Einleitung
Münster. Seit 1530 predigte er in evangelischem Sinne, und vermutlich gehen die gewaltsamen Ausschrei-
tungen gegen Bilder und Kirchenschmuck in St. Mauritz am Karfreitag 1531 auf seine Kanzelpolemik
zurück. Im gleichen Jahr unternahm Rothmann eine Reise nach Wittenberg, wo er zwar nicht mit Martin
Luther, aber mit Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen zusammenkam. Anschließend begab er
sich nach Straßburg, wo er Wolfgang Capito traf. Auf diesen Reisen formierte sich Rothmanns oberdeutsch
geprägte theologische Ausrichtung.13
Im Sommer 1531 belegte der Miinsteraner Bischof Friedrich von Wied Bernd Rothmann mit einem
Predigtverbot, da er fiirchtete, dass dieser von der Kanzel herab weiteren „upror“ unter der Bevölkerung
heraufbeschwören könnte. Rothmann missachtete die Weisung und forderte den Rat auf, die Reformation
einzufiihren. Obwohl einzelne Mitglieder der neuen Lehre zugetan waren, machte der Rat keine Anstalten,
auf Rothmanns Wunsch einzugehen, zumal das Domkapitel bei Kaiser Karl V. ein scharfes Mandat an die
Stadt bewirkt hatte, der lutherischen Häresie zu wehren.14 Nachdem ein zweites Predigtverbot für Roth-
mann im Herbst 1531 ebenfalls wirkungslos geblieben war, kündigte Bischof Friedrich von Wied dem
Prediger am 7. Januar 1532 den landesherrlichen Schutz auf, so dass dieser außerhalb der Stadt jederzeit
festgesetzt werden konnte. Innerhalb von Miinsters Mauern war Rothmann vor dem Zugriff des Bischofs
jedoch sicher und hier hatte er zahlreiche Anhänger, die sich beim Rat für ihn verwendeten.
Das Bemühen Friedrichs von Wied, Rothmann die Kanzel zu verbieten und ihn zum Verlassen von
Stadt und Bistum zu bewegen, scheiterte ebenso wie der Versuch, in Münster den alten Glauben zu bewah-
ren. Rothmann machte die Verbreitung der evangelischen Lehre innerhalb der Stadt zu seiner Sache und
legte am 23. Januar 1532 ein Glaubensbekenntnis15 vor, mit dem er sich gegen die erhobenen Vorwürfe zu
rechtfertigen suchte.
1. Vereinbarung von Rat und Gemeinde zur Anstellung evangelischer Prediger an den Stadtkirchen 15. Juli
1532 (Text S. 347)
Die evangelischen Bürger in Münster ermöglichten Rothmann, am 18. Februar 1532 trotz Verbot auf dem
Lambertikirchhof zu predigen. Fünf Tage später sorgten sie dafür, dass er Prediger der Lambertikirche
wurde, wo der altgläubige Pfarrer verdrängt und Rothmann faktisch sein Nachfolger wurde. Am 1. Juni
1532 wurde Franz von Waldeck vom Domkapitel zum Bischof von Münster gewählt.16 Der neue Landes-
herr, der seit 1530 bereits Administrator des Bistums Minden war und im Juni 1532 auch Bischof von
Osnabrück wurde, drängte den Münsteraner Rat, beim alten Glauben zu bleiben und Rothmann aus der
Stadt zu weisenV Die überwiegend evangelischen Mitglieder der Gilden setzten daraufhin einen Bürgeraus-
schuss, bestehend aus 36 Männern, ein, der für die Durchsetzung der Reformation in der Stadt sorgen
sollte.18
13 Stupperich, Bugenhagen und Westfalen, S. 385; Löff-
ler, Reformationsgeschichte Münster, S. 103f.
14 Krapf, Landgraf Philipp, S. 13f.; Schröer, Reforma-
tion2, S. 332f.; Cornelius, Geschichte II, S. 121-134,
157-165.
15 Abdruck in Detmer, Kerssenbroch I, S. 176-189 und
Stupperich, Schriften Rothmann, S. 63-77. Vgl. Hal-
ler, Rothmanns gedruckte Schriften, S. 88f.; Corne-
lius, Geschichte I, S. 151-154; Goeters, Kirchenord-
nungen S. 127f.; Laubach, Reformation, S. 157; Löff-
ler, Reformationsgeschichte Münster, S. 108f.; Bauer,
Reformation Münster, S. 14f.; Schröer, Reformation 2,
S. 333-339; Rothert, Kampf, S. 17.
16 Friedrich von Wied war am 24. März 1532 zurückgetreten
und sein am 27. März 1532 gewählter Nachfolger Erich
von Braunschweig-Grubenhagen war bereits am 14. Mai
gestorben, Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 190-192, 754f.;
Krapf, Landgraf Philipp, S. 15-21; Schröer, Reforma-
tion 2, S. 340-343; Löffler, Reformationsgeschichte
Münster, S. 110f.; Wolgast, Hochstift, S. 129.
17 Schreiben vom 28. Juni 1532, Behr, Franz von Waldeck
II, Nr. 19, vgl. auch Nr. 25, 27. Siehe auch Löffler,
Reformationsgeschichte Münster, S. 106; Schröer,
Reformation 2, S. 351f.
18 Schilling, Aufstandsbewegungen, S. 217; Löffler,
Reformationsgeschichte Münster, S. 112.
