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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0059
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Kirchenordnung 1543

seelen. Het dat in Christum geloven? Ist nicht
schande, solcke gotlose düvelsleren unvorsche-
met tho leren? Alle ere predigen sind vul löge-
nen gewest. Wenn etlike wolden frome predikere
syn und wat gudes uth der hilgen schrift leren,
so wurpen se doch uth blinheit und unvorstande
dat eine int andere, lereden nicht mehr, wenn
van unsen werken thor salicheit, wortho uns
Christus gegeven is, wusten se nicht. Se mengen-
den dat gesette int evangelion und widderumme
dat evangelion int gesette, konden nemande
leren, wo men gewisse vorgevinge der sunden
krigen und salich werden scholde, id gink doch
alles under dem namen Christi, dat wy darmede
kostele Christen wolden syn und konden doch
mit gewisser conscientien nicht weten, wor wy
den Christum recht andrapen konden, bleven
also alle tydt twyvelich ane rechten geloven,
alse Christus uns gewissaget hefft: Se werden
prediken: Sü, hyr is Christus; sü, dar is Christus
etc. [Mc 13,21; Mt 24,23]. Dartho hebben se uns
geleret ere afflath, bedevaret, broderschoppen,
de drüdde edder dörde regel Francisci, vylien 14a,
klockendöpent 15, ere smeringe, scheringe, vor-
lavinge edder vorsweringe 15a des ehestandes,
vorbot der spyse, vorboth des kelckes Christi. Sum-
ma, se sind de rechte antichristesche hupe, dar
Christus nicht ere gerechticheit und salicheit is,
sonder alleine, wat se ordineren, setten, leren,
leven und dohn, dat is stracks wedder Christum
und wedder den rechten christliken geloven.
Scholden de nicht de antichrister edder wedder-
christer syn ?

14a = Vigilien.

15 Glockentaufe = Glockenweihe. — Vgl. Pontif.
Rom. Bd. II, S. 243—259: De benedictione signi,
vel campanae. — Der Ritus der Glockenweihe
weist viele Aehnlichkeiten mit dem Taufritus
auf. Die Glocke wird innen und außen mit
geweihtem Wasser gewaschen und darauf ge-
salbt, indem der Bischof zunächst mit Kran-
kenöl ein Kreuz auf die Außenseite der Glocke,
im weiteren Verlauf der Handlung auf die
Außenseite sieben Kreuze mit Krankenöl, auf
die Innenseite vier Kreuze mit Chrisma zeich-
net. Zuletzt wird die Beräucherung der Glocke
vorgenommen, wobei sich das Innere der

Sülcke lögenen des antichristes willen wy nu
dem düvele wedder tho hus senden, darher se
gekamen sind und geven Gade, dem Vader, de
ehre alleine, in Christo Jesu, unsem Heren.
Amen. Sülcke düvelsordeningen und düvelsleren
hebbe de düvel wedder, wy blyven by Gades
ordeningen, dar thovorne van gesecht is, darto
bedorve wy nener concilien. Wy bedörfen overst
wol eines fryen christliken conciliens (alse uns
keiserlike maiestat lange thogesecht hefft 16)
wedder de düvelsleren, dar men möchte refor-
meren dat ganze antichristessche wesent. Overst
de antichristesschen papisten sind des nicht
wert, dat se scholden also reformeret werden.
De hilge Geist hefft uns ein ander concilium
thogesecht wedder se, dat lut also, 2. Thess. 2
[8]: De Here Christus werd den antichrist döden
mit dem Geiste synes mundes (dat geyt nu stark
mit dem evangelio) etc. By dem concilio late wy
id blyven, Christo sy loff in ewicheit. Amen.

Volget de christlike kerkenordeninge.

Christlike kerckenordeninge delet sick in dre
dele. Dat erste del is van den kercken, wat men
vor prestere edder predicanten und andere
denere darinne holden schal, tho lerende dat
reine wort Gades und dat leve evangelion unses
Heren Jesu Christi und tho holdende christlike
und nütte cerimonien. Dat ander del is van den
scholen, dat gelerde magistri und scholgesellen
vorschaffet und holden werden. Dat unse jögent
so underwyset werde, dat lüde daruth werden,
de anderen lüden thom wertliken und gestliken

Glocke ganz mit Wohlgeruch anfüllen soll.
Psalmengesänge umrahmen und begleiten die
ganze feierliche Handlung. — Vgl. dazu L.
Eisenhofer, Handbuch der kath. Liturgik. Bd.
II, 1933, S. 471 — 475.

15a = Abschwören.

16 Besonders seit Augsburg 1530; vgl. H. Baum-
garten, Geschichte Karls V. Bd. III, 1892, S.
34 ff.; K. Brandi, Kaiser Karl V. 1937, S. 266 ff.;
P. Joachimsen, Die Reformation als Epoche
der deutschen Geschichte. 1951, S. 233 ff.; H.
Jedin, Geschichte des Konzils von Trient. Bd.
I, 1949, S. 159 ff., 197 ff.

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