Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0501
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
11. Armenordnung 1597

stehen pleiben, damitt ein jeder das sein beibrengen
khan, auch vor ethlichen heusern anklopfen oder ein
glöcklein, damit sie schellen.
Bei die carenda mussen zwen körbe, bordel oder
kypen7 getragen werden, in dem einenn fleisch,
keeß, in dem anderen broeth, noch ein vorschloßene
buße, darin gelt.
Ein besonder ort, dar mhan außdeilt, die schöler
in der scholen, die andern bedelers auff |14v| dem
seell offt fleischern8, so langh ein ander ortt verord-
net.
Wan spinde oft andere almoesen, als hochzeit oder
sunst, sollen die carenda irstlich vor allen anderen
versorget werden. Die almösen sollen ordentlich
außgedeilt werden, den scholern in gegenwortigkeit
des rectoris, schulmeistern, provisoren oder je eines,
die andern bedeler in gegenwertigkeit der subdiaco-
nen in den Hoven, dar sie umbgehen.
Eß soln ausserhalb diesen betlern khein mehr betlen
gehen; so jemandt gefunden wurde, soll irstlich von
dem prechervogett gewarnet werden, darnach ge-
schlagenn, hir ist noch nödig ein ander straff. Eß
sollen khein frembde bedlers sonder verleub der pro-
visoren bidden gehen, denselbigen sollen die provi-
soren seinen zeddell geben, darin ein sicher zeit nach
gelegenheit namhaft machen, sie den prechervogt

' Tragekorb für den Rücken, Grimm, DWb 11, Sp. 685f.
8 Amtshaus der Fleischer, vgl. Kohl, Absolutismus,
S. 37.

wiesen. Wo jemandt daruber gefunden, 115r | soll von
dem prechervogt aus der stadt gewiesen werden.
Soll so enge nit gespannen sein diese zedel; sofern
jemandt vergessen oder nach dieser zeit in armuth
gerhede nach erkundung, soll nach eingeschrieben
werden. |15v leer, 16r|
Examen vor die armen, wie die hern sembtlich
mit mehr umbstenden zuverrichten wissen
Prediger, lohnhern9, subdiaconen sambtt einem,
vom erb. rhat darzu verordnet, mugen den wechter
bevelch geben, dieselbige uf ein gewisse stunde alle
armen bescheiden, das sie khomen und sich ange-
ben, zwe naeber mitbrengen, die kundtschafft irer
armutt geben, sofern sie auf die gasse zu bitten be-
geren. Sollen irstlich gefragt werden, wie lange sie
alhier gewonet, wie viel kinder, wie alt ire kinder;
imgleichen, ob sie auch sunst proven haben in der
kirchen auf St. Jurges kerckhof10, Pilgrumhaus11
oder sunst. So auch welche gefunden, so nit langes
die doeren begern zu bittelen, dannoch armen sein
und almosen begern, dieselbige musten auf ein be-
sonder zedel verzeichnet werden. |16v|
1597. Ordnungh mit den armen, wie die ins werck zu
stellen.

9 Siehe oben, S. 456 Anm. 296.
10 Siehe oben, S. 477 Anm. 12.
11 Siehe oben, S. 455 Anm. 293.

483
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften