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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0137
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Kirchenordnung 1569

submissa confessio et detur totum Deo 28. Tunc
enim tutius vivimus, si totum Deo damus, non
autem nos illi ex parte et nobis ex parte com-
mittimus 29. De bono perseverantiae, capite 6
et 15.

Diß ist die rechte, reine, wahre, prophetische
und apostolische lehre von diesem artickel. Was
nun wieder solche klare gegründte meinung der
schrift streitet, das muß gestrafft und verworfen
werden, als der alten und neuen Pelagianer und
aller papisten lehre 30, das der mensch entweder
solches alles, was zur bekerung gehöret, auß
seinen eigenen kreften vermöge oder vermöge
doch den anfang zu machen, welchen darnach
der heilig Geist zuhülfekomme, oder wenn der
heilige Geist durch seine wirkung die hand zur
bekerung angelegt hat, das der natürliche
mensch von sich selbs, auß seinen eigenen
natürlichen kreften noch etlichermassen habe
eine geschicklicheit und vermügen, das wort
anzunehmen, zu der gnaden sich appliciren,
dem heiligem Geist raum zu geben etc., wie
dann der alte Adam allzeit sich selbs preisen
und seine krefte gerne rhümen will. Aber Augu-
stinus sagt fein De natura et gratia, capite
53 31: Quid tantum de naturae possibilitate prae-
sumitur, vulnerata, sauciata, vexata, perdita est,
vera confessione et sanatione, non falsa defen-
sione opus habet. Und soll diß alles gerichtet
werden nicht zum unnötigem gezenk, sondern
dohin, das die Christen solche gaben des heili-
gen Geistes erkennen, ihm dafür danken, zu dem
rechten arzt, der in diesen sachen allein hel-
fen kan, sich finden und halten, und das sie
wissen mögen, bey wem sie solche gaben suchen
sollen.

Zum vierten muß in dieser lehre auch das
gemeldet werden, wie und wodurch der heilige
Geist solches, was zur bekerung gehöret, wirken
und geben wölle, nemlich nicht ohne mittel, wie
die enthusiasten sagen — sie wöllen wedder

28 De dono pers. cap. XIII,33; MSL 45,1013.

29 De dono pers. cap. VI,12; MSL 45,1000.

30 Vgl. FC,Ep II,9 ff; SD II.3 ff. Bek. Schr. S. 778
u. S. 871.

mit dem wort noch sacramenten sich beküm-
mern, sondern immer für sich hinleben und
so lang warten, biß Gott ohne mittel ihnen die
bekerung eingebe und sie mit gewalt ziehe, das
sie es fühlen können, das es Gottes wirkung sey
—, sondern Gott hat darzu eingesetzet und ge-
geben die ördentliche mittel, das mündliche wort
und die sacramenta. Das wort sollen wir hören
und betrachten, die sacramenta brauchen; denn
also und dadurch will der heilige Geist kreftig
sein, seine gaben und wirkungen geben. Derhal-
ben sollen die leute, die solcher gaben des
heiligen Geistes bedürfen und begeren, zum wort
und sacramenten, als ördentliche mittel und
werkzeug des heiligen Geistes, geweiset werden.

Zum letzten gehöret zu dieser lehre auch die
erinnerung, das der heilige Geist mit seinen
gaben und mit seiner wirkung alles, was zur
bekerung gehöret, nicht alßbald und auf ein-
mahl gar außrichtet und volnbringet, sondern
wie es durch die ördentliche mittel vom heiligen
Geist wird angefangen, also wirds auch von dem-
selbigen durch die ördentliche mittel, wiewoll
in grosser schwacheit, gefürdert, gesterket, ver-
mehret, erhalten und biß ans ende hinaußge-
führet. Sollen derhalben die Christen vermanet
werden, wenn der heilige Geist solche wirkung
durchs wort bey uns anhebet, das wir solches
nicht hindern oder zerstören — denn das heist,
dem heiligem Geiste wiederstreben, Act. 7 [51] —,
sondern die neue angefangene gaben des Geistes
in uns mit vleiß und ernst uben, zum wort uns
immer halten und daneben vleissig beten. Denn
also und dadurch will der heilige Geist, was
er angefangen hat, fordern, sterken, mehren,
erhalten und biß zum ende hinaußführen, wie
das gleichniß von den fünf centner, Mat. 25
[14 ff.], lehret, und das meinet Christus, wenn
er spricht: Wer do hat, dem wird gegeben wer-
den, und wer nicht hat, dem wird dasselbig,
was er hat, genommen werden. — Das will auch

31 De nat. et grat. cap. LIII,62; MSL 44,277. CSEL
60.279.

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