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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0308
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Bentheim-Tecklenburg

Exempel zu spiegelen unnd hinfüro mit der Gemei-
ne, dieweil sie noch gesundt unnd starck sein, fleis-
sig zur Kirchen gehen, die Sacramenten empfangen
und sich Christlich, sowol gesundt als kranck, ver-
halten, damit dem Diener keine ursach gegeben wer-
de, sich gleicher gestalt von ihme, wie bey den ver-
storbenen geschehen, abzusondern und ihrer
Begrübnuß nit beyzuwohnen.
Welche aber in der gemeinschafft Christi und der
Kirchen verscheiden und diese gemeinschafft auch
in ihrem ende bekennen, die sol man ehrlich zur Be-
11861 grübnuß in aller stille, one alles gesang auff der
Gassen unnd ohne alle Papistische und aberglaubi-
sche Ceremonien218 an den Platzen, dazu verordnet,
zur Erden bestatten.
4Damit aber der abgestorbenen Begrlbnuß uns
nützlich gehalten werde, mag man erstlich mit einer
Glocken leuten, daß hiemit die Leut, so die Leich
zur begräbnuß begleiten wollen, ein zeichen der zeit
irer versamblung haben mdgen. Und sol in solchem
leutten gleicheit mit reichen und armen geschehen
und gehalten werden.
Darnach, wenn der Leichnam begraben ist, sol
der Kirchendiener in der Kirchen unnd nit auff oder
bey dem Grab dem Volcke einen ort auß der heiligen
Schrifft, der zu dem gegenwertigen 1187 | handel die-
net, mit folgender Praefation vorlesen:
Lieben freunde, wir haben jetzt, wie wir trostlicher
zuversicht seindt, ein Mitgliedt unsers Herrn Jesu
Christi auß Christlicher liebe zur Begräbnuß beglei-
tet. Damit wir nun nicht one underricht unnd trost
abtretten, wollen wir hören die worte deß H. Apo-
stels Pauli oder deß H. Evangelisten N., also lau-
tende.
Darauff sol er eine kurtze Predigt oder verma-
nung thun und sich deß ubrigen lobens der abge-
storbenen enthalten, damit die Leichpredigten nit in
ein mißbrauch gerahten'. Wo aber Gott der Herr an
den abgestorbenen etwan besondere gnad in ihrem
leben und ster-11881 ben bewiesen unnd uns in der-
tH Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 406.
u-u Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 407f.
218 Katholische Begräbnisriten.

selben deß glaubens und lebens Exempel fürgestelt,
Da mögen die Diener solche gnade mit mässiger
gotsförchtiger erzehlung zum preiß Gottes unnd
besserung der Gemein rühmen. Man mag auch für
der Leichpredigt in der Kirchen: Mitten wir im Le-
ben sein etc.,219 Oder ein ander geistlich Liedt sin-
gen, wie auch nach der Predigt, wann das Gebett
gethan ist, unter welchem letzten Gesang die Al-
musen sollen gesamblet werden, und darnach sol der
Diener den Segen220 sprechen und also die Gemeine
im friede gehen lassen:
uAlmechtiger, ewiger, barmhertziger Gott und Vat-
ter, Wir dancken dir, daß du uns nit allein das leib-
liche, zeitliche leben hast gegeben und bißher erhal-
11891 ten, sondern auch das geistliche und ewige Le-
ben in uns angefangen, nach dem du uns also gelie-
bet, daß du deinen eingeborn Sohn für uns in den
todt gegeben, auff daß wir alle, die an in glauben,
nicht verloren werden, sondern das ewige Leben het-
ten221 unnd uns zu der seligen gemeinschafft deines
lieben Sohns Jesu Christi, durch dein Wort vom hei-
ligen Geiste beruffen, Auch uns bißhero gnädig wi-
der allen gewalt und list deß bösen Leinds darin er-
halten und unsere Hertzen mit gewissem trost und
hoffnung versichert hast, daß uns der zeitliche Todt
ein eingang in das himlisch unnd ewige Leben sey,
Wir bitten dich auch, gütiger Gott und Vatter, du
wollest in uns bestettigen und volenden, das du in
uns angefangen 11901 hast. Vergib uns alle unsere
sünden und erlöse uns von dem ewigen Todte umb
deines lieben Sohns Jesu Christi willen und tödte in
uns durch die gnad deines H. Geists je lenger, je
mehr unsere sündliche art und natur, biß du uns
endtlich von aller sünd und trübsal erledigest. Gib,
daß wir mit festem glauben uns trösten der fröhli-
chen aufferstehung unsers fleisches zur ewigen her-
ligkeit. Stehe uns bey und rette uns wider alle ver-
suchung und anlauff deß bösen Leindts unnd die
schwacheit unsers eignen fleisches, sonderlich, wenn
wir auß disem leben sollen scheiden. Hilff, daß wir
219 Luther, Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3.
220 Num 6,24-26.
221 Joh 3,16.

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