Wolfenbüttel
men und geistlike ledere singen, dem Heren
Christo und dem hemmelschen Vadere tho ehren
und unsen geloven und Gades gnade tho be-
kennende, alse uns Paulus leret Eph. 5 [18 f] und
Christus bevalen hefft: dat doht tho myner ge-
dechtnisse [Luk 22,14]. Tho den andern prediken
des werkeldages is yd genoch, dat wy einen psalm
vor und einen psalm edder led na düdesch singen.
Wenn overst unse scholekindere alleine to der
kercken kamen to singen und tho lesen, wat
vorordent is, so schal se nemand verhindern,
latinisch tho lesen und tho singen, alse etlike
gravianen uth erlagen 8 und stumpen geisterye
hebben geropen und gehandelt, dat me de spra-
ken, dar wy de hilge schrift hebben mede ge-
kregen, schole verachten und nene künste mehr
schole leren. De gude christlike brödere hebben
sehr wol geswermet. Wy willen unse kinder so
uptehn, dat se namals ock mit der hilgen schrift
anderen lüden denen könen, Gade tho ehren.
Amen.
Wedderumme vindet men nu ock etlike evan-
gelische predicanten und etlike scholemeistere,
de ganz ungeschickt sind thor musica, welcke
jo nicht scholemeistere scholden syn (so se
nicht gude musicos cantores by sick hebben) de
gar nein vorstant hebben, wat wol edder övel
klinget. Desülvigen laten sick gedünken, id sy
kostel ding, allen guden latinischen sang düdesch
mit der latinischen noten tho singende, richten
also keckelsank an. Wenn se ere düdesche prae-
fatio (welck doch nicht van nöden is) singen
mit dem Dominus vobiscum, sursum corda etc.
düdesch. Etlick gesang mach vellichte wol ge-
raden, als wenn wy dat düdesche Magnificat
singen im tono peregrino 8a, welck doch de ganze
kercke eindrechtig mit singen kan. Dat meiste
överst geredt övel, dar sülcke ungeschickede
sankmeistere alles uth dem latinischen, van
worden tho worden, düdesch maken und setten
darup de latinischen langen noten, richten also
8 = erlogener.
8a Der 9. Psalmton ist für das Magnifikat be-
vorzugt, vgl. Schoeberlein, Schatz usw. I,
S. 552. 594. 664.
an ein lang vordretlick ha ha ha he he he etc.,
dat yd unlustich is, sülck hulent anthohörende,
dar sick de scholekindere mit den gesellen dren-
gen thom boke und nemand weth, wat se singen,
wo scholde denn dat volk mitsingen? Thomas
Müntzer 9 under den uprörigen buren richtede
allererst sülcke unlustige kunst an und leth
düdesche sankboke drucken, makede düdesch na
syner lere und na synem gevallen, vordüdesche-
de in synem Te Deum, aperuisti credentibus: den
utherweleden, wente he mochte nicht lyden
solck düdesch credentibus: den gelövigen. Wente
he wisede mit syner leren de lüde vam gewissen,
dat is vam geloven, upt ungewisse, dat is up
de erwelinge edder versehinge Gades etc. Sülcke
unlustige sankmeistere laten sick gedünken, yd
sy unrecht und sunde, etwat tho tyden latin tho
singende. Se holden, dat me ock dat Kyrie elei-
son mote düdesch maken. Tholest werden se ock
nicht lyden dat Amen und Hosianna, welcke
spraken wy doch scholen eheren, dewile uns Got
in den spraken de hilge schrift gegeven hefft.
Und men kan de leyen in einem worde wol
leren, wat Amen het und Hosianna und Kyrie
eleison, dat yd nicht van nöden is, sülcke worde
düdesch tho singende. Mit sülcker wyse mosten
wy upt nye chorscholere wedder meden und
laten dat volk in Gades lave stille swigen. Wy
vorordenen overst na Christus bevehele (Sülck
doht tho myner gedechtnisse), dat dat volk,
wenn wy thosamende kamen tho Christus avent-
male, singe und lave Got vor syne unuthspreck-
like gnade in Christo mit psalmen und geistliken
gesengen, dartho düdesch gemaket. Darumme so
etwas schal düdesch gemaket werden, so late
men id maken nicht sülcken koppen, unvor-
stendigen und unlustigen meisteren, sunder den-
jennen, de sunderlich vorstand und Gades gave
dartho hebben, dat unse kercken im nacht-
male Christi lustich und frölick laven mögen
unsen leven Heren Jesum Christum. Amen.
9 Vgl. Sehling I, 472 ff.; 497 ff.; das Te Deum S. 489;
zur Polemik gegen das Lateinische S. 498,
Vorrede zur Deutsch evangelisch messe 1524.
