7. Armenordung 1581
7. Armenordnung3
10. Mai 1581
Nachdem die tagliche erfarungh bezeuget, das nicht
allein eines erbarnn, wolweisenn rhats vilfeltige ge-
prauchte trew, mittel unnd wege uber abschaffungh
aller unordnungh des frembdenn, loesen, verdechti-
genn unnd offt begangener undaetenn halber anders
whohin verwiesen unnd außgetriebenenn unnutzenn
gesindtleins der bettler, mußiggengeren unnd sonst
wenigh im werckh frucht geschaffet, sonder auch,
das je lenger, je mhe mit allerhant frembdenn, un-
bekantenn einkomlingenn gmeine stadt unnd bur-
gerschafft hieselbst beladenn, belestiget unnd be-
schweret wirdt, als ist Gott dem almechtigenn
befurab zu lob unnd ehrenn, zu nutz unnd wolfart
gmeiner stadt unnd burgerschafft, auch zu sonde-
rem vorstandt unnd behelff der notturfftigenn unnd
duchtigenn armenn unnd zuvermeidungh aller
schedlicher, geferlicher beiwhonungh, vermitz reif-
fem rhatt unnd bedenckhen eines erbarnn, wolwei-
senn rhatz, alderaths, zwolve unnd alte zwolve,
freunde vonn ampternn unnd gemeinheit daruber
berathschlaget unnd hinfuro fest, stedt unnd unver-
brochenn zuhalttenn beliebet unnd eingewilligt in
massen, wie folgt.
Anfencklich, das alle unnd jede mans- unnd frawes-
persoenenn, welche inwendigh denn negstvergange-
nenn sechs jarenn |3v| mit der whonungh hieselbst
oder inn der Buerde sich nidergeschlagenn1, vonn
denn orternn, daeselbst ein jeglicher von innen ge-
borenn unnd erzogenn, auch seine letzste whonungh
gehabt, glaubwurdigenn schein unnd beweiß vor-
bringenn sollenn, ob sie ehelich oder unehelich, frei
oder leibeigen geborenn, wie sie sich zeitt irer bei-
whonungh daeselbst verhalttenn unnd mit was be-
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A 7191,
fol. 3r-6v.
1 Niedergelassen.
2 Gaden = kleine Wohnungen, Gemächer, Kammern,
Eiynck, Andreas, Häuser, Speicher, Gaden. Städti-
scheide unnd auß was ursachen sie vonn dannenn,
dae sie her burtigh oder aber ire letzste whonungh
gehabt, gescheidenn, welchs auch, damit sich keiner
der unwissenheit zuentschuldigenn, vonn allenn
cantzlenn inn der stadt unnd Buerde abzukundi-
genn sein sol.
Als fernn aber solcher beweiß inwendigh denn
negstfolgendenn sechs wochenn nach publication
dieses nit außpracht oder sie sonst denselbigenn nit
erhaltten konten, sollenn sie mit irer beiwhonungh
lenger nicht gestadet, sonder alspaltt unverzoglich
die stadt unnd Buerde zureumen unnd zuverwei-
chenn mit ernst angehalttenn unnd daruff ohnn
ubersehenn der persoenen gefolgt werdenn.
Welche aber irer freier geburt ehrlichen, unta-
delhafftigenn abscheidtz urkunt erhalttenn, dieselbe
sollenn sich dem hernn kemmer praesentiren, sol-
chenn beweiß vorleggenn unnd dannoch ferner ein
schrifftlicher urkunt, das sie zur |4r| beiwhonungh
gestadet unnd zugelassenn, mittgetheiltt werdenn.
Welche aber solchenn urkunt vom kemmer nicht er-
halten, denselbenn, sie wherenn mans oder frawes
persoenenn, sol menn keine heuser oder gedeme2
vermeyeren oder einthun bei straff zehenn marckh
geldes, darfur der ubertretter ohnn alle rechtzfur-
derungh vom kemmer anzusehenn unnd zu pfen-
denn sein sollenn, so offt sie hergegenn theten.
Belangendt die armenn, so sich taglich des bedelens
ernherenn, damit sol nachfolgender underscheidt ge-
halttenn werdenn.
Vorerst sol ein jeder pastor unnd pfarher inn sei-
nenn kirßpelenn die rechte, notturfftige unnd duch-
tige persoenenn, zun almussenn verzeichnet, uber-
sche Bauweisen und Wohnformen in Steinfurt und im
nordwestlichen Münsterland vor 1650 (Denkmalpflege
und Forschung in Westfalen 19), Bonn 1991, S. 115-121;
Michels, Entwicklung 1150-1530, S. 426; ders., Ent-
wicklung 1530-1800, S. 334f., S. 356-358, Abb. 20a/b.
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7. Armenordnung3
10. Mai 1581
Nachdem die tagliche erfarungh bezeuget, das nicht
allein eines erbarnn, wolweisenn rhats vilfeltige ge-
prauchte trew, mittel unnd wege uber abschaffungh
aller unordnungh des frembdenn, loesen, verdechti-
genn unnd offt begangener undaetenn halber anders
whohin verwiesen unnd außgetriebenenn unnutzenn
gesindtleins der bettler, mußiggengeren unnd sonst
wenigh im werckh frucht geschaffet, sonder auch,
das je lenger, je mhe mit allerhant frembdenn, un-
bekantenn einkomlingenn gmeine stadt unnd bur-
gerschafft hieselbst beladenn, belestiget unnd be-
schweret wirdt, als ist Gott dem almechtigenn
befurab zu lob unnd ehrenn, zu nutz unnd wolfart
gmeiner stadt unnd burgerschafft, auch zu sonde-
rem vorstandt unnd behelff der notturfftigenn unnd
duchtigenn armenn unnd zuvermeidungh aller
schedlicher, geferlicher beiwhonungh, vermitz reif-
fem rhatt unnd bedenckhen eines erbarnn, wolwei-
senn rhatz, alderaths, zwolve unnd alte zwolve,
freunde vonn ampternn unnd gemeinheit daruber
berathschlaget unnd hinfuro fest, stedt unnd unver-
brochenn zuhalttenn beliebet unnd eingewilligt in
massen, wie folgt.
Anfencklich, das alle unnd jede mans- unnd frawes-
persoenenn, welche inwendigh denn negstvergange-
nenn sechs jarenn |3v| mit der whonungh hieselbst
oder inn der Buerde sich nidergeschlagenn1, vonn
denn orternn, daeselbst ein jeglicher von innen ge-
borenn unnd erzogenn, auch seine letzste whonungh
gehabt, glaubwurdigenn schein unnd beweiß vor-
bringenn sollenn, ob sie ehelich oder unehelich, frei
oder leibeigen geborenn, wie sie sich zeitt irer bei-
whonungh daeselbst verhalttenn unnd mit was be-
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A 7191,
fol. 3r-6v.
1 Niedergelassen.
2 Gaden = kleine Wohnungen, Gemächer, Kammern,
Eiynck, Andreas, Häuser, Speicher, Gaden. Städti-
scheide unnd auß was ursachen sie vonn dannenn,
dae sie her burtigh oder aber ire letzste whonungh
gehabt, gescheidenn, welchs auch, damit sich keiner
der unwissenheit zuentschuldigenn, vonn allenn
cantzlenn inn der stadt unnd Buerde abzukundi-
genn sein sol.
Als fernn aber solcher beweiß inwendigh denn
negstfolgendenn sechs wochenn nach publication
dieses nit außpracht oder sie sonst denselbigenn nit
erhaltten konten, sollenn sie mit irer beiwhonungh
lenger nicht gestadet, sonder alspaltt unverzoglich
die stadt unnd Buerde zureumen unnd zuverwei-
chenn mit ernst angehalttenn unnd daruff ohnn
ubersehenn der persoenen gefolgt werdenn.
Welche aber irer freier geburt ehrlichen, unta-
delhafftigenn abscheidtz urkunt erhalttenn, dieselbe
sollenn sich dem hernn kemmer praesentiren, sol-
chenn beweiß vorleggenn unnd dannoch ferner ein
schrifftlicher urkunt, das sie zur |4r| beiwhonungh
gestadet unnd zugelassenn, mittgetheiltt werdenn.
Welche aber solchenn urkunt vom kemmer nicht er-
halten, denselbenn, sie wherenn mans oder frawes
persoenenn, sol menn keine heuser oder gedeme2
vermeyeren oder einthun bei straff zehenn marckh
geldes, darfur der ubertretter ohnn alle rechtzfur-
derungh vom kemmer anzusehenn unnd zu pfen-
denn sein sollenn, so offt sie hergegenn theten.
Belangendt die armenn, so sich taglich des bedelens
ernherenn, damit sol nachfolgender underscheidt ge-
halttenn werdenn.
Vorerst sol ein jeder pastor unnd pfarher inn sei-
nenn kirßpelenn die rechte, notturfftige unnd duch-
tige persoenenn, zun almussenn verzeichnet, uber-
sche Bauweisen und Wohnformen in Steinfurt und im
nordwestlichen Münsterland vor 1650 (Denkmalpflege
und Forschung in Westfalen 19), Bonn 1991, S. 115-121;
Michels, Entwicklung 1150-1530, S. 426; ders., Ent-
wicklung 1530-1800, S. 334f., S. 356-358, Abb. 20a/b.
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