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Münster. Seit 1530 predigte er in evangelischem Sinne, und vermutlich gehen die gewaltsamen Ausschrei-
tungen gegen Bilder und Kirchenschmuck in St. Mauritz am Karfreitag 1531 auf seine Kanzelpolemik
zurück. Im gleichen Jahr unternahm Rothmann eine Reise nach Wittenberg, wo er zwar nicht mit Martin
Luther, aber mit Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen zusammenkam. Anschließend begab er
sich nach Straßburg, wo er Wolfgang Capito traf. Auf diesen Reisen formierte sich Rothmanns oberdeutsch
geprägte theologische Ausrichtung.13
Im Sommer 1531 belegte der Miinsteraner Bischof Friedrich von Wied Bernd Rothmann mit einem
Predigtverbot, da er fiirchtete, dass dieser von der Kanzel herab weiteren „upror“ unter der Bevölkerung
heraufbeschwören könnte. Rothmann missachtete die Weisung und forderte den Rat auf, die Reformation
einzufiihren. Obwohl einzelne Mitglieder der neuen Lehre zugetan waren, machte der Rat keine Anstalten,
auf Rothmanns Wunsch einzugehen, zumal das Domkapitel bei Kaiser Karl V. ein scharfes Mandat an die
Stadt bewirkt hatte, der lutherischen Häresie zu wehren.14 Nachdem ein zweites Predigtverbot für Roth-
mann im Herbst 1531 ebenfalls wirkungslos geblieben war, kündigte Bischof Friedrich von Wied dem
Prediger am 7. Januar 1532 den landesherrlichen Schutz auf, so dass dieser außerhalb der Stadt jederzeit
festgesetzt werden konnte. Innerhalb von Miinsters Mauern war Rothmann vor dem Zugriff des Bischofs
jedoch sicher und hier hatte er zahlreiche Anhänger, die sich beim Rat für ihn verwendeten.
Das Bemühen Friedrichs von Wied, Rothmann die Kanzel zu verbieten und ihn zum Verlassen von
Stadt und Bistum zu bewegen, scheiterte ebenso wie der Versuch, in Münster den alten Glauben zu bewah-
ren. Rothmann machte die Verbreitung der evangelischen Lehre innerhalb der Stadt zu seiner Sache und
legte am 23. Januar 1532 ein Glaubensbekenntnis15 vor, mit dem er sich gegen die erhobenen Vorwürfe zu
rechtfertigen suchte.
1. Vereinbarung von Rat und Gemeinde zur Anstellung evangelischer Prediger an den Stadtkirchen 15. Juli
1532 (Text S. 347)
Die evangelischen Bürger in Münster ermöglichten Rothmann, am 18. Februar 1532 trotz Verbot auf dem
Lambertikirchhof zu predigen. Fünf Tage später sorgten sie dafür, dass er Prediger der Lambertikirche
wurde, wo der altgläubige Pfarrer verdrängt und Rothmann faktisch sein Nachfolger wurde. Am 1. Juni
1532 wurde Franz von Waldeck vom Domkapitel zum Bischof von Münster gewählt.16 Der neue Landes-
herr, der seit 1530 bereits Administrator des Bistums Minden war und im Juni 1532 auch Bischof von
Osnabrück wurde, drängte den Münsteraner Rat, beim alten Glauben zu bleiben und Rothmann aus der
Stadt zu weisenV Die überwiegend evangelischen Mitglieder der Gilden setzten daraufhin einen Bürgeraus-
schuss, bestehend aus 36 Männern, ein, der für die Durchsetzung der Reformation in der Stadt sorgen
sollte.18
13 Stupperich, Bugenhagen und Westfalen, S. 385; Löff-
ler, Reformationsgeschichte Münster, S. 103f.
14 Krapf, Landgraf Philipp, S. 13f.; Schröer, Reforma-
tion2, S. 332f.; Cornelius, Geschichte II, S. 121-134,
157-165.
15 Abdruck in Detmer, Kerssenbroch I, S. 176-189 und
Stupperich, Schriften Rothmann, S. 63-77. Vgl. Hal-
ler, Rothmanns gedruckte Schriften, S. 88f.; Corne-
lius, Geschichte I, S. 151-154; Goeters, Kirchenord-
nungen S. 127f.; Laubach, Reformation, S. 157; Löff-
ler, Reformationsgeschichte Münster, S. 108f.; Bauer,
Reformation Münster, S. 14f.; Schröer, Reformation 2,
S. 333-339; Rothert, Kampf, S. 17.
16 Friedrich von Wied war am 24. März 1532 zurückgetreten
und sein am 27. März 1532 gewählter Nachfolger Erich
von Braunschweig-Grubenhagen war bereits am 14. Mai
gestorben, Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 190-192, 754f.;
Krapf, Landgraf Philipp, S. 15-21; Schröer, Reforma-
tion 2, S. 340-343; Löffler, Reformationsgeschichte
Münster, S. 110f.; Wolgast, Hochstift, S. 129.
17 Schreiben vom 28. Juni 1532, Behr, Franz von Waldeck
II, Nr. 19, vgl. auch Nr. 25, 27. Siehe auch Löffler,
Reformationsgeschichte Münster, S. 106; Schröer,
Reformation 2, S. 351f.
18 Schilling, Aufstandsbewegungen, S. 217; Löffler,
Reformationsgeschichte Münster, S. 112.
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