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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0017
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Lüneburg wird für das 15. und 16.1h. gelegentlich auch Herzogtum genannt, seines Umfanges
wegen.

Die Gemengelage geistlicher und weltlicher Territorien in Niedersachsen ist zu Beginn der
Reformation westlich und östlich der Weser verschieden. Im westlichen Teil überwiegen die
geistlichen Territorien. Der Ausdehnung nach steht an erster Stelle das Hochstift Münster mit
seinem nach der Erwerbung von Delmenhorst (1482) bis nahe an Bremen reichenden Nieder-
stift; dazu die Stifter Paderborn, Osnabrück und Minden. Weltliche Territorien sind die Reichs-
grafschaft Ostfriesland im Westen und die Grafschaft Oldenburg im Osten des friesischen Ge-
biets, zwischen ihnen die Herrschaft Jever (bis zum Anfall an Oldenburg, 1575), die Herrschaft
Harlingerland (die 1600 an Ostfriesland kam) samt der Herrlichkeit Knyphausen, ferner im
Süden die Grafschaften Diepholz und Hoya (die 1585 bzw. 1582 an Wolfenbüttel bzw. Lüne-
burg-Celle und Calenberg [Oberhoya] kamen), die Grafschaften Lingen und Bentheim.

Im östlichen Teil Niedersachsens hingegen halten sich geistliche und weltliche Territorien
ungefähr das Gleicligewicht. Die geistlichen sind im Süden und Osten die Stifter Hildesheim
und Halberstadt sowie das Erzstift Mainz mit dem Unter-Eichsfeld und dem Gebiet um Nör-
ten, im Norden das Erzstift Bremen und das Stift Verden. Den nichtwelfischen Teil im Harz-
Gebiet bilden einige kleinere Grafschaften: Hohnstein und Regenstein-Blankenburg,von denen
später (1599) Walkenried und Blankenburg an Wolfenbüttel und das Ilfelder Gebiet der Graf-
schaft Hohnstein (1593) an Calenberg kamen. Dazu im Fürstentum Göttingen die Herrschaft
Plesse, die sich 1571 hessischer Lehenshoheit unterstellte (und deren kirchl. Rechtsgeschichte
daher dem Bande Hessen zugewiesen wird). Nichtwelfisch sind ferner die Grafschaften Schaum-
burg und Spiegelberg (dem 1526 auch die Grafschaft Pyrmont zufiel), ebenso das askanische
Herzogtum Sachsen-Lauenburg (,,Niedersachsen ") mit dem Land Hadeln, schließlich die freie
Stadt Bremen (unter der Oberhoheit des Erzbischofs) mit ihren Besitzungen, den Herrlichkeiten
Lage und (im westlichen Teil Niedersachsens) Innhausen,sowie die Reichsstadt Goslar. Die Haupt-
masse der weltlichen Territorien östlich der Weser ist in welfischem Besitz, durch Erb-
teilungen in der ersten Hälfte der Reformationszeit stark zerklüftet, später durch Erbschaften
im Hause wieder neu zusammenwachsend: an der Spitze das Fürstentum Lüneburg-Celle mit
dem 1527 verselbständigten Harburg und dem 1569 ausgegliederten Dannenberg, die Fürsten-
tümer Braunschweig-Wolfenbüttel, Calenberg-Göttingen und Grubenhagen; von ihnen gehören
Braunschweig-Wolfenbüttel und Calenberg-Göttingen enger zusammen.

Die Reformation setzt sich zunächst in den Städten und in einigen weltlichen Terri-
torien durch, dann auch in den säkularisierten Bistümern Bremen-Verden und Minden, wobei
die vorgefundene kirchliche Organisation nicht übernommen wird. Die verschiedenen Visita-
tionen erfolgen nach der politischen Gliederung, den Ämtern, Gerichten usw.; dasselbe gilt
für die Einrichtung von Konsistorien als Ehegerichte und Behörden des landesherrlichen Kir-
chenregiments (Osnabrück 1543, Otterndorf für das Land Hadeln 1544, Celle 1564 und Wol-
fenbüttel 1569) und für die Gliederung in Generalsuperintendenturen und in Superintenden-
turen. Mit weiteren Aufteilungen (Dannenberg), mit dem Anfall kleinerer Gebiete an die
welfischen Lande — 1585 kam auch das reichsunmittelbare Kloster Loccum zu dem 1584 an
Wolfenbüttel gefallenen Calenberger Gebiet — und mit dem Zusammenwachsen infolge des
Aussterbens der Linien Calenberg (1584) und Grubenhagen (1569) hängen auch die Verschie-
bungen im Geltungsbereich der großen landesfürstlichen Kirchenordnungen (Lüneburg, 1564;
KO des Herzogs Julius, 1569, „Niedersächsische KO“, 1585) zusammen. So gilt z.B. die Lüne-
burger KO von 1564 in Dannenberg weiter, aber auch in Diepholz (seit 1570) und in Unter-
hoya (1582).

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