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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0318
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Bentheim-Tecklenburg

Die sich aber des teufflischen, uberglaubischenn
unnd gottlosen rathsuchens, nachfragens bei denn
vermeinten wahrsagern, segenernn unnd zaubern er-
holen unnd von denen hülff und trost suchen, denen
soll daßelbig hiemit zu thun bei verliehrung leibes
unnd gutts nicht weiniger alß auch denen, welche
sich solcher | gottloser stück befleißenn, das arme,
schlechte21 volck von Gott unnd seinem worth ab-
ziehenn, hergegenn zum teuffell unnd lugen verfüh-
rischer weiße anlaß gebenn, austrucklich verbottenn
sein. Unnd sollen alle gottsalige seelsörger, lehrer
unnd predicanten mit vermhanung unnd lehr gött-
liches worts, auch mit scherffung der gebottenn
Gotts die leute zur gottesfurcht anweisen unnd flei-
ßich davon abmhanen.
Es sollenn aber hiemit die vorheer begangene
wiedersetzungen und ungehorsame ubertrettungen
nicht nachgegeben unnd queit gescholdenn22 sein,
sondern unsere drosten, beamptenn unnd dienere
sollen dieselbe ernstlichen in geltt- unnd also anse-
henliche straff nhemmen, das sie sich dadurch pe-
ßeren, einander auch an sollichem exempel sich spie-
gele unnd vor dergleichen sich zuhüten lerne,
darnach sich ein jeder zu verhuetung seines scha-
denns hatt zurichtenn.
Geben uff unserm schloß Bentheim unter unserm
hierauff getrückten gräflichen angebornem secret
am ersten tagh des monats Octobris nach Christi,
unsers lieben hern, geburtt im sechszehenhundertt
unnd erstem jahre etc. etc. etc.
Sodann nach angemeldeten dato biß zu wolgebornen
unsers gottsel. lfieben] hern vatters sterbtage23
gantz christ- unnd wolmeinendtlich zu mehrmhalen
erwiedert24, auch durch uns unnd unsere hern ge-
brüdere23 in unserer zusampt stehender regierung
ebenfals repetirtt unnd verbotten wordenn, dannoch
21 Schlichte, einfache.
22 Für quitt und erledigt erklärt werden, Grimm, DWb
13, Sp. 2378f.
23 Arnold II. von Bentheim starb am 11. Januar 1606.
24 Wiederholt, Grimm, DWb 3, Sp. 1063.
25 Arnold Jost (1580-1643), Wilhelm Heinrich (1584-
1632), Konrad Gumprecht (1585-1618), Friedrich Lu-
dolf (1587-1629).

spüren wir unnd erfharen leider, das diesem allenn
von unsern underthonen in unsere graf- [und] herr-
schafft emptern, stetten, auch dörfferen geseßenn,
ubersetz-26 und frevelmütig-1 lich zugegenn gehand-
let unnd also die gerechte straffenn unnd zorn Got-
tes erreget unnd uffgeladenn werdenn.
Weill aber anjetzo uns dieße herschafft Rheda
von dem almechtigen (der uns auch dabei gesege-
nenn unnd langwirich erhalttenn wolle) zum regi-
ment gnedigst untergeben unnd befholenn, wir auch
dieselbe empfangenn unnd ahngefehrdet ha-
benn2', aber dabei uns ebenfals gnedich zuentsinnen
wißen, was uns damit fur eine bürde unnd last durch
den almogenden zu- und uffgelegtt worden also
unnd dergestaltt, das wir nichtt alleine gehaltten
unnd in unserm gewißen verstrickt sein, das leibli-
che wolgedeyen aller unserer underthonen mit
schützungh der guten unnd straff der bosen aller-
seits zusuchenn, eußersten vermogens unnd unserer
bester verstendnuß nach gnedich zupromovieren,
sondern auch, was das gewißen betreffen thut, mit
zubesorgen unnd in hoheste acht zu nhemmen, das
nemblich nach dem spruch der alten uns salus po-
puli, das ist das wolergehenn unserer underthonenn,
so woll ahnn seell alß leib eußerst angelegenn sein
muß, welches dan ebenfals offtwolg[eboren] unsern
geliebtenn hern vatter, gottsel. angedenckens, zum
herzen unnd gemüth gantz christlich gangen, in
deme i. 1. dieß vorgelesenes unnd andere edicta ab-
kunden unnd publicieren, auch gegen die mißhend-
ler mit angedrewten unnd zu recht gebührenden an-
sehenlichen straffen verfahren laßen, alß wollenn
wir ebenfals hiemit sollich edict seines wortlichen
einhaltts28 hieselbsten deutlich erholet29 unnd woll
ernstlich befholenn habenn, sich angeregter ergerli-
chen, hohenn schandtstücken unnd vergrieffen30
gantz unnd zumhall zuenthaltten, so lieb inen ist
und sein soll ihrer sehlenn | heill unnd salicheit,
26 Übersetzlich = sich über etwas hinwegsetzen.
27 Die Herrschaft Rheda war 1365 an die Grafen von Teck-
lenburg und 1562 an die Grafen von Bentheim gefallen,
siehe oben, S. 221.
28 Inhalts.
29 Siehe oben, Anm. 24.
30 Übeltaten, Grimm, DWb 25, Sp. 492.

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