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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0486
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Soest

Vam prediger
Eyn gelerder und frommer prediger sal henfort, wan
solches van noden, up ansokent der junfferen vam
ersam rade vor dat stichte S. Walpurg vorordent
werden, als im yar M.D.xliii geschen ys. Deselbige
sal sine erlichen huysfrouwen mit sampt sinem ge-
horsamen gesinde hebben, de vor den junfferen pre-
dige, Gots h. wort lese, sacramente reke, bicht hore,
in eren kranckheiden und stervende by en si, mit
Gotzs worde troste etc. Demsulven sall bevollen sin,
dat he mede up de schola sehe und achtung hebbe,
dat allet mit singen und lesen im cor und anders
rigtich thoga na Gades warde. Ock sall de prediger
mit den junfferen dat leve, salige h. aventmall un-
sers heren Jesu Christi, darinne he uns sin lyff unde
blot auch lofflich in unsen lofflichen munt tho etten
und tho drincken gifft mit so averutht |9v| fruntli-
chen und soten warden: vor jw gegeven und vor jw
vorgotten etc., holden und bruken, wan se solx be-
gerdtt, na der evangelischen historien unde ordnun-
ge, wy in allen parkercken unser statt geschueth.
Und wan de junfferenn sich des h. aventmals deel-
haftich maken willen, sollen se fyn und tuchtich up
dem chore, apentlich eren geloven tho bekennende,
thom dissche Gades gan.
Ock wan se sus miteynander oder vor syck thom
h. sacramente gan wyllen, sall fry vergunnet sin.
Item dem prediger behoret vor siner truwen arbeit
eyne erlike underholdinge, nemlich behusinge unde
besoldinge, darinne sich de junfferen der billichet
nha tho schicken wettenn.
Van der schola unde scholemesterschen
Vor allen dingen ys nodich in dus- |10r| sem stiffte
eyner guder schole und eyner gotgelerder scholeme-
sterschen, de de kinder in Gades fruchten lere und
upthe unde tho allem guden unde besten halde, dan
vor de joget unde unertagene horet lere, dwanck
und straffe etc. Wente sal dyt stiffte eyne christliche
tuchtschole sin und thom rechten regimente unde
bestande kommen, wyl solcher schole hoch van no-
den syn anthorichten und under thohalden. Dan
k In der Handschrift: nympt.

wat, wat wolde yt werden entlich, wan de yoget in
der tucht und vormaninge tho dem heren nicht up-
getagen worde? Vorwar nich anders dan eyn gruwel
und vorwostunge. Derhalven ordene wy, borger-
meister und radt, gebeyden ock ernstlich, dat de
semptlichen junfferen eyne uth sych erwelen, tho
solchem scholeampte duchtich. Derselbigen sall de
schole und kinder |10v| darsulvest bevollen syn.
Ock ys unse bevell, dat de prediger des styfftes
selvest mede eyn flytich upsent hebbe aver solche
tuchtschole, up dat allet ordentlich und christlich
thoga2 unde de joget recht underwiset und geleret
werde. Hyr ys am hogesten angelegen Syrach vi
[18.20]: Leve kint, lere de wyssheit van joget up, so
werste wyss. Du most eyne kleine tit umme erent
wyllen moye unde arbeit hebben, averst gantz balde
werstu erer fruchte geneten.
Van der sengerschenn
De cantrix und ere adiutrix sollen im core anheven
de antiphonen, psalmen, hymnos etc., ock sall de
cantrix dat syngen ym cor na gelegenheit der tyt
und der junfferen up dat vorderlixte und beste ver-
ordenen. Ock ys unse bevell, dat de junfferenn mer
dutsch dan latin singen, unde |llr| wes se latinisch
singet, datselve sal dorch den prediger wol declare-
ret werden, up dat se wetten und verstan, wat see
singen. Deselbige sal ock eyn upsent hebben, dat de
gesanck reyne sy und blive.
Van lesen thor taffelenn
De jungen jungfferen solt angehalden werden unde
verordent, de eyne na der anderen dorch de schole-
mesterschen, dat se eyne fine lection uth dem olden
oder nyen testamente thor tafflen lesen, wan de
junfferenn myddags unde avendes etten, up dat de
zele ock ere spise hebbe, nemlich Gades wart, wan
de licham syn vodesel nymptk unde van Gade gene-
ret unde erholden werdtt, 1. Cor. xiiii. cap. [40]:
Omnia autem decore et secundum ordinem fiant in-
ter vos. | llvl

2 lKor 14,40.

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