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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0035
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Visitations-Instruktionen 1542

Aber die jungen 15, so sich der christlichen
visitation halstarrig oder widersetzig erzaigen
wurden, die sollen uff den pfarren und bei der
seelsorgen nicht gelietten, sundern ihnen ange-
zeigt werden, das sie sich furderlich an andere
orter begeben solten, bei vormeidung ernster
straff und an derselbigen stat werden die visi-
tatorn andere zu vorordenen wissen.

Es sollen auch gemelte visitatores und sunder-
lich in der stetten vleissige erkundigung haben,
ob etwa geistliche oder weltliche personen vor-
handen weren, so den irthumb des widertaufs
oder wider das hochwirdige sacrament des leibs
und bluts Christi unsers heilants verwandt und
anhenhig weren, dieselben vor sich durch den
rath der stat erfordern lassen, solche personen
berurte oder ander irthumb halben, uff was
meynung die vormerkt wurden, ansprechen und
durch christlichen unterricht davon abwenden.
Welche aber uff ihrem bericht von
ihren irthumen nit wolten abstehen, den sollen
sie anzeigen, das sie sich aus diesem fursten-
thumben und landen one verzug sollen thun. Und
dem rath der stat, darinnen solche leute be-
funden wurden, aus kraft dieses bevelhs gewalts
ernstlich bevelhen, solche leute zu heften und
ins gefengnus zu nemen und uns solchs unvor-
zuglich zu erkennen geben. Darauf wir ihhen
alsdan bevelh geben wollen, was straff wider
sie furgenomen sol werden.

Und an allen ortern sol den pfarnern, predi-
gern, diaconen, schulmeistern, so sie jedes orts
verordenen, gesagt und angezeigt werden, das
sich keiner unterstehe, anderst zu leren, pre-
digen, oder der sacrament und ceremonien hal-
ben anders zu handeln, dan nach vormuge Gots
wort und in der einfalt, wie die lere von unsern
gnedigsten und gnedigen hern und der christ-
lichen vorein dieser zeit, darinnen Got sein
gnade gethan und gegeben hat, angenomen und
vor der römischen kaiserlichen majestet und

15 Kayser S. 12: diejenigen.

16 Vgl. dazu Rehtmeyer I, S. 149 ff.

dem ganzem reich uff dem auspurgischen reichs-
tag bekant haben.

Es sollen auch die visitatores den pfarnern
oder predigern, die sie jedes orts verordenen
oder bestettigen werden, bei dem, wie itzt be-
rurt, weiter sagen, auch den rethen der stette
solchs vormelden und die burgerschaft in ihrer
gegenwart nach der predigt offentlich uff der
kanzel verkundigen und vorkundigen lassen, das
hochgemelte unsere gnedigste und gnedige hern
und die christlichen vorstentnus in diesem fur-
stenthumen und landen keine widerwertige lere
noch breuche gedechten zu gedulden oder zuzu-
lassen. Wo auch daruber jemands gespurt wur-
de, das er solcher verordnung zu entgegen pre-
digen, leren oder mit sacramenten anders zu
halten oder darwider ernstlich schimpflich oder
lesterlich zu reden, er were geistlich oder welt-
lich, sich unterstehen wurde, das gegen ihn
dieselbe ernste straff sol furgewendt werden.

Wurde auch befunden, das der personen, der
man jedes orts zur seelsorg oder schulen wol
notthurftig nit genugsam weren, so sol uff die
wege gedacht werden, damit an geburlicher an-
zall nit mangel sey. Und so die visitatores als-
bald mit der visitation solche anzall notthurfti-
ger personen ditzmal nit mochten ersetzen, so
sollen sie doch darinnen allen muglichen vleis
thun, dieselben zu erlangen, auch anher den
mangel zu erkennen geben.

Volgends sollen sich die visitatorn erkunden,
was die pfarrer jedes orts an liegenden und
farenden guttern bis anher gehabt. Item, was
an ordentlichen ziensen, detzem und andern
gulten darzu gehorig sey. Item, was allenthalben
und jedes orts zu seelgereten, exequien, begeng-
nussen, messen und bruderschaft, calende 16,
salve 17 und dergleichen stiftung verordent.

Item, dieweil sich in etlichen stetten Augustie-
ner, Franciscer, prediger und dergleichen bett-
lerkloster, auch thummereyen 18 erledigen wor-

17 Marienstiftungen, vgl. L. Eisenhofer, Handb. d.
kath. Liturgik. 1933, II, S. 554.

18 Domereien.

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