Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0411
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Kirchenordnung 1532

delin29, unse blinde vernufft, sulkes uth egener wis-
heyt edder klockheit konen verschaffen, wer soda-
nen gebath nicht so hoch uns vorgestelt, welck als
den egentlick wedder de | B6v| dullen kophilgen stre-
vet, de willen gesen wesen30, gelick hadden se den
hilgen geest yn alle upgefreten und geslaken, plum-
pen vry mit der unvernufft henyn, richten nu allene
fleeslick nach utwendigem schine und gesichte, wo
dach klar yn Joanne31 vorbaden ys. Nicht weniger
trefft ock effen de, welck de schrifft und kunst byna
genßlich yngeslobbert wo de söge den bry, syn der
wyßheit so vull, wo se nicht thom predighampte
wörden, Ja, ock yn ein sunderge, van önen sulfft
erweelte, schöne, herlike Parre geordineret und tho-
gelaten, mosten van overswenckliker, ungegrunde-
der, eddeler kunst barsten. Idt moet ock vor sulken
stocknarren alles kinderwerck und tandt geachtet
syn, wen gelick Christus sulven ytwes yegen oer le-
ve, kloke synneken anrichtede, Staen gantz ane hul-
pe, raedt- und troistlos, wo der unbehauwen, graue
büffel hir nicht na yökunge Örer tzarten arkens ein
söte gedon edder leideken synget, de framen, berven
kinderkens, der warltliken, van Gadtliker hogen
Majestet yngesetteden övericheit entyegen tho
schütten, trotz und vordeedingen gesynnet. Ey, hyr
marcke dach ein yder den hilgen, schonen, heilosen,
boven ßnüvygen geest, de nicht der Gades deyner-
ynnen um fruchten der straffunge (wente se mit ku-
sen und rostergen speren ummeringet, fyn, seeker
darheer haveerdt), sunder tho vorschonen der con-
scientien bereitwillich gehorsam leesten, wo dat er-
weelte vath der Ewigen wishiet, S. Pauwel tho den
Romeren am xiii. Capitel [1-7], dargifft, ock der
Apostel Petrus am anderen Capitel syner ersten
Epistel [13-17].
Lever geven se hirmeede nicht klar und helle
noch |B7r| an dach, wes kinder se syn; ya warlick,
des pawestisschen düvels, welck nicht wen uproer
und vorgetunge Christen blodes söcht, den he stetz
eyn morder gewest.
Van weme, meynst du, sodan hilge volkesken dat
leve kunstlin, nymans gehorsam tho leesten, heb yn-
genamen und gelerdt, anders den der uitgescheme-
29 Frau „Kündelin“.
30 Angesehen sein.

den Babilonisschen horen, welck se noch hutiges da-
ges (warum so yamerlick geswollen gaen, blasen,
snuven und pusten wo de mesteswyne) yn oren bü-
ken dragen.
Wenner hefft dach dat hielose, bescharen, Papi-
stissche gewormpte nach frede getrachtet, wenner
syn se der warltliken övericheit gehorsam und un-
derdenich gewest, wanner hebben se schadt edder
toll gegeven? Moten sick vele beter und hilger ach-
ten wen der gude Christus und Petrus, welck den
toll gegeven32. Dach warum scholden se nicht volgen
orem leven vader, dem Antichrist tho Rome?
Wat meynst du over, lever Christ, sulcken buf-
felen yn dusser ordinantien möge behechlichs wil-
iens gevallen, so se allenthalven der Gadtligen or-
denunge wedderstreven? Overst wes ungetwivelder
thovorsicht, alleene dusser geringe arbeedt den
Christgelövigen herten tho troeste und geutlicher
underrichtunge dargestelt ys, dach eyn mael
grundtlick dey middages düvel tho erkennen, nicht
geringer der velegemelten wartliken Övericheit yn
aller tucht, eerbedunge und fruchten gehorsam tho
syn, flitich leeren.
Wat gudes, erbarhieth, eyndrachtes, nüt- |B7v|
tes, heils und prophites van guden, framen, Christ-
ligen Predicanten Gadtlicher gnaden mede warkun-
ge erwasse, schol deme billich vor velen yaren er-
kant hebben, de sulfftigen yn groterer eer und
achtunge gehalden. Dem gelick dat yegendeel: wat
harteledes, ungelucks und beswerunge van bosen de-
neren entstaen, wo de werlt nicht gar vorblindet ge-
west, konde wol ein slicht, eynvoldiger by einem
kunstriken und anderdeels by einem unervaren
huyßtymmerman, by einem kloken und anders un-
synnigen saetseier edder ackerman lichtlick belert
werden. Welck Predicanth motwillich, egenkoppich,
halstarrich gevunden, ane Gades wort und beveel
wedder die Övericheit strevede, schal sick sulvest
entset hebben, und so rotten edder secten makede,
yn der Stadt und gebede nicht geduldet werden,
welck sodanen handthaven und beschutten, schollen
ynt hoegeste an live und gude gestraffet werden.

31 Vgl. Joh 2,13-17.
32 Mt 17,24-25; Röm 13,7.

393
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften