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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0153
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Kirchenordnung 1569

Matth. 11 [27], ja alle gewalt im himel und auf
erden, Matth. 28 [18] und werden gleichwoll da-
durch die naturen nicht vermischet. Weil nun
derselbige in seinem testament von dem brodt
und wein, so im abendmal gereichet und ent-
fangen werden, spricht: Das ist mein leib, das ist
mein blut, solt ihm das unmüglich sein darumb
und auß der ursachen, weil es die natürliche
eigenschaften in unsern körpern nicht vermö-
gen? Ja, unser glaube bestettiget diß viel mehr,
wie ers gesagt hat, ob es gleich den natürlichen
eigenschaften des menschlichen körpers nicht
müglich ist, so vermags doch der, dem alle ge-
walt gegeben ist im himel und auf erden, auch
nach seiner menschlichen natur.

Also auch gibt unser glaube gute, bestendige
antwort darauf, wenn die Calvinisten 68 ein groß
geschrey darüber machen: Christus ist mit sei-
nem leibe gen himel gefahren, derhalben kan
er mit demselbigen nicht hie auf erden bey uns
in seinem abendmal sein —; denn die himelfart
Christi ist nicht ein schlechte, reumliche ver-
endrung des orts, wie Elias gegen himel gefah-
ren ist oder wie ein armes vögelein von der
erden auf einen baum fleugt, wie die sacramen-
tarii mit ihren kindischen gedanken davon dich-
ten, sondern also redet die schrift davon, das
Christus durch seine himelfart alle irdische
schwacheit abgelegt und sey dadurch gesetzt
zur rechten der majestet und kraft Gottes,
Mar. 16 [19]; Actor. 2 [33]; Heb. 1 [3]; Lucae 22
[69], also das ihm auch nach seiner mensch-
lichen natur alles unterworfen, er uber alles,
was gewaltig und kreftig ist, erhöhet, 1. Petr. 1
[21]; Ephes. 1 [20 ff.]. Solte ihm dann stett, raum
und ort hindern, das er nicht vermöchte 69, was
er in seinem testament außgesprochen, ja auch
nach seiner himelfart wiederholet und bestetti-
get hat, 1. Corinth. 11 [26]? Das kan, darf, muß

68 Vgl. Calvin, Instit. IV, 17, 26 ff. CR XXX, 1025
— 1028.

69 Vgl. FC,SD VIII,78. Bek. Schr. S. 1043 bei
Anm. 5; dazu Gensichen, a. a. O. S. 105 f.

70 Kl. Katech., Das Sakrament des Altars, 2.
Bek. Schr. S. 519 f.

und soll unser glauben nicht sagen, sondern eben
dieselbe artickel des glaubens, die als streitig
wieder den einfeltigen verstand des testaments
Christi von den sacramentariis angezogen wer-
den, bestettigen und bekreftigen denselben viel
mehr.

Derhalben bleiben wir einfeltig bey unserm
catechismo 70, das des Herrn abendmal sey der
wahre leib und das wahre blut unsers Herrn
Jhesu Christi, unterm brodt und wein uns Chri-
sten zu essen und zu trinken von Christo selbs
eingesetzt. Et sicut augustana confessio in de-
cimo articulo inquit 71: De coena Domini docent,
quod corpus et sanguis Christi vere adsint et
distribuantur vescentibus in coena Domini, et
improbant secus docentes. Und wie die augs-
pürgische confession im 10. artickel spricht:
Vom abendmal des Herrn lehren sie, das der
leib und das blut Christi warhaftig gegenwertig
sein und außgeteilet werden denen, die das
abendmal essen und trinken, und derhalben wird
auch die gegenlehre verworfen. Et apologia 72:
Confitemur nos sentire, quod in coena Domini
vere et substantialiter adsint corpus et sanguis
Christi et vere exhibeantur cum illis rebus quae
videntur, pane et vino, his qui sacramentum
accipiunt. Und in der apologia: Wir bekennen,
das wirs dafür halten, das im abendmal des
Herrn warhaftig und wesentlich gegenwertig
sey der leib und das blut Christi und warhaftig
gereicht werde mit dem sichtlichen brodt und
wein denen, die das sacrament entfangen. Item
articuli schmalcaldici 73: Vom sacrament des
altars halten wir, das brodt und wein im abend-
mal sey der wahrhaftige leib und blut Christi
und werden nicht allein gereicht und entfangen
von frommen, sondern auch von bösen Christen.
Wir lehren aber nicht allein vom sacramentli-
chen essen und trinken des leibs und bluts

71 Bek. Schr. S. 62 f.

72 X,l. Bek. Schr. S. 247 f.

73 Vom Sakrament des Altars, 1 Bek. Schr. S.
450 f.

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