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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0068
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Wolfenbüttel

dentia, vam consistorio und van einer sunderliken scholen hyr in disser unse ordinantien also
van wörde to wörde laten stan, alse uns unse gelerden, de wy tho disser ordinantien gebruket,
vorgeschreven hebben, int erste dartho, dat wy dardorch erinnert werden, wenn wy namals dar
in den landen edder in andern unsen landen sülck gut edder desgeliken van den stiften und
stiftespersonen willen anrichten. Denn wy hegeren ja nicht (Got sy gelavet), dat sülcke ehr-
like stifte und güdere wor anders henkamen, denn tho Gades ehre und thom gemeinen besten,
tho gelerde lüde tho holdende, der christenheit tho gude. Vule büke und ungelerde schand-
papen mit eren gottlosen gadesdensten und vegevüresmissen, van sülcken güdern numehr tho
holdende, is nicht radt sunder id is schendich und ergerlick vor christenlüden, wedder Got und
wedder dat leve evangelion unses Heren Jhesu Christi. Thom andern laten wy dit capitel also
stahn ock tho einem exempel andern heren und försten, efft se ock einmal wat gudes wolden
und könden maken van sülken stiften und stiftespersonen up disse wyse edder dergeliken.
Wy früchten överst, dewile disse werld, besunder by den papen, so höse is, dat de stifte söl-
cker Gades ehren nicht wert sind, sunder möthen villichte anders geveget werden und thom
lesten mit dem helschen vüre. Male quesyt, male perdit, spreckt de Wale 67. Und Christus
secht: Alle plantinge, de myn hemmelsche Vader nicht geplantet hefft, werd uthgeradet wer-
den [Mt 15,13]. Heren und försten belonen ere dener mit sülcken güderen, dar mögen se vor
antwerden etc. Sölcke güdere sind jo allererst tho sülcken christliken ampten gemaket, als
men dar wol hewysen kan.

In den dömen tho Brunschwig scholen alle
canonici vorordenet werden to christlichen amp-
ten und beholden also alle inkament. Nemand
(na affgande disser canoniken, de nu blyven)
schal angenamen werden tho den prebenden, de
nicht geleret und düchtich is tho sülckem ampte.

Dar schal int erste eine sunderlike schole
upgerichtet werden, darhen de joget werde ge-
dan, de in den andern kinderscholen nicht mehr
leren kan. In der scholen scholen dre canonici
magistri artium syn, rector, subrector und can-
tor, den schal men veer edder mehr scholege-
sellen thoschicken und se na werde van kercken-
güderen darsülvest besolden. Se scholen sick
in de classes in de stunden und lection der
dialecticae, rhetoricae, principiorum aliquot ma-
thematices, arithmeticae (doch dat de gramma-
tica stedes neven mit repetiret werde und ge-
övet mit epistel schriven und carmina maken
und latin reden etc.) also schicken, dat id en
sülvest nicht beswerlick und der fynen ge-
schickeden joget versümelick sy, dat me de

67 Dieses Sprichwort ist sonst nicht nachzuwei-
sen. Bezeugt sind als altrömisch: Male parta
male dilabuntur. — Male partum male dispe-
rit. — Male partam victoriam male perdide-

joget darna fyn thogerichtet in eine bewerde
universitet senden kan. Dar könen se denne
mehr leren und uthrichten in twen jaren, denn
andere knaben, de so nicht vorhen geleret heb-
ben in teyn jaren. Rationem catechismi und et-
was uth der hilgen schrift schal men mit den
knaben repetiren up einen sundergen dach in
der weken. In der scholen schal ock syn ein
canonicus graecus lector und ein canonicus he-
braicus lector.

Ein canonicus schal syn predicator, twe cano-
nici scholen syn theologiae lectores, dar ein
jewelick schal twemal in der weken latinisch
in der hilgen schrift lesen des morgens, wenn
men dar nicht prediket. In de predike und be-
sondern in de lection scholen schuldich syn
alle canonici tho kamende. Dat is dat rechte
capitulum von oldes also genömet, dar men
tracteret nicht ein ganz caput sanctae scrip-
turae, sunder alleine (so vele id de stunde lyden
wil) ein capitulum, id est, partem capitis unius,
alse de papen in eren horis ein capitulum lesen,

runt. — Vgl. G. Büchmann, Geflügelte Worte,
28. Aufl. 1937, S. 385; auch A. Otto, Die Sprich-
wörter und sprichwörtl. Redensarten der Rö-
mer. 1890, S. 206.

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