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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0490
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Soest

5. Mandat zum Abendmahl unter beiderlei Gestalta
28. März 1552

Anno 1552, up mandach na Laetare, ist verdregen
durch raidt, alde radt, ampt und gemeynheit, dat
her Walter van Stolwyck1 in sunte Nicolaus capellen
to dem Brunnenstein2 soll wedder anrichten dat
nachtmal odder communion in beiderley gestalt na
insaete unsers herren Jesu Christi3, sulx, de er ge-
wetten arnde nicht stillen können und sulx von em
begern, reken und geven soll lut dem interim4.
Des soll he, vor ersten, er he dat nachtmal in beyder
gestalt so reket edder gifft, upstiegen und underwie-
sen dat volk, dee sulx begeren to entpfangen mit
Godz worden, dat sy witten, wat sie dar entpfangen
etc. Up dat dan gein uneynigheit noch unwill darut
entsta, soll man durch de stadt, sowoll vor geistli-
chen und weltlichen husern, eyn bott umme goin la-
ten, dat jedermann synen kindern, knechten und
mägeden verbeide und eyn ider sich entholde, dat de
eyne, de dat nachtmal in einer gestalt entfet, nicht
up den andern, de et in beiden gestalt entpfangen,
und hinwidderumme de jenigen, de et in beider ge-
stalt entpfangen, ock nicht up de jennige, de et in
eyner gestalt entpfangen, schimpfiren, verachten
odder verschmähen soll, wu dat interim ock darvon
vermeldet etc.
Wer et sake, dat wey sich daran entgenge, sulke
schampfehrunge, de eyne up den andern dede, so
sulx dem kämmerer angebracht off der sulx gese-
hent, in warheit erförscheden, so soll de kämmerer
de genigen, de sulx schampfern gedan, laten vor-

Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A 6156b,
S. 67-70. Zwei weitere Stücke ebd., Abt. A 6992,
S. 1041-1044, 1055f.

1 Walter von Stollwyck (|1553) war zuvor Prädikant in
Wesel, Bauks, Pfarrer, Nr. 6161; Schwartz, Ge-
schichte, S. 258-263.
2 Die Brunsteinkapelle (St. Nikolaus), die 1225 erstmals
genannt ist, geht auf eine Stiftung der Familie Brunstein
gen. Schonekind zurück. 1408 übertrug die Familie das
Patronatsrecht dem Soester Rat, Kohl, Soester Kapel-

kommen; so de des gestendich und sulx gedan nicht
verlochede, soll denselbigen, so vaken he sulx dede,
den rade in vyff marck broke verfallen syn, de de
kemmerer to 1681 behoff des rades sunder gnade von
en nemen soll. Wer ock sake, dat de selvige sulx vor
dem kemmerer vorlochede und nicht gestendig syn
wolden, mach der kemmerer darna wider erfarunge
don und darup den, so recht, vor dem rade darup
forderen.
So ock lichferdich volck, dair nicht an to donen-
de, sulck schanpferen dede, hefft sich de kemmerer
mit rade und vorwitten burgermeister und richtlude
mit antastunge und na gestalt de straffen tolaten,
ock darin to schiken.
Ock verdregen, dat men sall laten vorkommen
dat capittel5, die pastorn in den kercken und de
mönneken in beyden klosteren6 wy ock obgedach-
tem heren Walter und en verbeiden, dat nummant
in der predike edder sust up den andern schampffere
edder schmehe, dat sich ein jeder des enthalten,
umb dat he sich und dem rade darmit kein last-
steyn7 make.
Item, verdregen, dat men hern Walter eyn enkeden
tyt der communion, so dar antorichten, beteken soll,
und notrofft, so em dairto nodich to heben, sulx in
der capellen vurs. to bestellen, item, umb dat lon
mit em to gewerden und behusung, wort an radt
und twelwene gestalt.

len, S. 48f.; Schwartz, Soest in seinen Denkmälern 3,
S. 80-84; Schinkel, Kirchen, S. 83-85; Dehio, West-
falen, S. 1029.
3 Vgl. Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; lKor
11,23-25.
4 Augsburger Interim, DRTA.JR 18/2, S. 1947; vgl.
Mehlhausen, Interim, S. 134, 142.
5 Die Kanoniker am Stift St. Patroklus.
6 Franziskaner- und Dominikanerkloster, siehe oben,
S. 463 Anm. 14.
7 Vgl. Sach 12,3.

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