Die Grafschaft Rietberg
Nach dem Tod Erichs von Hoya 1575 wurde im darauf folgenden Jahr der Rietberger Besitz unter den
Erbschwestern geteilt: Walburgis erhielt das Harlingerland, Armgard die Grafschaft Rietberg.45 Als Arm-
gard 1584 kinderlos starb, fiel ihr Landesteil zurück an ihre Schwester Walburgis. Durch deren Eheverbin-
dung mit Enno III. von Ostfriesland war die Grafschaft Rietberg über fiinf Generationen an das ostfrie-
sische Haus Cirksena gebunden. Enno nannte sich seit 1585 „Graf und Herr zu Ostfriesland, Rietberg,
Esens, Stedesdorf und Wittmund“, und auch seine Nachfolger blieben bei dieser Titulatur. 1690/1702
gelangte Rietberg an die Grafen des mährischen Hauses Kaunitz, in deren Hand es bis zum Ende des Alten
Reiches blieb.46
4. Die Rekatholisierung der Grafschaft nach 1600
Am 28. Januar 1600 unterzeichnete Graf Enno III. von Ostfriesland den Berumer Vertrag47, in dem er
zugunsten seiner beiden Töchter Sabina Catharine48 (1582-1618) und Agnes (1584-1616) auf die Grafschaft
Rietberg verzichtete und dafür das Harlingerland erhielt. Dieses fiel also an die ostfriesische Hauptlinie, die
Grafschaft Rietberg hingegen an Sabina Catharine. Ihre Schwester Agnes wurde finanziell abgefunden. Mit
dem Vertrag von Berum endete die Verbindung Rietbergs mit dem Harlingerland, das seither mit Ostfries-
land vereint war.49 Im März 1601 schloss Sabina Catharine die Ehe mit ihrem Onkel, Johann III. von
Ostfriesland (reg. 1601-1625)50. Die Eheleute waren bereits vor der Hochzeit zum Katholizismus konver-
tiert und vollzogen in den nächsten Jahrzehnten auch in der Grafschaft Rietberg den Konfessionswech-
sel.31 1603 ließen sich die Jesuiten in Rietberg nieder und vier Jahre später wurde der evangelische Pfarrer
Jacob Schröder (Sartorius)52 entlassen und des Landes verwiesen. Im Februar 1610 rekatholisierte das
Grafenpaar die Pfarrkirche in Rietberg, im Oktober des gleichen Jahres die in Neuenkirchen und im Dezem-
ber die Kirchen in Verl und Mastholte. 1618 ließen sich schließlich Brüder des Bielefelder Franziskaner-
klosters in Rietberg nieder.53
45 Regest des Erbteilungsvertrags bei Leesch, Grafen,
S. 364f.; vgl. ebd., S. 294f.; Gröttrup, Verfassung, S. 5-
10; Flaskamp, Hagemann, S. 119; Schwertener, Bei-
träge, S. 15; Sehling, EKO VII/1, S. 357.
46 Beine, Vor 400 Jahren, S. 90f.; Beine/Austermann,
Ostfriesland, S. 45-50; Leesch, Grafen, S. 287.
47 Zum detaillierten Inhalt des Vertrags siehe Leesch, Gra-
fen, S. 365-368.
48 Zu Sabina Catharine siehe ebd., S. 336.
49 Beine/Austermann, Ostfriesland, S. 48-50; Schwer-
tener, Beiträge, S. 18; Hanschmidt, Pfarrei St. Johan-
nes Baptista, S. 14-16; Sehling, EKO VII/1, S. 357.
50 Zu Johann III. von Ostfriesland, dem jüngeren Bruder
Ennos III., siehe Beine, Vor 400 Jahren, S. 93;
Schwede, Münzwesen, S. 96.
51 Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 56;
Leesch, Grafen, S. 287; Keller, Gegenreformation 3,
S. 615; Beine, Vor 400 Jahren, S. 92; Beine/Auster-
mann, Ostfriesland, S. 50; Schwertener, Beiträge,
S. 19f. Flaskamp, Hagemann, S. 122f. erwägt, dass die
im nahegelegenen Hochstift Paderborn seit 1585 betrie-
bene Gegenreformation die Verhältnisse in Rietberg
beeinflusst habe. Zur Rekatholisierung der Grafschaft
Rietberg siehe Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der
Grafschaft, S. 56-68; Brandt/Hengst, Erzbistum
Paderborn 2, S. 66-68; Beine, Vor 400 Jahren, S. 92-96;
Schüpp, Reformation, S. 88-90; Keller, Gegenrefor-
mation 3, S. 614-693; Schwertener, Beiträge, S. 19-22;
Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes Baptista, S. 14-18.
52 Zu Jacob Sartorius siehe Flaskamp, Funde, S. 74-77;
Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes, S. 13.
53 Tecklenborg, Walther, Das Franziskanerkloster
Rietberg und seine Gründer (mit Stammtafeln), Rietberg
1955; Beine, Vor 400 Jahren, S. 89, 94-96; Beine/
Austermann, Ostfriesland, S. 51; Flaskamp, Zur Kir-
chengeschichte der Grafschaft, S. 68; ders., Zur älteren
Kirchengeschichte, S. 391; Brandt/Hengst, Erzbistum
Paderborn 2, S. 68; Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes
Baptista, S. 17.
