Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Münster

Hir entgegen sollen und wollen die von Munster und
die yren gedach-1 A2r | tem unserem heren und Ohei-
men von Munster etc. und seiner liebd dhum Capit-
tell, Stifften ader Collegia usserhalb der obbestimp-
ten Sechs pfar- und kerspelkirchen by yrer religion
unbekummert und vor sich leben lassen, biß so lange
es der almechtig anders schicken wirdet, Auch der
Statt predicanten die oberigheit geistlich und wert-
lich, auch sonst andere Stiffts- ader Ordens personen
und derselben religion ane das wort gots frevenlich,
verachtlich, lesterlich und schmeelich ynn yren pre-
digen nicht antzihen. Dar zu sollen auch das Dhum-
stifft5 und andere yres anhangs sie nit verursachen
noch mussigenn.
Es soll und will auch ein parthei die andere und die
yren yn saichen des gelaubens und religion zu-
schmeen, zulasteren, zuschmitzen und zubeleidigen
verlassen und darvor myt gutem vleisse sein.
Sonderlich sollen und wollen die von Munster sich
gegen gemelten unßeren heren und Oheimen als yre
Oberigkeit yn allen werdtlichen, zeitlichenn, gepur-
lichen sachen wie die gehorsamen und getruwen un-
derthanen unnd nicht weniger dann andere des
Stiffts Communen unnd underthane zu rechtmessi-
ger Christlicher byllycheit underthenig, gepurlich,
willych, unwidersetzlich und unverweißlich bevleis-
sigen und halten.
Auch sein liebe, die von Munster, die yren unnd das
yre seiner liebe besten vermuegens by geleich und
recht hanthaben, vor unpillycher gewalt schutzen,
schirmen und verthedingend unnd sich als yrer gene-
diger Lantfurste gegen sie ertzeigen und beweißen.
Und ob daruber yemandts, was standts, auch, wer
der ader die weren, das wort gottes nach seinem
mutwillen geprauchte und der oberigheit gepurly-
cher weiße nicht gehorsam sein ader sonst anderenn
daruber mutt- ader argwillygunge unnd beleidygun-
ge zufuegen wolte ader wurde, der ader die sollen
yederzeit durch die Oberigheit in gepurliche recht-
messige straiffe genommen und derhalb von nie-
d Im Druck: verthednigen.

mandtz geschutzt, verthedingt noch gehanthabet
werden.
Es sollen und willen auch die von Munster gemel-
tem unßerem heren und Oheimen, auch dem dhum-
capittell und anderen geistlichen und werdtlichen
yre zinße, renthe, gulte und pachte, die ynen von
alters zustendig und gehorich gewest und noch sein,
hinfurter guitwillyglich folgen unnd reichen laisßen,
ußgescheiden, wes der ynn obgerurten pfar- und ker-
spelkirchen, dar ynne den von Munster das wort
gots und predicanten wie obgemelt zu haben ynge-
raumbt, von Burgeren zu Bruderschafften, kalen-
den, memorien und dergeleichen gestifftet, gegeben
unnd geordenet worden seindt, die selben sollen
|A2v| den von Munster zu uffrichtunge gotzkasten,
zuunderhaltunge der kirchendeiner und armen, noit-
durfftigen leute neben den pfar- ader weddumguter
volgen und bleiben, Doch dem Pastoren, so hievor
mit solchen kirchen versiehen unnd noch am leben
seind, die zeit yres lebens ader, so die vonn Munster
sych yn andere wege myth yne darumme nyt ver-
geleichen, an den pfar- und weddemguteren unaff-
brucklich.
Was vicarien und lehen, aber den van Munster
nicht, sonder den lehenheren unnd patronen yn dem
Stifft unnd Statt Munster, unnd anders keinem uß-
lendisschen zuconfiereren zustendig sein, sollen die
von Munster einen yederen patron unbehindert
darmit gewerden lassen.
So sall unnd mach die Statt Munster sych unver-
hyndert gedachts unßers heren und Oheimen van
Munster etc., Auch des dhumcapittels und sonst
menniglich yrer verwanten unnd zugethanen, so va-
ken unnd vill das die gelegenheit unnd notdurff er-
haisscht, yre predicantenn ynn obgerurtenn Sechs
pfar- und kerspelkirchen abe und andere redeliche,
geschyckte personen an der selben statt schaffen
und verorden, Doch das sie ynen ydeßmahels sych
diesser vergeleichung zurichten und zuhalten under-
sagen.

5 Domkapitel Münster.

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