Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0516
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Soest

13. Kirchenordnung für die Soester Bördea
19. Mai 1609/20. November 1619
Kirchenordnung,
die pfarrherrn und prediger, im gleichen die kösters, pfarrkinder und zuhörer, auff der Börde gesessen,
betreffendt, anno 1609 auffgerichtet und folglich an[no] 1619 am 20. Novemb[ris] erneuert und von allen
cantzlen wiederumb zu publiciren beschlossen

Wir, burgermeistere und rath dero stadt Soest, so-
dan auch die zwölffe, welche vor den rath gehen da-
selbst, thun kundt und fügen hiemit zu wissen. Als
die auß unserm mittel verordnete visitatores, was
sie bey der im nechst verwichenem 1608. [jahr] auff
der Borde angestelter und gehaltener visitation al-
lenthalben befunden und außgerichtet, außführlich
referiret und davon bericht gethan, auch daneben
ihr bedencken, wie den befundenen mängeln und ge-
brechen bester gestalt zu remediiren und abzuhelf-
fen, schrifftlich verfasset, uns zugestellet, daß wir
demnach zuforderst Gott dem allmächtigen zun eh-
ren, zu fortsetzung seiner christlichen kirchen, so
dan insonderheit unsern angehörigen einfältigen iay-
en zu nutz und beforderung ihrer seelen heil und
sehligkeit vorangeregtes bedencken mit allem fleiß
durch- |177v| sehen, in noturfftige beratschlagung
gezogen und darauß nachfolgende ordnung auß gu-
tem, christlichen eiffer wolmeintlich verfassen und
einstellen lassen, befehlen darauff allen und jeden in
unser bottmässigkeit auff der Börde gesessenen
pfarherrn, vorangedeutete durch uns auffgerichtete
ordnung von den cantzeln offentlich zu publiciren
und ihren angehörenden kirspelsleuten und zuhö-
rern deutlichen vorzulesen, auch nicht allein vor
sich selbsten, so viel ihre eigene persohn darinnen
concerniren thuet, derselben gemeeß zu leben, son-
der auch ihre pfarrkinder und zuhörer zu deren ge-
horsamer folgleistung zu vermahnen und anzuwei-
sen. Und wie nicht zu zweyffeln, die frommen und

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A Hs 26,
fol. 177r-182r. Weitere Stücke ebd., A 6347, fol. lr-9r; A
6156b, S. 185-218. Abdrucke: Jacobson, Urkunden-
Sammlung, S. 36-41 Nr. XXI; Zeitschrift des Vereins für
die Geschichte von Soest und der Börde 20 (1902),
S. 77-82.

gottsfürchtigen ihres in diesem christlichen und
Gott wolgefälligen werck geleisteden schuldigen ge-
horsambs reiche belohnung von Gott dem allmech-
tigen zu gewarten, also sollen auch diejenige, so sich
mutwillig, auß lauterer boßheit darwiedersetzen
und keinen gehorsam leisten wollen, hiemit gewar-
net seyn, daß sie mit ernster und scharffer straffe
nach gelegenheit der sachen belegt und angesehen
werden sollen.
Anfäncklich sollen die pfarrherrn und prediger ne-
ben den gewohnlichen predigten den catechismum,
darin die hauptstucke christlicher religion verfasset
seynd, des sonntags nachmittags |178r| stetig vor
und vor (sintemahl daran hoch und viel gelegen) mit
fleiß, rechtem grundt und verstandt predigen und
außlegen, und wen man den catechismum zum ende
gebracht, sol man denselben wieder vorn anfahen,
das gesinde und junge volck darauß fleissig exami-
niren, verhören und fragen, und alle jahr denselben
einmahl außführen und zum ende bringen.
2. Daneben sollen auch die prediger und nicht
die costere oder schüler nach geendigter predigt je-
derzeit umb der kinder und anderer einfältiger leute
willen, damit es auch das volck desto besser verneh-
men müge, von der cantzel von wort zu wort der
gantzen gemeine vorsprechen die fragstücke, die wir
vor diesem allen predigern im bichtstuhl zugebrau-
chen befohlen1, sambt den fragstucken, dem cate-
chismo Lutheri2 einverleibt.

1 Etliche fragstücke, durch D. Martinum Luther gestelt
fur die, so zum Sacrament gehen woellen, siehe oben,
S. 488 Anm. 28.
2 Luther, Kleiner Katechismus, BSELK S. 852-910.

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