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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0304
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B entheim-Tecklenburg

gute ordnung gehalten werde, zum ersten außgehen,
daß die andere desto baß von seinem Dienst, leben
und wandel sich underfragen mdgen, und sol einer
auß inen dem Praesidi, wenn er wider eingeruffen,
was seinent halben in seinem abwesen beschlossen,
ansagen, welche Ordnung mit andern also sol gehal-
ten werden. Da aber Notoria facinora fürhanden,
sollen der Obrigkeit angegeben werden.
Zum dritten Sol der Praeses einen jedern Diener fra-
gen, ob auch die Consistoria und Conventus in iren
Kirchen gehalten und die disciplina Ecclesiastica
getrieben werde, ob sie auch einigen Streit mit Ket-
zern oder zweiffel in einigem Hauptpuncten der

Lehr haben, ob auch die Armen nach nothturfft ver-
sorget und die Schulen 11671 underhalten werden,
Letztlich, ob sie in der regierung ihrer Kirchen auch
anderer Diener rath, hülff und beistandt von nüten
haben, unnd dergleichen dingen mehr etc.
Zum letzten: Wann diese dingen also ordentlich ver-
handelt, so sol das ort deß künfftigen Synodi er-
nendt werden, Unnd der Praeses sol am ende der
versamblung die Dancksagung und das Gebett
thun. Die zeit und ort, wann und wo der Synodus
gehalten sol werden, sol uns zeitlich zuvor vermeldet
werden, darmit wir dem gantzen Actui einen oder
mehr bequeme Personen zuordnen mügen. 11681

X. Hauptstück
Von besuchung der Krancken

Es spricht der heilige Apostel Paulus, Act. 20, v. 27,
zu den Eltesten von Epheso: Ich habe nichts ver-
halten205, das da nützlich ist, das ich euch nit ver-
kündigt hette und euch gelehret offentlich und son-
derlich. Item ver. 31: Ich hab nit abgelassen, einem
jeglichen drey Jahr tag unnd nacht mit Trünen zu-
vermahnen; Mit welchen worten der Apostel wil zu-
verstehen geben, daß es der Kirchendiener Ampt
sey, nicht allein offentlich1, sondern in den Häusern,
und sonderlich, wie das die notturfft erfordert unnd
die gelegenheit gibt, die Christen zu lehren, zu straf-
fen unnd zu trüsten.
°Dieweil aber nun der Mensch zu keiner andern
zeit der lehr und deß trostes 11691 mehr von nüten
hat, dann wann er von Gott durch allerley wider-
wertigkeit, als da seindt kranckheiten und derglei-
chen, heimgesucht wirdt, fürnemblich aber, wann er
in Todtesnüten ist (dann alßdann sein Gewissen
mehr beängstiget), dieweil er fühlet, daß er für das
Urtheil Gottes gefürdert wirt; Auch von wegen der
anläuffe und anfechtung deß Teuffels, welcher alß-
dann mit gewalt ihme zusetzt, auff daß er das
krancke unnd betrübte Hertz gar vertrucken206 und
1 NB.
°-° Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S. 401-403.

in abgrundt der verzweiffelung stürtzen müchte, So
sollen die Diener der Kirchen mit allem mitleiden,
treuw unnd fleiß die betrübte Hertzen trüsten unnd
sie zu dem Sohne Gottes durch die verkündigung
deß heiligen Evangeliums weisen, 11701 der inen hülff
verspricht, Matt. 11, v. 28: Kommet alle zu mir, die
ihr beschwert unnd beladen seydt, ich wil euch er-
quicken.
Wiewol nun alle Krancken unnd bekümmerte
nicht einerlei anligen haben unnd derhalben auch
kein solcher trost beschrieben werden kan, der auff
die gestalt und umbstandt eines jeden anligen ge-
richtet sey, so sollen dannoch dise nachfolgende
Hauptstücke und Lehr gemeinlich allen Krancken
fürgetragen werden.
Zum ersten: Daß alle kranckheiten, gebrechen und
elendt nicht ohn gefehr, Sondern von Gott dem
Herrn umb unser Sünde willen, daß wir die als die
ursach alles unsers elendts recht erkennen, zuge-
schickt werden. Dann wo wir ohn Sünd weren, so
hette weder Todt 11711 noch einigerlei kranckheit an
uns etwas mügen schaffen. Der Sünden Solt, spricht
205 Unterlassen.
206 Bedrängen.

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