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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0268
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Bentheim-Tecklenburg

Dedication

Adolph, Graffe zu Bentheim, Teckleburg, Steinfurt
und hohen Limburg, Herr zu Rheda, Wevelingho-
ven, Hoya, Alpen und Helffenstein, Freyherr zu
Lenep, Erbvogt zu Cölln.
Unsern Vätterlichen willen nechst wündschung aller
zeitlichen unnd ewigen wolfahrt von Gott dem All-
mächtigen zuvor, Wolgeborne, freundliche, liebe
Söne unnd Töchter7. Man lieset im zweiten Buch
der Könige am 22. Cap., v. 8, daß der fromme Kön-
ig in Juda, Iosias8, sich so hoch erfreuwet habe, als
ihme sein Schreiber Saphan das Gesetzbuch, welches
ime der Hohepriester Hilkia gelieffert, underthä-
nigst praesentirt hat, daß Er auch zu vermehrung
seiner Freuwde unnd daß seine Underthanen mit
Ihme erbawet werden mögten, gantz Juda für | sich
bescheiden und für ihren Ohren alle worte deß Ge-
setzes verlesen9 unnd darauff Gott zu lob unnd preiß
ein stattliches Osterfest halten lassen10, darauff die
Höhen abgeschaffet11 unnd die Ehrene Schlange,
welche Gott selbst, Num. 21, ver. 8, dem Mosi auff-
zurichten befohlen hatte, weil das Volck damit Ab-
götterey triebe, zu zerbrechen12 ernstlich anbefohlen
und doch bey solcher seiner frewde auch grosse mit
unterlauffende trawrigkeit an seinem Hertzen emp-
funden habe, Als er die grobe Sünden seiner Vorel-
tern, welche den Herrn irer Vätter verlassen und
den Astharoth und Baalim gefolget13 und also den
Zorn und Straffe Gottes uber sich und das gantze
Jüdische Volck erwecket und gereitzet hatte14, gott-
seliglich betrachtete. | Bey dieser Gottseligen nach-
sinnung ist er also bewogen worden, daß er seine

7 Adolfs Söhne Moritz, Graf zu Tecklenburg (1615-1674)
und Friedrich Ludwig (1617-1643) sowie Töchter Sibyl-
la Julia († 1647) und Renata († 1649).
8 Zum Vergleich reformierter Fürsten mit König Josia sie-
he Neuser/Dörner, Kirchenordnung, S. 269 Anm. 4.
9 2Kön 23,2.
10 2Kön 23,21-23.
11 2Kön 23,19.
12 2Kön 18,4; 23,12-15.
13 Ri 3,7; 2Kön 23,4.6.
14 2Kön 22,16-17.

Kleyder zerrissen und sich von gantzem Hertzen für
seinem Gott und Herrn gedemütiget hat. Da ließ
Gott der Herr sich durch deß Iosiae gottseligen eif-
fer unnd hertzliche Demuth also erweichen und er-
bitten, daß er die Straffe, so uber das Jüdische Volck
ergehen solte, bey seinen zeiten stillete und zurück
hielte15.
Auß ebenmessigem Christlichem Eiffer unnd
Trieb deß H[eiligen] Geistes hat der Wolgeborner,
unser Hochgeliebter, inn Gott ruhender Herr Vat-
ter16, gottseligen Angedenckens, in den hochbe-
schwerlichen Zeiten mit hindansetzung aller für Au-
gen schwebender Gefahr alle unnd jede in Kirchen
unnd Schulen | eingerissene Mißbräuche abgeschaf-
fet und alles, wie es zu zeiten deß Herrn Christi Jesu
und der H. Aposteln gewesen ist, widerumb einge-
führet und angeordnet, Auch darauff in dem wun-
derbarlichen Jahre 1588 eine auß Gottes wort ge-
zogene und mit grossem fleisse verfaste
Kirchenordnung zu Papyr bringen und seiner wolse-
ligen L[iebden] Graff- und Herrschaften Predigern
und Kirchen hin und wider zustellen lassen, Warzu
dann nicht weniger die auch wolgeborne unsere
hertzgeliebte Fraw Mutter17 als letzte deß Gräfli-
chen Newenarschen Namens und Stammes mit ih-
rem löblichen Eiffer uber die ware, reformirte und
dem heiligen worte Gottes ähnliche Religion unnd
Lehr, darinnen ihr L. erzogen, Auch dero löb- | liche
Vorfahren18 Leib, Gut unnd Blut bey auffgesetzet,
so viel an ihr L. gewesen und sich gebüren wollen,
geholffen und an gotseligem fleisse nicht ersit-
zen19 lassen.

15 2Kön 22,11.18-20.
16 Arnold II. von Bentheim (1554-1606), siehe oben,
S. 227.
17 Magdalena (1551-1627), die Gemahlin Arnolds II., war
1619 die letzte Nachfahrin der Grafen von Neuenahr, da
ihr Bruder Adolf 1589 ohne Nachkommen verstorben
war.
18 Magdalenas Eltern waren Gumprecht IV. von Neuen-
ahr-Alpen (reg. 1530-1555) und seine Frau Amöna von
Daun-Falkenstein († ca. 1582), Forsthoff, Kirchen-
geschichte 1, S. 293.

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