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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0391
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Einleitung

mutlich in diesem Zusammenhang arbeiteten die Soester Superintendenten und Prediger eine ablehnende
Steilungnahme zur Klever Kirchenordnung von 1533 aus.02
In der Auseinandersetzung um die Einführung der Klever Kirchenordnung fungierte Kurfürst Johann
Friedrich von Sachsen als Vermittler, der die beiden Parteien für den 2. November 1534 nach Essen lud. Der
Herzog von Kleve, der sich möglicherweise durch den Kurfürsten als seinem Schwiegersohn Hoffnungen auf
eine Beilegung der Sache in seinem Sinne machte, hatte jedoch das Nachsehen, da sich die Stadt Soest mit
Unterstützung des evangelischen Kurfürsten in Fragen der Kirchenordnung durchsetzte. Man blieb bei
Oemekens Regelwerk und wehrte die Einführung der Klever Kirchenordnung entschieden ab.°3 Am 14.
November 1534 sagte Johann Friedrich von Sachsen dem Soester Rat zu, ihm hinsichtlich der Gottesdienste
in St. Patroklus einen Bericht über ähnliche Verhältnisse in Kursachsen zukommen zu lassen.54 Offenbar
ging es hier um eine bestimmte Kirchenordnung, denn am 18. Februar 1535 fragte der Soester Magistrat
beim Kurfürst nach, wann er ihnen die versprochene Ordnung „von den sächsischen Ritibus“ zukommen
lasse.55 Welches Regelwerk hier gemeint war, blieb zwar offen, vermutlich war es jedoch die Wittenberger
Kirchenordnung von 1533, die ausführliche Passagen zur Gottesdienstgestaltung enthält.56 Oemekens
Soester Kirchenordnung wurde also nach 1535 vermutlich von der kursächsischen ergänzt. Der Einfluss
Kursachsens auf die kirchlichen Verhältnisse in Soest blieb auch in den folgenden Jahren bestehen, denn
hinsichtlich der Reformationseinführung im Kloster St. Walburgis griff man auf den Ratschlag des säch-
sischen Kurfürsten zurück.07
Mit der praktischen Durchsetzung der Soester Kirchenordnung in der Stadt und ihrem Landgebiet
wurde der Superintendent Johann de Brune58 betraut, der auf Empfehlung Luthers im Sommer 1532 ange-
stellt wurde.59 Unterstützt wurde er von seinem Koadjutor Johannes Pollius.60 De Brune blieb bis 1534 in
Soest, sein Nachfolger wurde Adam Brictius thon Norde, der von Ostern dieses Jahres bis September 1548
als Superintendent und Pfarrer an St. Petri wirkte.61

NRW W, Nr. 4.129 II und im LAV NRW R, Cleve-
Mark, geistl. Sachen XVI. Gen. 32 1/2 Vol. I, Bl. 88, 89,
siehe Schwartz, Geschichte, S. 121 Anm. 113. Vgl.
Stupperich, Luther, S. 52f.; Hamelmann, Reforma-
ticnsgeschichte, S. 386; Peters, Selbstbehauptung,
S. 81f.
52 „Der Sostischen Superattendenten und prediger artickell
über des hertzogen von Jülich ordenung in sachen, die
Religion betreffendt, 1534“, Abdruck bei Schwartz,
Geschichte, S. 457-460 Nr. 36. Vgl. Jostes, Daniel von
Soest, S. 107-109; Peters, Selbstbehauptung, S. 82
Anm. 13; Hashagen, Erasmus, S. 216.
53 Dennoch sandte Herzog Wilhelm V. 1544 erneut die
Deklaration von 1533 nach Soest, „damit die pastoire und
seelsorgere sich derselven in guyder eyndracht biß tho
gemeyner verglychung desto beter hebben tho halden“,
Abdruck der für Soest bestimmten Klever Deklaration in
der geldrisch-kleverländischen Fassung samt dem Schrei-
ben Herzog Wilhems an Soest bei Stenger, Quellen,
S. 86-99. Abdruck des Schreibens Herzog Wilhelms an
Soest auch bei Rotscheidt, Kirchenordnungen, S. 208.
Zu den beiden sprachlichen Fassungen der Klever Dekla-
ration siehe Sehling, EKO XXI, S. 38.
54 StadtA Soest Abt. A 6205, fol. 1-4. Vgl. Peters, Selbst-
behauptung, S. 83; Schwartz, Geschichte, S. 127f.
55 Rademacher, Annales 1, S. 284 Nr. 737.
56 Abdruck bei Förstemann, Carl Eduard, Neues
Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-

Reformation 1, Hamburg 1842, S. 381-394; Auszug bei
Richter, EKO I, S. 220-225. Vgl. Schröer, Reforma-
tion 1, S. 370; Schwartz, Geschichte, S. 129 Anm. 124;
Dresbach, Reformationsgeschichte, S. 138; Reu, Kate-
chismen 1/111,2/1, S. 1155*.
57 Siehe unten, S. 375.
58 Zu Johann de Brune siehe Schwartz, Geschichte,
S. 82f.; Stupperich, Luther, S. 51f.; Jostes, Daniel von
Soest, S. 31.
59 Auszüge aus dem Briefwechsel des Soester Rats mit
Luther zwischen 1532 und 1534 sowie insbesondere hin-
sichtlich der Anstellung de Brunes bei Schwartz,
Geschichte, S. 382-387 Nr. 9, Ehbrecht, Reformation,
S. 287-289, 298f. Nr. 6-7, 15, WA Br 6, Nr. 1932, 1936,
1939, Legerlotz, Beiträge, S. 381 Nr. III, S. 384 Nr.
VIII, S. 385f. Nr. X-XII. Vgl. Lackmann, Luthers
Brief, S. 21-41; Schröer, Reformation 1, S. 372.
60 Neuser, Kirchengeschichte, S. 63; Jostes, Daniel von
Soest, S. 34-36.
61 Adam Brictius thon Norde stammte aus Schöppingen im
Bistum Münster. Er studierte in Wittenberg, war Kaplan
in Büderich/Rheinland, 1532 Pfarrer an der Martinikir-
che in Münster, wo er 1534 entlassen wurde. Im gleichen
Jahr kam er als zweiter Pfarrer an St. Petri nach Soest,
wo er 1536 erster Pfarrer wurde. Seit 1534 war er auch als
Superintendent tätig. Anlässlich des Interims musste er
die Stadt verlassen, er ging nach Lübeck, wo er 1557
starb, Bauks, Pfarrer, Nr. 767. Vgl. BSELK S. 782 und

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