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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0508
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Soest

Durch die tauffe (damit wir itzo ümbgehen),
wen dieselbige nach der ordnung und einsetzung des
hern 1168r| Christi, wie sie von S. Matth.44 und Mar-
co45, den h. evangelisten, beschrieben ist, verhandelt
wird, wird nicht allein und fürnemlich der abwa-
schung der sünden bedeutet, wird auch nicht allein
den getaufften versiegelt der bund der gnaden, in
welchem sie (wegen ihres herkommens von christl.
eltern) weren, sondern dieselbe tauffe ist ein war-
hafftiges und krafftiges mittel, dadurch Gott seine
gnade auffträgt und wil dardurch vermittelß der
krafft und würckung seines h. geists die menschen
von neuen wiederum gebären, seinem lieben sohn
Jesu Christo einverleiben und wil dardurch alle wol-
thaten, durch Christi verdienst erworben, ihnen
schencken und versiegeln, welches alles die hochge-
lobte h. dreyfaltigkeit würcket, daß alle, so auff vor-
gem[elte] weise getauffet werden (es were dan, daß
sie sich selber, als die alten, dessen unwürdig mach-
ten), Christum anziehen, von neuen durchs wasser
und den h. geist gebohren, von sünden gereinigt, er-
neuert und zu erben des ewigen lebens angenohmen
werden, wie von diesem allen die schrifft zeuget an
vielen orten, sonderlich aber Zach. 13 [1], Joh. 3
[1-36], Marc. 16 [15-16], Eph. 546, Tit. 3 [4-7],
1. Petr. 3 [19-22], Act. 2 [38], Col. 2 [12], Rom. 6
[1-23], 1. Cor. 12 [13] etc.
Derentwegen sollen wir uns bey verrichtung die-
ses hochw[ürdigen] sacraments allezeit erinnern,
daß, gleich wie am Jordan, 1168v| da Christus getauf-
fet worden, dardurch unsere tauffe geheiliget, alle
drey personen in der gottheit sich offenbahret und
der himmel sich auffgethan hat47, also werde sonder
zweyffel auch der himmel eröffnet, wir werden darin
vom himmlischen vater zu kindern und erben seiner
ewigen himmlischen güther angenohmen. Christus
besprenget uns darin mit seinem blute, ziehet sich
dardurch selbst uns an, wiedergebihret uns durch
seinen h. geist und versiegelt uns dardurch seine
gnade, sollen uns auch bey verrichtung dieses sa-
craments erinnern, daß, wen wir dasjenige, was wir
Gott (seinen gebothen im glauben und leben gehor-
sam zu leisten) in unser tauff angelobt, durch des
44 Mt 3,1-17.
45 Mk 1,1-13.

teuffels, der welt und unsers bösen fleischs verfüh-
rung nicht gehalten, wir uns wiederumb zu Gott
durch rechtschaffne buße und gebrauch des hochw.
abentmahls des hern Christi in krafft und erinne-
rung des zuvor in der tauffe auffgerichteten bundts
auffs neue bekehren, dieweil dan, geliebte im herrn
Christo, uns auch allhier ein (oder: etliche) kindlein
wird (oder: werden) fürgetragen, und wird von sei-
nem (ihrent) wegen begehrt, daß es (sie) dem gebeth
gemeiner christl. kirchen befohlen und nach ord-
nung und einsetzung Christi, davon zuvor geredt, ge-
1169r | taufft werde (werden), so last uns hören am
exempel Christi, wie wir uns dieses kindleins in un-
serm gebeth und gevatterambt sollen annehmen,
welcher sagt, Marc. 10 [13-15], zu den aposteln, so
die kindtlein zu ihm zu pringen wehreten: Last die
kindlein zu mir kommen u[nd] wehret ihnen nicht,
den solcher ist das himmelreich; warlich, ich sage
euch, wer das reich Gotts nicht empfäht als ein
kindlein, der wird nicht herein kommen, und da er
das saget, küsset er sie und legt die hand auff sie und
segnete sie.
Alhier begehre der baptista, dem kinde einen
christl. nahmen zu geben, und fahre den ferner fort
und sage:
Wir wollen aber jetzo dieses kindlein dem herrn
Christo zupringen durchs gebeth und die h. tauffe
und also miteinander beten:
0 allmechtiger, ewiger Gott, himmlischer vater,
wir bitten dich in wahren glauben an deinen sohn,
unsern erlöser Jesum Christum, du wollest durch
dieses h. sacrament der tauffe, so Christus selbst
eingesetzet, in diesem kinde durch deinen h. geist
würcken die wahre geistliche wiedergeburth, deme
dardurch zueigenen und schencken die krafft des
gantzen verdiensts deines lieben sohns Jesu Christi,
auch dasselbige dardurch vom unflat der erbsünde
(daß sie ihme nicht gereiche zum ewigen verdam-
nüß) reinigen, die wahre erkandtnüß deines wesens
und willens dardurch in ihm erwecken, vermehren
und erhalten, ihm durch dasselbige ver- |169v| sie-
geln deine himmlische gnade, durch Christum er-
46 Eph 4,5.
47 Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21-22; Joh 1,32-34.

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