1. Kirchenordnung 1532
Allenn christgelövigen herten und ungevynßeden
leeffhebberen der warheit wündscht Gerdt Oemken
Gnade, frede unde barmherticheyt van Gade dem
vader dorch unsen enigen Mithler, Sündedrager,
Heren unde Heilandt Jesum Christum.
Dewile Godt, unser hemmelscher Vader, ryck yn
gnaden unde veeler barmherticheyt, dat Ewige (lan-
ge dorch minschliken tandt, ane grundt sülfft er-
dichtede settinge unde gebodt vordunckerth), hel
schynende, ewich durende licht syner GÖdtliken
klarheit uns armen, ellenden, yn sünden gebaren
Adamskinderen, ock düsses ardts uth avertreffender
gunst, gnade und barmherticheit vaderliken hertens
wedderum geschenckt, hervor gebracht, an dag ge-
stelt, wer unnödich gewest myn schriven unde or-
dineren, angeseen so vele rickliker dorch erlüchtun-
ge des hilgen geistes böke unde schrifft van den
Achtbarn, Hochgelerten, getruwen Gatzbaden Mar-
tino Lutter8, Bugenhagen9, Urbano Regio, Philippo
Melancthone10 sampt anderen loffwerdigen, treffli-
ken menneren, der ich unwerdich, kunst halven de
remen erer scho up tho lösen, ym |Blv| drucke vir-
gegangen, vorhanden synn, ßo men allene bereitwil-
lich apenen, dörstigen na der warheit hartens leesen
unde aren darreken wolde, helfft my dennoch kein
lichtvardige, stolte, hochdravende vormeethenheit
noch fleesschlicke, eergirige, yn Gatliger, hilger
schrifft vorbadene lust, böker tho schriven, als leder
ytziger tidt mannich verbolgen, unweethen, homö-
dich stocknarre einen groten, herliken tittel unde
namen by dem gemeinen lichtlövigen volcke tho er-
langen, vornimpt, sunder Gadtliker hogen Maje-
steet dorch ordentlike gewaldt und overicheit beve-
stichde esschunge, gunst und thoneginge des hilgen,
gnadenriken Evangelii Jhesu Christi vürige, bernen-
de, ummerwarende lieffthe des gemeinen vredes vor-
orsaket und gedrungen, der gantzen werlt unser leer,
welck dar ys yn Christo Jhesu handelunge und ge-
scheffthe, Dusser guden Stadt Soest reede orsake
und beschedt tho geven, dem heilosen, vormaledie-
dem, vientseligemc Düvel dat lastermuyl ytwes tho
c Im Druck: vientseligew.
8 Martin Luther (1583-1546).
9 Johannes Bugenhagen (1485-1558), siehe Holfelder,
stoppen, welck mit synem seydenspeel der lögen und
ungeschampther unwarheit den minschen an veelen
Örden haverdt, se van dem gnadebringende worde
des Heren affthoschrecken und tho vorleiden, gifft
derhalven vor, unse Evangelion, welck Gades ys,
alhir wedderum upgegangen, leere nicht tho beeden,
nicht tho vasten, ungehorsam tho syn wertliker Öve-
richeit, einem yderenn dat syne tho neemen, die hil-
gen nicht tho eeren, Mariam, de gebenediede, um-
merblivende, tzarte, unbeflecte Junckfrouwe und
moder unses Heren Jhesu Christi, tho hönen, schen-
den, lasteren unde verachten, Vorth, des gruwels
| B2r | untellick vele mit unervintliker warheit, wo
enem yderem framen Christen yn düsser ordenunge
uth grundtfaster hilger schrifft wart erröffnet, klar
syn.
Der düvel ist anvencklick ein lögener gewest, ein
mörder und bösewicht. Lath legen, wer dar legen
wil, die warheit wert sick sülvest wol vordedingen.
Se hetzen die elenden Godtsfiende, Heren und FÖr-
sten aver uns, als de apentlick leren, nymans gehor-
sam tho leesten. Ich wolde, der almechtiger, Ewiger
Godt unser Övericheit harthe gnedichlick dede an-
rören, des heren wort, Im vrisschem gedencken wol-
den flitich behertigen, Gene. xviii. Ca. [20-21], ge-
schreven: Dat gerochte edder geschrey der van
Sodoma und Gomorra ist tho my henup ynn den
hemmel gestegen (sprickt der Here), Ick wil henaff
offt dale stigen, beseen, wo ydt sick der warheit ry-
me. Hirmith ist allen beveelhebberen und regenten
eyn mercklick, trefflick Exempel und vorbelde ge-
geven, up alle geröchte nicht tho yagen, up alle an-
brengent und klage anderdeels unverhaerdt nicht
tho richten. Byn derhalven ungesweckter, hoger
thoversicht, Ja, Över alle seker und gewis, wo sodans
wedderum erstgehatte krafft und gebruyck erraver-
de, Överqueme, worde alsden unverbygencklick ge-
wys der Hamon an den galgen geknupt, welckenne
dem framen Mardocheo upgericht, Hester, vii. Ca-
pi. [10]. Wolan, offt sülcks nicht geschege, wert den
doch thom ende unser Heer synes volcks erbarmen-
Art. Bugenhagen, TRE 7 (1981), S. 354-363; Müller,
Art. Bugenhagen, RGG4 1 (1997), Sp. 1852; Bautz, Art.
Bugenhagen, BBKL 1 (1990), Sp. 805-807.
