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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0056
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Wolfenbüttel

Got, uth gnade umme Christus willen, holt uns
dat tho gude, dat wy noch feilen und sündigen
wedder dat gesette Gades, dar hebben wy uth
Gades gnade in Christo vorgevinge der sunden.
So erfüllen wy dat gesette und dohn, wat uns
gebaden und bevalen is, uth Gades gnaden,
alse Augustinus 12 sede, wenn Gade wolgevelt,
wat wy dohn und rekenet uns nicht tho, wat
wy noch nicht genoch dohn und wat wy noch
feilen und böse dohn uth lutter gnade umme
Christus willen, den wy mit dem geloven hebben
angenamen, alse wy ock alle tidt beden: Vorgiff
uns unse schuld etc.

BESLUET VAN GUDEN WERKEN] Dit alle,
bet her, is uth der hilgen schrift gesecht van
rechten guden werken der kindern Gades. Wor
sind nu kindere Gades, de uth disser lere nicht
gerne werden gute werke dohn, de en Got be-
valen hefft? und werden doch nicht mit eren
werken werkhilgen werden, sonder blyven in der
gnade Gades de leven kindere in Christo Jhesu,
unsem heilande. Wente dit alle van guden wer-
ken is jo nicht geschreven ane den grund unser
salicheit: Jesum Christum. Gade sy loff und
dank vor syne unuthsprecklike gnade in Christo
Jhesu, unsem Heren. Amen.

BESLUET VAN DER ERSTEN ORDENINGE]
Dit is geredet van der ersten und vornemesten
ordeninge, van Gades worde und bevehele, wel-
cke ordeninge ane middel von Gade is, darto
bedörven wy nener ander ordeninge edder con-
cilium van minschen, efft wy se mögen edder
scholen annemen, sonder wy sind schuldich, se
anthonemende by vorlust unser salicheit, wy
werden anders nummermehr salich.

So hebben de propheten und apostele gelert
den grund und fundament unser salicheit Jhe-
sum Christum. Darna, wenn de lüde also allene
dorch Christum kindere Gades weren worden,
dat se denne dat gude deden, welck en van
Gade bevalen is in allen stenden en jowelick na
synem slage und ampte und int gemene dorch
de leve mit der dad ander lüden deneden und

12 Vgl. Retractationes I 19,3; MSL 32,615; CSEL
36,90: ,,Omnia ergo mandata facta deputantur,
quando, quidquid non fit, ignoscitur.“

bleven doch, wenn se vele gudes deden, up dem
grunde und fundamente Christo, darvan Paulus
secht 1. Cor. 3 [11]: Einen anderen grund kan
twar nemant leggen baven den, de gelecht is,
welck is Jesus Christus. Und Eph. 2 [20—22]:
Gy Christen sind gebuwet up den grund der
apostelen und propheten (de andern scholen uns
nicht wat nyes maken) dar is Christus Jesus
de eggestein, up welcken dat ganze hus inein-
ander gevöget, wasset tho einem hilgen tempel
in dem Heren, up welcken gy ock gebuwet wer-
den to einer behusinge Gades im Geiste. Höre
nu en grot concilium des hilgen Geistes, dar
alle apostele und propheten vorsamlet sind und
stemmen und beslüten endrechtichlick up Chri-
stum, dat he allene unse gerechticheit und sali-
cheit is. Act. 10 [43], im huse Corneli spreckt
Petrus im namen aller apostelen und beropt
sick up alle propheten (alse ock Christus sül-
vest, Luce ultimo [24,44]) und secht also: Alle
propheten geven Christo tüchnisse, dat alle, de
an en gelöven, krigen vorgevinge erer sunden
dorch synen namen. Lat dat wat syn. Nene con-
cilia gelden darwedder etc.

Etlike sonderlike stücken der leren, de hyrtho
gehören, scholen ock angetagen werden namals
körtlick in disser ordinantie.

De andere ordeninge, ock von Gade,
doch dörch middel derjennen, de des bevehl
hebben, schal gescheen der ersten gadesorde-
ninge tho gude, sus were se nichts wert, alse
nu is allent, wat wy in unser ordeninge setten
van personen, van der tydt und stunden, van
den steden, vam talle 12a, van sündergen wysen,
van besökinge der armen, van ehrliken thohope-
kamende, vam singende, van ceremonien (dar
wy uns mede oven thor hilgen schrift, tho
Gades worde und tho den sacramenten), van
begreffnissen, vam vortruwende, van den scho-
len und wo men darinne de classes vorordenen
schal, wenn de schölere scholen uth- und ingan,
wo se in der kercken scholen de psalme singen
und latinisch lesen, de biblie lesen, latinisch

12a Vermutlich = Anzahl, vgl. Schiller u. Lübben,
Bd. 4, S. 506 f. u. hier S. 55, Anm. 94 a.

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