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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0466
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Soest

nicht bestaen vor Gades rechtvardigem gerichte, wo
möchte nu yn den sünden vorsöpet, gestorven,
doeth mynssche levendige kinder teelen edder God
wedderum versönen? Eyn verdömet, verfloket
mynssche kan yo nicht gudes doen.
Hirum hefft Gadt der almechtiger uth lutter
gnade und vaderliker barmhartichiet uns, synen ge-
benedieden, lickmeetigen, lieven söne Jesum Chri-
stum geschenckt, gebaren van der küsschen, unbe-
fleckten, reinen Jonckfrowen Marien dorch den hil-
| L6v | gen geest, so dat an syner gebordt keyn sünde
noch unreynichiet gevunden wordt, darmit hie alle
verflockte gebordt der rechtgelövigen wedderum ge-
hilliget, gesegenet und gebenediet hefft. Den Gadt
derk vader alle der gantzen werldt sünde up den söne
gelecht, Jesaje liii [4-5], dorch welckes strimen und
wunden wy salich geworden. Petri hefft en hen ge-
geven yn dey hande der Joden202, den thor sünde
gemaket und vermalediunge, welck keyner tidt sün-
de gedaen noch nein drach yn synem munde gevun-
den ys, ii. Corint. v [21]; i. Petri ii [21-24], up dat
wy dorch Öm wedderum gehilliget und gebenediet
weren. Gelick als uns ene vrömde schuldt unser er-
sten Olderen, Ade und Heve, hefft verdöme dorch
ungehorsam der gebade und des willen Gades, am
holte ym Paradise, Also moste uns ene vrömde
huldt, Jesu Christi, unsers Heren und Hielandes,
dorch gehorsam, wente hie wolde synem und unse-
rem Hemelsschen vader am holte des Crützes wed-
derum versönen.
Dewile den nu Gades tharne gestildt dorch dat
blodtvorgeten und stervent syns sönes, hefft uns die
hilge Drievoldichiet up der döpe, wo vor gesecht,
wedderum angenamen als eyn snethker ungeschick-
te stüken und blocke, schone bilder uith tho maken;
behördt uns, mit danckseggunge still tho halden,
wenner angst, lyden, Crütze, vervolgunge und nodt
över uns kompt; alßden arbeedet, hövelt, snyth und
howet der snetker den ungesyrden angenamen knar-
ren, tho enem schonen bilde tho maken. Vorder ys
uns, up dat wy yo nicht twi- |L7r| velen an unser

salichiet, des yngegangen vorbundes zegel und
breeff bereth und geschencket, ein leefflick nacht-
mal angericht, tho eethen und tho drincken yn dem
hochwerdigen Sacramente des altaers dat ware lyff
und bloeth unsers Heren Jesu Christi, darby syner
tho gedencken und synen dodt tho vorkündigen so
lange, dat hie werdt kamen tho richten die levendi-
gen und doden2öS.
So wille wy nu vorthen, dat ware lyff und blodt
Christi tho entfangen, an keine sünderlike tidt noch
stunde gebunden hebben, sunder Gadtlikem beveel
nach, wen uns sünde, dodt, Düvell und helle an-
vechten, so vaken wy willen entfangen, den wenner
wy ellende gewundet, ym drecke und slamme van
dem düvell yamerlick gesölet und gewoltert, warhen
schöle wy dach leever und billiker lopen, dan yn den
schodt unses leven vaders und vröntlike herte unses
Heren Jesu Christi? Uth sodaner steenritzen werdt
uns kein Havyck mögen ryten, dar syn wy all seker
und fry vor alle anloepe der düvel, sünde und dodes.
Darhen bringe wy sünde und halen gerechtichiet,
denne welck sick sülvest vorhen, eer se thom dissche
des Heren nachtmals gaen, dorch egen kreffte, wer-
ke und vramhiet willen bereiden und werdich ma-
ken, entffangen dat hochwerdige Sacrament thom
gerichte und Ewiger verdömnis, wente se achten
eere wercke so hoch, dürbar und köstel als den dodt
Jesu Christi, ane welcken keyne vorgevinge der sün-
de noch gerechtichiet, de vor Gade gelde, syn kan,
överst de entffangent werdichlick und thom ewigen
leeven, welck sick |L7v| vor arme, ellende, bedröve-
de, verdömede sünder achten, bringen nichts gudes,
darmit se gedencken noch vornemen, Gadt, den hy-
melsschen Vader, tho vorsönen, anders wen den
dodt und rosenvarve, dürbar uthgegaten bloedt un-
ses Heren Jesu Christi, darup vorlaten se sick allene,
wo blote, arme, nakede beedelers. Wente der ytwes
biddenn will, wendet nicht syn rikedage, schönhiet
noch gesunthiet vor, sunder entdecket syne seere
und wunden, blötet syn armot und noeht. Also möte
wy ock vor dem hemelschen Vader doen.

k Im Druck: die. 252 Mt 26,69-75; Mk 14,66—72; Lk 22,54-61.
253 Vgl. lKor 11,26.

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