10 Philipp Melanchthon (1497-1560).
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Allenn christgelövigen herten und ungevynßeden
leeffhebberen der warheit wündscht Gerdt Oemken
Gnade, frede unde barmherticheyt van Gade dem
vader dorch unsen enigen Mithler, Sündedrager,
Heren unde Heilandt Jesum Christum.
Dewile Godt, unser hemmelscher Vader, ryck yn
gnaden unde veeler barmherticheyt, dat Ewige (lan-
ge dorch minschliken tandt, ane grundt sülfft er-
dichtede settinge unde gebodt vordunckerth), hel
schynende, ewich durende licht syner GÖdtliken
klarheit uns armen, ellenden, yn sünden gebaren
Adamskinderen, ock düsses ardts uth avertreffender
gunst, gnade und barmherticheit vaderliken hertens
wedderum geschenckt, hervor gebracht, an dag ge-
stelt, wer unnödich gewest myn schriven unde or-
dineren, angeseen so vele rickliker dorch erlüchtun-
ge des hilgen geistes böke unde schrifft van den
Achtbarn, Hochgelerten, getruwen Gatzbaden Mar-
tino Lutter8, Bugenhagen9, Urbano Regio, Philippo
Melancthone10 sampt anderen loffwerdigen, treffli-
ken menneren, der ich unwerdich, kunst halven de
remen erer scho up tho lösen, ym |Blv| drucke vir-
gegangen, vorhanden synn, ßo men allene bereitwil-
lich apenen, dörstigen na der warheit hartens leesen
unde aren darreken wolde, helfft my dennoch kein
lichtvardige, stolte, hochdravende vormeethenheit
noch fleesschlicke, eergirige, yn Gatliger, hilger
schrifft vorbadene lust, böker tho schriven, als leder
ytziger tidt mannich verbolgen, unweethen, homö-
dich stocknarre einen groten, herliken tittel unde
namen by dem gemeinen lichtlövigen volcke tho er-
langen, vornimpt, sunder Gadtliker hogen Maje-
steet dorch ordentlike gewaldt und overicheit beve-
stichde esschunge, gunst und thoneginge des hilgen,
gnadenriken Evangelii Jhesu Christi vürige, bernen-
de, ummerwarende lieffthe des gemeinen vredes vor-
orsaket und gedrungen, der gantzen werlt unser leer,
welck dar ys yn Christo Jhesu handelunge und ge-
scheffthe, Dusser guden Stadt Soest reede orsake
und beschedt tho geven, dem heilosen, vormaledie-
dem, vientseligemc Düvel dat lastermuyl ytwes tho
c Im Druck: vientseligew.
8 Martin Luther (1583-1546).
9 Johannes Bugenhagen (1485-1558), siehe Holfelder,
stoppen, welck mit synem seydenspeel der lögen und
ungeschampther unwarheit den minschen an veelen
Örden haverdt, se van dem gnadebringende worde
des Heren affthoschrecken und tho vorleiden, gifft
derhalven vor, unse Evangelion, welck Gades ys,
alhir wedderum upgegangen, leere nicht tho beeden,
nicht tho vasten, ungehorsam tho syn wertliker Öve-
richeit, einem yderenn dat syne tho neemen, die hil-
gen nicht tho eeren, Mariam, de gebenediede, um-
merblivende, tzarte, unbeflecte Junckfrouwe und
moder unses Heren Jhesu Christi, tho hönen, schen-
den, lasteren unde verachten, Vorth, des gruwels
| B2r | untellick vele mit unervintliker warheit, wo
enem yderem framen Christen yn düsser ordenunge
uth grundtfaster hilger schrifft wart erröffnet, klar
syn.
Der düvel ist anvencklick ein lögener gewest, ein
mörder und bösewicht. Lath legen, wer dar legen
wil, die warheit wert sick sülvest wol vordedingen.
Se hetzen die elenden Godtsfiende, Heren und FÖr-
sten aver uns, als de apentlick leren, nymans gehor-
sam tho leesten. Ich wolde, der almechtiger, Ewiger
Godt unser Övericheit harthe gnedichlick dede an-
rören, des heren wort, Im vrisschem gedencken wol-
den flitich behertigen, Gene. xviii. Ca. [20-21], ge-
schreven: Dat gerochte edder geschrey der van
Sodoma und Gomorra ist tho my henup ynn den
hemmel gestegen (sprickt der Here), Ick wil henaff
offt dale stigen, beseen, wo ydt sick der warheit ry-
me. Hirmith ist allen beveelhebberen und regenten
eyn mercklick, trefflick Exempel und vorbelde ge-
geven, up alle geröchte nicht tho yagen, up alle an-
brengent und klage anderdeels unverhaerdt nicht
tho richten. Byn derhalven ungesweckter, hoger
thoversicht, Ja, Över alle seker und gewis, wo sodans
wedderum erstgehatte krafft und gebruyck erraver-
de, Överqueme, worde alsden unverbygencklick ge-
wys der Hamon an den galgen geknupt, welckenne
dem framen Mardocheo upgericht, Hester, vii. Ca-
pi. [10]. Wolan, offt sülcks nicht geschege, wert den
doch thom ende unser Heer synes volcks erbarmen-
Art. Bugenhagen, TRE 7 (1981), S. 354-363; Müller,
Art. Bugenhagen, RGG4 1 (1997), Sp. 1852; Bautz, Art.
Bugenhagen, BBKL 1 (1990), Sp. 805-807.
10 Philipp Melanchthon (1497-1560).
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