Anhang, S. 75f.
119 Smend, Kirchenverfassung, S. 39; Schmidt, Benthei-
mer Artikel, S. 98; Busch, Bentheimer Artikel, S. 43.
120 Kerkenordre der Graafschap Benthem, Utrecht 1709. Vgl.
Müller, Bekenntnisschriften, S. LVI; Schmidt, Bent-
heimer Artikel, S. 99.
121 Siehe oben, S. 234.
122 Die Protokolle des Oberkirchenrats sind erhalten im NLA
StaatsA Aurich, Rep. 135 Nr. 149, Bd. I-VI (1613-1806).
Vgl. Cuno, Gedächtnisbuch 5, S. 10, 13; Neuser/Dör-
ner, Kirchenordnung, S. 8; Schaub, Rheda, S. 90; Ja-
cobson, Geschichte der Quellen 1844, S. 406, 422; Goe-
ters, Reformation in der Grafschaft Bentheim, S. 66;
Dresbach, Kirchengeschichte, S. 490.
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