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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0039
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Visitations-Instruktionen 1542

deren er sich nu viel jar hero wider Got und
sein heiliges evangelion unterstanden, aus got-
licher barmherzigkeit hat wollen erretten und
dan uns, der christlichen voreynung, von christ-
licher pflicht, auch ampts wegen geburen will,
die kirchen im lande durch rechte warhaftige
christliche lere und gotsdienst zu pflanzen und
zu vorordenen lassen, und wir dan die erwur-
digen und wirdigen ern Johan Bugenhagen, der
heiligen schrift doctor, und Anthonium Corvi-
num erfordert, gemelte kirchen im lande als
in ampten, stetten, flecken und dorfern, auch
die kloster und stift keinerlei ausgenomen, zu
visitiren, nach christlichen geschickten predigern
zu trachten und dieselben im lande, do es die
notthurft erfurdert, zu setzen, auch alle einge-
rissene verfurische abgottische mißbreuch abzu-
thun, wie wir dan gemelten beiden visitatorn
samptlich und sunderlich solch werk dem al-
mechtigen zu lob furzunemen, ein sunderliche
instruction gegeben haben,

so sollen unser stathalter und rethe den beiden
theologen und verordenten visitatorn etliche vom
adel, so Gots wort gewegen und demselben nicht
zuwider sein, zuordenen, damit sie dester siche-
rer ziehen, auch rath und handhabung im selben
werk haben mogen und bedenken, das herzu zu
vorordenen und zu gebrauchen sein solen Diet-
rich von Taubenheim, ambtman zu Konigslutter,
und Sievart von Steinberg 24.

So wollen wir uns auch zu denen vom adel
und stetten vorsehen, sie werden sich dieses
werks der visitation und aufrichtung Gotts worts
halben von wegen ihrer antwort, so sie uns
jungst uff gehaltenen landtage zu Braunschweig
gegeben, nit anders darzu geneigt und gut-
willig befinden lassen.

Und dieweil dan die epte, auch probste und
andere ordensleute der kloster im lande mit
den furnempsten monchen, die mit ihnen die

24 Sievart von Steinberg (gest. 1550) ist hier an
die Stelle Heinrichs von Steinberg getreten.—
Vgl. Kayser, S. 18, Anm. 18.

25 Kayser S. 19: bey vorberurter huldigung; vgl.
dazu ibid. S. 593.

verwaltung der klostergutter gehabt, viel und
der grosser teil vor unserm anzug aus dem
lande geflohen, und alle kleinotter, auch bar-
schaft und die beste farende habe, auch viel
getreidichs mit sich hinweg genomen und aus
dem lande geflohet, so sollen stathalter, rethe
und verordenten, ob sie bei ihnen ansuchen
wurden, ihnen widerumb in ihr kloster zu vor-
statten und sie zu schutzen und zu schirmen,
solchs wegern, es sey dan, das dieselbigen
fluchtige epte, probste und verwalter bewilligen
wurden, uns und gemeiner eynigung der zeit
halben, die sie die kloster ferner verwalten
wurden, gleich andern landsassen huldung zu
thun, auch ein ordentlich glaubwirdig inventa-
rium furzubringen und nach inhalt desselben
die hinweggeflohete kleinotter, barschaft, farung
und getreidich wieder in die kloster zu vor-
schaffen, und sich nach Gots wort reformiren,
christliche prediger, die dorein verordent wer-
den, mit vleis zu horen und ihre irrige mis-
breuche niederlegen zu lassen, auch hinfurt
stathalter und verordenten rethen von ihrer
administration solcher kloster und klostergutter
und von aller einnahme und ausgabe rechen-
schaft zu pflegen. In alle wegen aber sollen sie
ihnen einbinden, sie auch solchs vorberurter
beyhuldigung 25 angeloben lassen, das sie keine
novitien, wie sie es nennen, mher noch auch aus
andern klostern, zuforderst auswertiger lande
oder herschaften, zu ihnen einnhemen sollen
noch wollen, bei vermeidung harter straff und
verlust unsers schutzes.

Welche nu solchs willigen und christliche
reformation annehmen, wie sich dan der abt
von Rittershausen 26 bereit an willig im dienst
des worts sampt etzlichen seinen brudern, so
dorfpfarren zu vorwalten wol geschickt, sich
brauchen zu lassen erpeut, die sollen bei der
vorwaltung ihrer kloster und klostergutter ge-

26 Lambert v. Balven, Abt zu Riddagshausen,
1536 — 1553; zur Literatur vgl. Kayser, S. 19,
Anm. 19.

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