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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0386
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Die Stadt Soest

10.000 Menschen in Soest lebten. Im 16. Jahrhundert ging die wirtschaftliche Stärke zurück und auch die
Einwohnerzahl sank. Um 1600 hatte Soest vermutlich nur noch 6.000 bis 8.000 Einwohner.9
Dem Rat war es früh gelungen, die Stadt vom Einfluss des Kölner Erzbischofs als Stadtherrn zu
befreien und für Soest den Status einer selbständigen Kommune zu etablieren - ohne jedoch offiziell als freie
Reichsstadt zu gelten.10 Mitte des 15. Jahrhunderts versuchte Erzbischof Dietrich von Moers, die Freihei-
ten der Stadt einzuschränken. In der Soester Fehde11 (1444-1449) war es dem Rat zwar mit Unterstützung
durch den Herzog von Kleve gelungen, die Ansprüche des Erzbischofs abzuwehren, er hatte sich hierfür
aber in ein Schutzverhältnis zu Kleve begeben, und Soest wurde zu einem „autonomen Stadtstaat innerhalb
der Grafschaft Mark“.12
Auch über die Soester Börde, das Landgebiet der Stadt, gewann der Magistrat in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts volle Verfügungsgewalt. Die Börde umfasste 49 Dörfer,13 die zehn Kirchspielen zugeordnet
waren.14 In der Soester Börde lagen zwei Klöster, das 1240 gegründete Zisterzienserinnenkloster Welver und
das 1251/52 errichtete Dominikanerinnenkloster Paradiese. Die Kirchen und Klöster in Stadt und Börde
unterstanden in geistlichen Belangen auch nach der Soester Fehde dem Erzbischof von Köln.15
Das Soester Pfarrnetz hatte sich im 12. Jahrhundert entwickelt. Zunächst besaß die Stadt nur eine
Pfarrkirche, St. Petri, die in den Quellen als „alte Kirche“ erscheint und die bereits existierte, als im 10.
Jahrhundert das Patroklusstift gegründet wurde. Die Peterskirche unterstand zunächst den Kölner Dom-
pröpsten und wurde 1174 dem Soester Patroklusstift unterstellt. Um 1180 ließ der Kölner Erzbischof
Philipp von Heinsberg die Stadt mit Zustimmung des Stifts in sechs Pfarrbezirke einteilen, indem er die
bestehenden Kapellen zu Pfarrkirchen erhob. Die sechs Pfarrsprengel deckten sich in etwa mit den sechs
Hofen der Stadt:16
St. Peter: Große Westhofe und Kleine Westhofe
St. Maria zur Höhe (Hohnekirche): Osthofe
St. Thomae: Hellweghofe
St. Georg: Nordhofe
St. Maria zur Wiese (Wiesenkirche): Nordhofe
St. Pauli: Südhofe

Die Ende des 12. Jahrhunderts zu Pfarrkirchen erhobenen Kapellen blieben rechtlich dem Patroklusstift
inkorporiert. Die Inhaber der Pfarrbenefizien waren Stiftsherren, die die Seelsorge durch Stellvertreter

9 Kohl, Absolutismus, S. 34; Chroniken der westfälischen
und niederrheinischen Städte, S. LXIX-LXXVIII;
Schröer, Reformation 1, S. 354; Schwartz,
Geschichte, S. 20.
10 Kohl, Absolutismus, S. 41f., 60-62; Chroniken der west-
fälischen und niederrheinischen Städte, S. XXXIX-
XLII, LXI-LXV, LXXIX-XCII; Ehbrecht, Einwoh-
ner, S. 333-335; Leidinger, Soest, S. 89-93; Schröer,
Reformation 1, S. 353
11 Zur Soester Fehde siehe Heimann, Soester Fehde,
S. 173-260; ders., Fürstenpolitik, S. 151-179.
12 Peters, Soester Kirche, S. 66. Vgl. Schröer, Reforma-
tion 1, S. 353; Kohl, Absolutismus, S. 54-60; Ditt,
Bevölkerungseinzug, S. 53-66; Chroniken der westfäli-
schen und niederrheinischen Städte, S. LIII-LV; Behr,
Landesherrschaft, S. 115-150.
13 Seit etwa 1500 war das Landgebiet in die beiden Verwal-
tungsbezirke Ober- und Niederbörde unterteilt, für die
der Rat zwei Bördevögte einsetzte, Kohl, Absolutismus,
S. 49-51; Bockhorst, Soest, S. 153-171.

14 Dinker, Welver, Lohne, Sassendorf, Neuengeseke, Wes-
larn, Schwefe, Borgeln, Meinigsen und Ostönnen, vgl. die
Karte bei Schwartz, Geschichte, Anhang; ders., Kir-
chen.
15 Hömberg, Pfarrsystem; Mersiowsky, Vor- und Früh-
geschichte, S. 202-210.
16 Die Urkunde der Pfarreieinteilung bei Seibertz, Jo-
hann Suibert, Urkundenbuch zur Landes- und Rechts-
geschichte des Herzogthums Westfalen. 799-1300, Bd. I,
Arnsberg 1839, Nr. 97. Zur Diskussion um die Datierung
und Echtheit dieser Quelle siehe Stupperich, Bemer-
kungen, S. 118f. Anm. 5; Chroniken der westfälischen und
niederrheinischen Städte, S. XXIIIf., XXIV Anm. 1. Vgl.
zu den Soester Pfarreien auch Hömberg, Pfarrsystem,
S. 29, 37; Ehbrecht, Einwohner, S. 373-377; Gleba,
Bürgerwelt, S. 20-22. Eine Übersicht über die Stifts- und
Pfarrkirchen in Soest bietet die Karte bei Schwartz,
Geschichte, Anhang. Vgl. Bädeker/Heppe, Geschichte,
S. 437-445.

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