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Nach dem Tod Erichs von Hoya 1575 wurde im darauf folgenden Jahr der Rietberger Besitz unter den
Erbschwestern geteilt: Walburgis erhielt das Harlingerland, Armgard die Grafschaft Rietberg.45 Als Arm-
gard 1584 kinderlos starb, fiel ihr Landesteil zurück an ihre Schwester Walburgis. Durch deren Eheverbin-
dung mit Enno III. von Ostfriesland war die Grafschaft Rietberg über fiinf Generationen an das ostfrie-
sische Haus Cirksena gebunden. Enno nannte sich seit 1585 „Graf und Herr zu Ostfriesland, Rietberg,
Esens, Stedesdorf und Wittmund“, und auch seine Nachfolger blieben bei dieser Titulatur. 1690/1702
gelangte Rietberg an die Grafen des mährischen Hauses Kaunitz, in deren Hand es bis zum Ende des Alten
Reiches blieb.46
4. Die Rekatholisierung der Grafschaft nach 1600
Am 28. Januar 1600 unterzeichnete Graf Enno III. von Ostfriesland den Berumer Vertrag47, in dem er
zugunsten seiner beiden Töchter Sabina Catharine48 (1582-1618) und Agnes (1584-1616) auf die Grafschaft
Rietberg verzichtete und dafür das Harlingerland erhielt. Dieses fiel also an die ostfriesische Hauptlinie, die
Grafschaft Rietberg hingegen an Sabina Catharine. Ihre Schwester Agnes wurde finanziell abgefunden. Mit
dem Vertrag von Berum endete die Verbindung Rietbergs mit dem Harlingerland, das seither mit Ostfries-
land vereint war.49 Im März 1601 schloss Sabina Catharine die Ehe mit ihrem Onkel, Johann III. von
Ostfriesland (reg. 1601-1625)50. Die Eheleute waren bereits vor der Hochzeit zum Katholizismus konver-
tiert und vollzogen in den nächsten Jahrzehnten auch in der Grafschaft Rietberg den Konfessionswech-
sel.31 1603 ließen sich die Jesuiten in Rietberg nieder und vier Jahre später wurde der evangelische Pfarrer
Jacob Schröder (Sartorius)52 entlassen und des Landes verwiesen. Im Februar 1610 rekatholisierte das
Grafenpaar die Pfarrkirche in Rietberg, im Oktober des gleichen Jahres die in Neuenkirchen und im Dezem-
ber die Kirchen in Verl und Mastholte. 1618 ließen sich schließlich Brüder des Bielefelder Franziskaner-
klosters in Rietberg nieder.53
45 Regest des Erbteilungsvertrags bei Leesch, Grafen,
S. 364f.; vgl. ebd., S. 294f.; Gröttrup, Verfassung, S. 5-
10; Flaskamp, Hagemann, S. 119; Schwertener, Bei-
träge, S. 15; Sehling, EKO VII/1, S. 357.
46 Beine, Vor 400 Jahren, S. 90f.; Beine/Austermann,
Ostfriesland, S. 45-50; Leesch, Grafen, S. 287.
47 Zum detaillierten Inhalt des Vertrags siehe Leesch, Gra-
fen, S. 365-368.
48 Zu Sabina Catharine siehe ebd., S. 336.
49 Beine/Austermann, Ostfriesland, S. 48-50; Schwer-
tener, Beiträge, S. 18; Hanschmidt, Pfarrei St. Johan-
nes Baptista, S. 14-16; Sehling, EKO VII/1, S. 357.
50 Zu Johann III. von Ostfriesland, dem jüngeren Bruder
Ennos III., siehe Beine, Vor 400 Jahren, S. 93;
Schwede, Münzwesen, S. 96.
51 Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 56;
Leesch, Grafen, S. 287; Keller, Gegenreformation 3,
S. 615; Beine, Vor 400 Jahren, S. 92; Beine/Auster-
mann, Ostfriesland, S. 50; Schwertener, Beiträge,
S. 19f. Flaskamp, Hagemann, S. 122f. erwägt, dass die
im nahegelegenen Hochstift Paderborn seit 1585 betrie-
bene Gegenreformation die Verhältnisse in Rietberg
beeinflusst habe. Zur Rekatholisierung der Grafschaft
Rietberg siehe Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der
Grafschaft, S. 56-68; Brandt/Hengst, Erzbistum
Paderborn 2, S. 66-68; Beine, Vor 400 Jahren, S. 92-96;
Schüpp, Reformation, S. 88-90; Keller, Gegenrefor-
mation 3, S. 614-693; Schwertener, Beiträge, S. 19-22;
Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes Baptista, S. 14-18.
52 Zu Jacob Sartorius siehe Flaskamp, Funde, S. 74-77;
Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes, S. 13.
53 Tecklenborg, Walther, Das Franziskanerkloster
Rietberg und seine Gründer (mit Stammtafeln), Rietberg
1955; Beine, Vor 400 Jahren, S. 89, 94-96; Beine/
Austermann, Ostfriesland, S. 51; Flaskamp, Zur Kir-
chengeschichte der Grafschaft, S. 68; ders., Zur älteren
Kirchengeschichte, S. 391; Brandt/Hengst, Erzbistum
Paderborn 2, S. 68; Hanschmidt, Pfarrei St. Johannes
Baptista, S. 17.
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