Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0142
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wolfenbüttel

droben im himel von meiner person gedenke
und beschliesse, sondern das ich allhie auf erden
desselbigen kan gewiß werden, nicht von schlech-
ten menschen, sondern vom Herrn Christo sel-
ber durch den diener, also, das es im himel
gelte. Und darzu will er den heiligen Geist
geben, Johan. 20 [22], der durchs wort den
glauben sterken und erhalten will, das auch
dieser ursachen halben die absolution hoch zu
halten ist. Diese gewalt aber der schlüssel ste-
het nicht darin, das ein prediger macht habe,
seines gefallens, wie und wenn er will, zu
absolvieren. Auch sollen die leute nicht geden-
ken, wenn sie gleich ohne busse und glauben
sein und bleiben, wenn sie nur die absolution
brauchen, das es dann kein noth habe, sondern
die schlüssel sollen geführet und gebrauchet
werden nach dem befehl und verordnung des
Herrn Christi, nemlich, das den bußfertigen,
die durch den glauben bey Gott gnad und ver-
gebung der sünden umb Christus willen suchen,
die absolution mitgeteilet soll werden und das
die der absolution sich zu trösten haben, so die-
selbige in wahrer busse durch rechten glauben
nutzen und brauchen. Dann den unbußfertigen
und ungleubigen sollen nach Christi befehl die
sünde nicht gelöset, sondern gebunden und be-
halten werden, Matth. 16 [19]; Johan. 20 [23].
Und der ursachen halben behalten wir die
beicht, wie vorgemeldt, das der underscheid nach
Christi befehl gehalten könne werden, wo sün-
den zu, lösen oder zu binden sey. Es müssen
aber auch betrübte gewissen des berichtet wer-
den, das die absolution nicht darauf stehe, wie
fest, stark, köstlich und volnkommen beide,
busse und glauben, sey, sondern der grund
stehet allein auf dem gehorsam, leiden und
sterben Jhesu Christi. Und eben darumb soll
die absolution gebraucht werden, das dardurch

43 Kl. Katech., Das Sakrament der hl. Taufe,
Bek. Schr. S. 515 ff.; Gr. Katech., Von der
Taufe. Bek. Schr. S. 691 — 707.

44 Vermutlich: Predigt von der hl. Taufe (in 3
Teilen) über das Evangelium am Fest der
Erscheinung des Herrn, Mt 3,13 —17. Ge-
druckt zu Wittenberg im Jahr 1535 mit einer

der Sohn Gottes beide, buß und glauben, mehren,
sterken und erhalten wolte.

Was belanget die formam absolutionis, wie die
gebraucht möge werden, davon soll hernach
im andern teil von den ceremoniis bericht ge-
schehen.

Von der heiligen taufe.

Die lehre von der heiligen taufe, von dem
befehl, von der verheissung, nutz und frucht
der taufe, was dieselbige sey, was sie nutze
und wirke, was sie bedeute, und das wasser
für sich solche große dinge nicht thu etc.,
die lehre soll dem volk fein einfeltig und treu-
lich fürgetragen werden, wie sie auß Gottes
wort zusammengezogen und gefasset ist im
catechismo 43 und in den dreyen herrlichen ser-
monen Lutheri von der taufe 44, auch in Locis
communibus Philippi 45 und in andern reinen
schriften.

Weil aber bißhero in diesen kirchen die taufe
noch auf papistische weise geweihet worden ist,
sollen die leute auß Gottes wort fein gründ-
lich berichtet werden, welchs die rechte weihe
und heiligung der taufe sey, woher sie die
kraft habe, das sie sey ein badt der wiederge-
burt und erneurung, welchs die sünde abwe-
schet, Tit. 3 [5]; Act. 2 [38] und 22 [16], nemlich
vom wort Gottes, in welchs das wasser, damit
getauft wird, gefasset und damit verbunden ist,
das Christus in seinem wort befehl gegeben, mit
wasser zu teufen im namen des Vaters, des
Sons und des heiligen Geistes, und daran die
verheissung gehenget [Mk 16,16]: Wer da gleu-
bet und getauft wird, der wird selig werden;
denn ohne das wort ist das wasser schlecht
wasser und keine taufe, wenn gleich alles salz
und schmalz, alles wachs mit allen kreuzen
zusammengeschmolzen würde. Wenn aber auf

Vorrede Luthers unter dem Titel „Von der
Taufe, Predigten D. Martin Luthers“, EA 16,
S. 43 —105. — 1543 erschien eine lat. Ueber-
setzung v. J. Freder: „Homiliae de baptismo
D. M. Lutheri“.

43 Loci communes. 1521, CR XXI, S. 211 — 215,
(Tertia eorum aetas 1543: S. 853 — 861).

122
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften