Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0510
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Soest

christlichen tugenden helffet, auch abmahnen von
aller falscher lehr, als die diesem glaubensbekand-
nüß und der gantzen h. schrifft zuwieder, und ihme
sonsten befürderlich seyn in andern wercken der
christlichen liebe nach erfiirderung der noth, wel-
ches auch der herr Christus, welcher gesagt hat,
Matth. 18 [5]: Wer ein solches kind auffnehmet, der
nimpt mich auff, reichlich wird belohnen.
Darnach frage er und sage: Das wollt ihr ja ger-
ne thun?
Ja, gerne, nach unserm besten vermiigen.
Den usitatum adhuc in ecclesiis Saxonicis50 exorcis-
mum bey der tauffe betreffend, dieweil derselbe sei-
ne herliche bedeutungen hat, und auch ante papa-
tum in primit[iva] ecclesia gewesen, leße
Nazianz[enus] in orat[ione] In sanct[tum] lava-
crum51 et Cyrill Hiero. Catech. 252; Cypria-
n[us]53 l[iber] 4 epist. 7; Ambros[ius] 1. 1 De sa-
cram[entis] cap. 554; Augustinfus] 1. 10 De Civ[itate]
Dei, c. 22ö5 |171r| et libro de fide et operibus
c. 656, und haltetc darvon gar nicht d. d. Poly-
carpfus] in seinem tractat[us] De exorcismo contra
Anhaltinos sacramentarios07, vor etlichen jahren
edirt. Jedoch lassen wir denselbigen unsern predi-

c In der Handschrift: halten.

50 Kirchenordnung Kurfürst Augusts von Sachsen von
1580, die im Taufformular auf die Ordnung Herzog
Heinrichs von 1539 zurückgeht, Sehling, EKO I,
S. 365f„ S. 266f.
51 Gregor von Nazianz, Oratio XL: In sanctum baptisma,
PG 36, Sp. 359-428.
52 Cyrill von Jerusalem, Mystagogicae catecheses, Röwe-
kamp, Georg (Bearb.), Mystagogicae catecheses
(FC 7), Freiburg 1992, S. 94-165.
53 Cyprian von Karthago (um 200/210-258).
54 Ambrosius von Mailand (339-397), De sacramentis, Ser-
mo primus, 18, Schmitz, Josef (Bearb.), Ambrosius
von Mailand, Über die Sakramente / Über die Mysterien
(FC 3), Freiburg 1990, S. 91.
55 Augustinus, De civitate Dei, lib. 10, cap. 22, PL 41,
Sp. 299f.; CChr.SL 47, S. 296; CSEL 40/1, S. 483f.
56 Augustinus, De fide et operibus, PL 40, Sp. 197-230;
CSEL 41, S. 33-97.
57 Polycarp Leyser (1522-1610), Vom Exorcismo. Ein
Christlicher, nötiger und in Gottes Wort wolgegründter

gern auß besondern ursachen frey, daß sie densel-
bigen mögen gebrauchen oder fallen lassen, und die-
jenige, so ihn noch gebrauchen, sollen die andern
nicht anfechten, welche ihn nicht gebrauchen oder
fallen lassen, et e contra, doch mit der condition,
daß wen die sacramentirer, da Gott für sey, einreis-
sen mit ihren schwarme und suchten per abrogatio-
nem exorcismi introduction ihrer schwärmerey und
gedächten hiedurch unse wahre religion in contemp-
tum zu setzen und also libertatem christianam zu
attentieren, so sollen unsere prediger den exorcis-
mum defendiren und gebrauchen, uti stat in liber-
tate, qua Christus nos liberavit, Gal. 5 [1], nach dem
exempel der aposteln, Act. 15 [10-11], et Pauli, Gal.
2 [20]. Aber extra hunc casum sol uns nicht auß be-
wegenden ursachen mißfallen, daß sie gedachten ex-
orcismum lassen fallen, wie viele, sonderlich die
oberlandische kirchen, gethan08, welche doch Aug.
Confess. addictissimae seyn, und Formulae Con-
cord., welche caput 1 gedacht59, unterschrieben.
Was die nothtauffe anlangt, sollen sie sich den ge-
meinen Augsb. Conf. verwanthen kirchenordnun-
gen, sonderlich herrn Lutheri tauffbüchlein60 gemäß
verhalten, und sollen offtermahls mit fleiße die heb-

Bericht, Gestellet von Polycarpo Leysern D. Superinten-
denten in der Stadt Braunschweig Zu widerlegung der
langen und ungegründten Schrifft, welche die Prediger
des Fürstenthumbs Anhalt in diesem Artickel wider ihn
publiciert haben, Jena 1592, vgl. Ulrichs, Art. Leyser,
BBKL 5 (1993), Sp. 3-7.
58 In den Kirchenordnungen Württembergs, Badens und
der südwestdeutschen Reichsstädte erscheinen weder
Anordnungen, den Taufexorzismus durchzufiihren, noch,
ihn zu unterlassen, Sehling, EKO XVI, XVII. In der
Straßburger Agende von 1524 ist die „ußtreybung des
teufels“ noch erwähnt, Sehling, EKO XX, S. 125. In
der Kirchenordnung von Pfalz-Zweibrücken 1539 wurde
die Beibehaltung des Exorzismus empfohlen, Sehling,
EKO XVIII, S. 59. Ausdrücklich abgeschafft wurde er
hingegen 1584 in Waldeck, Sehling, EKO IX, S. 300,
Nassau-Dillenburg 1575 und Ysenburg-Birstein 1588,
Sehling, EKO X, S. 150f„ 628, 631.
59 Siehe oben, Anm. 1 und 2.
60 Luther, Taufbüchlein von 1526, WA 19, S. 536-541;
BSELK S. 905-910.

492
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften