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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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Soest

ossen noch beeste 6ver alle nicht mosten ethen, ya
kein wather drincken, und dar henck wyder eyn be-
veel ane, dat ein yder man van synem bSsen wege
scholde lathen und staen aff syner boßhiet und sün-
de, Jone, iii. Capit. [1-10].
Idt hebben velemals vrame, hilge lüde ock ge-
vastet und dennoch wol gegeten; wy willen dorch
Gades gnade beeden, barmhartichiet yegen unße ar-
me, notrofftige brüder 6ven, metich leeven mith un-
gevynseder danckseggunge, so köne wy essen sowoll
fleesch ethende als visch. Christlick vasten, ydt
weer dan ein gelöviger böse anvechtunge des flee-
sches wedder den geest ervöre, wolde alßden dem
corpor die lyflike vödunge mit ernstliken süchten
und bidden tho Gade eyntheen, up dat der geest
stetz bavenn bleve und triumpherde, sodane wer
wol dat rechte Vastenn und viren; dar hefft de Pa-
west kein strick noch gesette över tho maken, eyn
Christen werdt sülvest die nodt und tidt woll | L4r |
vinden, alles ane minschlick gebadt, vriwillich don,
ydt wer ock wol dat rechte offer, darvan Paulus uns
vormanet, thon RÖmeren am xii. Capit. [1], und
sprickt: Offert Gade yuwe lyve etc., dat ys: Negelt
yw fleesch mit Christo andt Crütze, weddestrevet
der bösen begerlichiet und, so der Alde Adam den
holtwech henan wil, volget nicht, sunder haldet de
rechte, KÖnichlike bane und straten; doedt, wat
dem Adam entegen ist, mißhaget, so werdt he ge-
crütziget.
Vele entsetten und früchten sick, des Vridags os-
sen edder swinefleesch tho eethen, und vorschonen
nicht der armen gelövigen, dar Jesus Christus ynne
wanet, vreeten wol minschen fleesch mit liegen,
dreigen, honslagen, achterkosen und wokeren, des
me alhir na dussem dage nicht kan noch liden will,
fleesch und blodt tho vorslingen, döden und tho
wörgen. Der Her beveldt und gebüdt uns van enem
anderen vasten, Jesaje lviii [1-12], Ezech. xviii
[1-32], Math. xxv [34-46], darynne wy uns syner
gnade, hülpe und bistandt nach flitich willen schic-

243 Braunschweiger Kirchenordnung von 1528, Sehling,
EKO VI/1, S. 396-399.
244 Weihnachten.
245 Vier Festtage im Jahr.
246 Den Vierzeitenpfennig entrichteten die Gläubigen ihrem

ken und halden. Ock, wo wichtige, sware nodt vor-
velle, van unseren Predicanten vermandt, eyndrech-
tigen vasten mit vüriger stemme süchten und
bidden umme hülpe, trost und radt tho Gadt, unsem
lieven vader, dorch Jesum Christum schrien und ro-
pen.
Etlike Festdage, so yn der Brunswickscher Or-
dinantien243 vervatet, wyl wy uit leve um gemeynen
vreedes und eyndracht willen halden, by eynander
kamen, Gades wordt hören, thom dissche des Heren
ghaen, beeden, syngen, den notrofftigen van unsen
güderen vermögentlick dienen, up dat ock unse
knechte, | L4v | megede und vee öres swaren, tidtliken
arbedes ytwes erhaven, eyn wenich mögen rouwen,
Dach schal ein yder Husvader schuldigen, vorplich-
ten ampts syn gesynde tho Gades worde und denste
halden. Men schal dat volck flitich beleeren, under-
richten, dat den Christen alle tidt und dage vry, ge-
lick syn und unse Conscientie unangebunden.
Nu volgen de Feste:
Die dre groten hochtide sampt dren negestvol-
genden dagen, eyn yder, um Gades wordt tho hören,
vullen tho viren, als Mitwinter244, Passchen unde
Pingsten, Niggenyars dach als gewöntlick, Epipha-
nie [6. Jan.], Marien berchganck [2. Juli], Marien
vorkündinge [25. März], Des Heren Hemelvart, Jo-
annis Baptiste [24. Juni].
Michaelis [29. Sept.] vor eyn veerhochtides
Fest245 tho offeren, wo ock up Wynachten, Passchen
und Pingsten, den vertide pennynck246 yn de gemey-
ne Schatkiste tho notrofftiger erhaldunge der ar-
men, Allene den enen Michaelis dach tho viren und
nicht twe darna.
Alle Sundage scholen by uns, wo stetz by den
Cristen, gewantlick dach, will Gadt, vruchtbarliker
geholden werden.
Der Apostel247, Magdalene [22. Juli] und Lau-
rentii [10. Aug.] gedechtnisse schölen up den negest
völgenden Sundach der weeken, dar se wandages na

Pfarrer an den Hochfesten Weihnachten, Ostern, Pfing-
sten und einem regional variablen Fest, Petke, Obla-
tionen, S. 48, 51.
247 Die Festtage der einzelnen Apostel.

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