Einleitung
Bekenntnis solle er nicht abweichen und sich keiner „Sekte“ anschließen. Komme er diesen Pflichten nicht
nach, drohe ihm die Amtsenthebung.
3. Die Verbindung zu den Grafenhäusern Hoya und Ostfriesland und die Einführung
der Hoyaer Kirchenordnung 1573/74
1568 wurde die Rietberger Erbtochter Armgard mit Graf Erich von Hoya (1535-1575)30 verheiratet, der
somit Landesherr der kleinen Emsgrafschaft Rietberg wurde. Im gleichen Jahr war auch Armgards Mutter
Agnes eine zweite Ehe eingegangen, und zwar mit Erichs Bruder Otto VIII. (1530-1582). Das Rietberger
Grafenhaus war somit eng mit den Grafen von Hoya verbunden.
Erich von Hoya setzte das unter Agnes von Rietberg begonnene Reformationswerk in der Grafschaft
fort. 1570 erwirkte er, dass die Kapelle in Mastholte mit Taufstein und Friedhof versehen wurde, fünf Jahre
später ließ er auch die Kapelle in Verl in den Rang einer Pfarrkirche erheben.36 Am 1. Februar 15733' erließ
Erich eine Kirchenordnung für die Grafschaften Hoya und Rietberg sowie das mit Rietberg verbundene
Harlingerland.38 Dieses Werk basierte auf einer älteren, nicht überlieferten Hoyaer Ordnung sowie auf
einigen in der Kirchenordnung von 1573/74 ausdrücklich genannten Mandaten des Grafen. Möglicherweise
wurde auch die Ordnung des Stifts Verden von 1572 und die des Fürstentums Lüneburg von 156439 als
Vorlage benutzt.40
Die Kirchenordnung von 1573/74 umfasst 27 Kapitel zu Amts- und Lebensführung sowie Unterhalt der
Pfarrer, Prediger und Küster, Zeremonien für Taufe und Abendmahl, Krankenbesuch und Eheeinsegnung,
den geltenden Festtagen, Anweisungen zur Armenfürsorge und für das Schulwesen sowie Maßnahmen
gegen Fluchen, Zauberei, Wucher, Gotteslästerung, Sekten, Glücksspiel und übermäßiges Trinken.41 An
einigen Stellen nahm Erich von Hoya direkten Bezug auf die Verhältnisse in der Grafschaft Rietberg.42
1581 erließ Otto VIII. von Hoya, der zweite Mann der Rietberger Gräfin Agnes, eine neue Kirchenord-
nung43, die auf derjenigen von 1573/74 basierte. Da die Erbtochter Walburgis seit 1581 mit Enno III.44 von
Ostfriesland verheiratet war und dieser somit Landesherr in Rietberg geworden war, erlangte Ottos Kir-
chenordnung von 1581 dort folglich keine Gültigkeit.
35 Zu Erich von Hoya vgl. Lüpkes, Kirchen Ordnungk,
S. 73.
,3b Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 53-
55; ders., Hagemann, S. 118f.; Beine, Vor 400 Jahren,
S. 91.
37 Die Vorrede ist auf den 1. Februar 1573 datiert, das Titel-
blatt hingegen mit 1574 ausgezeichnet, am Schluss ist die
Ordnung auf 3. Juni 1574 datiert, vgl. Lüpkes, Kirchen
Ordnungk, S. 69; Hinrichs, Rainer, Erste Kirchenord-
nung von 1574. Graf Erich von Hoya ordnete kirchliche
Vorgänge im Harlingerland, in: Friesische Heimat 2014.
38 Abdruck in Sehling, EKO VII/1, S. 725-751 und Lüp-
KES, Kirchen Ordnungk, S. 11-61. Zur Approbation und
Einführung der Ordnung im Harlingerland siehe Seh-
ling, EKO VII/1, S. 358.
39 Abdruck in Sehling, EKO VI/1, S. 533-575.
40 Sehling, EKO VII/1, S. 258.
41 Vgl. ebd., S. 358; Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes
Baptista, S. 13f.
42 Sehling, EKO VII/1, S. 727: „Wir wollen auch hinvor-
der die preisterwihung oder -ordnunge in unser kirche
alsobalde nach der examination in den hauptpfarrkirchen
Newenburch, Rittperg oder Esenß vor offentlicher
gemendte zu geschehen, inmaßen solcheß in der christli-
chen universität zue Wittemberg gebreuchlich und gehal-
ten wird“. Ebd., S. 744: „So auch in unser graffschaft Rit-
pergh eine unordnung ist, wanner die braut den folgenden
tag zur kirchen gefuhret werden soll, ein jufferenabend
gehalten wird“.
43 „Kirchenordnung, wie es in religionssachen ... in den
graffschaften Hoya und Bruichausen einmütig gehalten
werden sol“. Abdruck in Sehling, EKO VI/2, S. 1128-
1203. Vgl. Lüpke, Kirchen Ordnungk, S. 76f.
44 Zu Enno III. von Ostfriesland siehe König, Verwaltungs-
geschichte, S. 472-477.
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Bekenntnis solle er nicht abweichen und sich keiner „Sekte“ anschließen. Komme er diesen Pflichten nicht
nach, drohe ihm die Amtsenthebung.
3. Die Verbindung zu den Grafenhäusern Hoya und Ostfriesland und die Einführung
der Hoyaer Kirchenordnung 1573/74
1568 wurde die Rietberger Erbtochter Armgard mit Graf Erich von Hoya (1535-1575)30 verheiratet, der
somit Landesherr der kleinen Emsgrafschaft Rietberg wurde. Im gleichen Jahr war auch Armgards Mutter
Agnes eine zweite Ehe eingegangen, und zwar mit Erichs Bruder Otto VIII. (1530-1582). Das Rietberger
Grafenhaus war somit eng mit den Grafen von Hoya verbunden.
Erich von Hoya setzte das unter Agnes von Rietberg begonnene Reformationswerk in der Grafschaft
fort. 1570 erwirkte er, dass die Kapelle in Mastholte mit Taufstein und Friedhof versehen wurde, fünf Jahre
später ließ er auch die Kapelle in Verl in den Rang einer Pfarrkirche erheben.36 Am 1. Februar 15733' erließ
Erich eine Kirchenordnung für die Grafschaften Hoya und Rietberg sowie das mit Rietberg verbundene
Harlingerland.38 Dieses Werk basierte auf einer älteren, nicht überlieferten Hoyaer Ordnung sowie auf
einigen in der Kirchenordnung von 1573/74 ausdrücklich genannten Mandaten des Grafen. Möglicherweise
wurde auch die Ordnung des Stifts Verden von 1572 und die des Fürstentums Lüneburg von 156439 als
Vorlage benutzt.40
Die Kirchenordnung von 1573/74 umfasst 27 Kapitel zu Amts- und Lebensführung sowie Unterhalt der
Pfarrer, Prediger und Küster, Zeremonien für Taufe und Abendmahl, Krankenbesuch und Eheeinsegnung,
den geltenden Festtagen, Anweisungen zur Armenfürsorge und für das Schulwesen sowie Maßnahmen
gegen Fluchen, Zauberei, Wucher, Gotteslästerung, Sekten, Glücksspiel und übermäßiges Trinken.41 An
einigen Stellen nahm Erich von Hoya direkten Bezug auf die Verhältnisse in der Grafschaft Rietberg.42
1581 erließ Otto VIII. von Hoya, der zweite Mann der Rietberger Gräfin Agnes, eine neue Kirchenord-
nung43, die auf derjenigen von 1573/74 basierte. Da die Erbtochter Walburgis seit 1581 mit Enno III.44 von
Ostfriesland verheiratet war und dieser somit Landesherr in Rietberg geworden war, erlangte Ottos Kir-
chenordnung von 1581 dort folglich keine Gültigkeit.
35 Zu Erich von Hoya vgl. Lüpkes, Kirchen Ordnungk,
S. 73.
,3b Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 53-
55; ders., Hagemann, S. 118f.; Beine, Vor 400 Jahren,
S. 91.
37 Die Vorrede ist auf den 1. Februar 1573 datiert, das Titel-
blatt hingegen mit 1574 ausgezeichnet, am Schluss ist die
Ordnung auf 3. Juni 1574 datiert, vgl. Lüpkes, Kirchen
Ordnungk, S. 69; Hinrichs, Rainer, Erste Kirchenord-
nung von 1574. Graf Erich von Hoya ordnete kirchliche
Vorgänge im Harlingerland, in: Friesische Heimat 2014.
38 Abdruck in Sehling, EKO VII/1, S. 725-751 und Lüp-
KES, Kirchen Ordnungk, S. 11-61. Zur Approbation und
Einführung der Ordnung im Harlingerland siehe Seh-
ling, EKO VII/1, S. 358.
39 Abdruck in Sehling, EKO VI/1, S. 533-575.
40 Sehling, EKO VII/1, S. 258.
41 Vgl. ebd., S. 358; Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes
Baptista, S. 13f.
42 Sehling, EKO VII/1, S. 727: „Wir wollen auch hinvor-
der die preisterwihung oder -ordnunge in unser kirche
alsobalde nach der examination in den hauptpfarrkirchen
Newenburch, Rittperg oder Esenß vor offentlicher
gemendte zu geschehen, inmaßen solcheß in der christli-
chen universität zue Wittemberg gebreuchlich und gehal-
ten wird“. Ebd., S. 744: „So auch in unser graffschaft Rit-
pergh eine unordnung ist, wanner die braut den folgenden
tag zur kirchen gefuhret werden soll, ein jufferenabend
gehalten wird“.
43 „Kirchenordnung, wie es in religionssachen ... in den
graffschaften Hoya und Bruichausen einmütig gehalten
werden sol“. Abdruck in Sehling, EKO VI/2, S. 1128-
1203. Vgl. Lüpke, Kirchen Ordnungk, S. 76f.
44 Zu Enno III. von Ostfriesland siehe König, Verwaltungs-
geschichte, S. 472-477.
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