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men und geistlike ledere singen, dem Heren
Christo und dem hemmelschen Vadere tho ehren
und unsen geloven und Gades gnade tho be-
kennende, alse uns Paulus leret Eph. 5 [18 f] und
Christus bevalen hefft: dat doht tho myner ge-
dechtnisse [Luk 22,14]. Tho den andern prediken
des werkeldages is yd genoch, dat wy einen psalm
vor und einen psalm edder led na düdesch singen.
Wenn overst unse scholekindere alleine to der
kercken kamen to singen und tho lesen, wat
vorordent is, so schal se nemand verhindern,
latinisch tho lesen und tho singen, alse etlike
gravianen uth erlagen 8 und stumpen geisterye
hebben geropen und gehandelt, dat me de spra-
ken, dar wy de hilge schrift hebben mede ge-
kregen, schole verachten und nene künste mehr
schole leren. De gude christlike brödere hebben
sehr wol geswermet. Wy willen unse kinder so
uptehn, dat se namals ock mit der hilgen schrift
anderen lüden denen könen, Gade tho ehren.
Amen.
Wedderumme vindet men nu ock etlike evan-
gelische predicanten und etlike scholemeistere,
de ganz ungeschickt sind thor musica, welcke
jo nicht scholemeistere scholden syn (so se
nicht gude musicos cantores by sick hebben) de
gar nein vorstant hebben, wat wol edder övel
klinget. Desülvigen laten sick gedünken, id sy
kostel ding, allen guden latinischen sang düdesch
mit der latinischen noten tho singende, richten
also keckelsank an. Wenn se ere düdesche prae-
fatio (welck doch nicht van nöden is) singen
mit dem Dominus vobiscum, sursum corda etc.
düdesch. Etlick gesang mach vellichte wol ge-
raden, als wenn wy dat düdesche Magnificat
singen im tono peregrino 8a, welck doch de ganze
kercke eindrechtig mit singen kan. Dat meiste
överst geredt övel, dar sülcke ungeschickede
sankmeistere alles uth dem latinischen, van
worden tho worden, düdesch maken und setten
darup de latinischen langen noten, richten also
8 = erlogener.
8a Der 9. Psalmton ist für das Magnifikat be-
vorzugt, vgl. Schoeberlein, Schatz usw. I,
S. 552. 594. 664.
an ein lang vordretlick ha ha ha he he he etc.,
dat yd unlustich is, sülck hulent anthohörende,
dar sick de scholekindere mit den gesellen dren-
gen thom boke und nemand weth, wat se singen,
wo scholde denn dat volk mitsingen? Thomas
Müntzer 9 under den uprörigen buren richtede
allererst sülcke unlustige kunst an und leth
düdesche sankboke drucken, makede düdesch na
syner lere und na synem gevallen, vordüdesche-
de in synem Te Deum, aperuisti credentibus: den
utherweleden, wente he mochte nicht lyden
solck düdesch credentibus: den gelövigen. Wente
he wisede mit syner leren de lüde vam gewissen,
dat is vam geloven, upt ungewisse, dat is up
de erwelinge edder versehinge Gades etc. Sülcke
unlustige sankmeistere laten sick gedünken, yd
sy unrecht und sunde, etwat tho tyden latin tho
singende. Se holden, dat me ock dat Kyrie elei-
son mote düdesch maken. Tholest werden se ock
nicht lyden dat Amen und Hosianna, welcke
spraken wy doch scholen eheren, dewile uns Got
in den spraken de hilge schrift gegeven hefft.
Und men kan de leyen in einem worde wol
leren, wat Amen het und Hosianna und Kyrie
eleison, dat yd nicht van nöden is, sülcke worde
düdesch tho singende. Mit sülcker wyse mosten
wy upt nye chorscholere wedder meden und
laten dat volk in Gades lave stille swigen. Wy
vorordenen overst na Christus bevehele (Sülck
doht tho myner gedechtnisse), dat dat volk,
wenn wy thosamende kamen tho Christus avent-
male, singe und lave Got vor syne unuthspreck-
like gnade in Christo mit psalmen und geistliken
gesengen, dartho düdesch gemaket. Darumme so
etwas schal düdesch gemaket werden, so late
men id maken nicht sülcken koppen, unvor-
stendigen und unlustigen meisteren, sunder den-
jennen, de sunderlich vorstand und Gades gave
dartho hebben, dat unse kercken im nacht-
male Christi lustich und frölick laven mögen
unsen leven Heren Jesum Christum. Amen.
9 Vgl. Sehling I, 472 ff.; 497 ff.; das Te Deum S. 489;
zur Polemik gegen das Lateinische S. 498,
Vorrede zur Deutsch evangelisch messe 1524.
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