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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0157
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Kirchenordnung 1569

ren nicht gegeben wird ein andere, neue art und
kraft, denn ihnen in der schöpfung von Gott
gegeben ist; denn Paulus spricht, Gott habe die
creaturen geschaffen zum brauch, das ist, er
habe in der schöpfung einer jeden creatur gege-
ben ihre arth, kraft und wirkung, wozu sie
solle dienen und gebrauchet werden. Und die
heiligung thut nicht anders noch mehr, denn
das solcher brauch, darzu die creatur von Gott
in der schöpfung verordnet, uns möge seliglich
sein. Wir reden aber hie nicht davon, wie Gott
durch sonderliche verordnung, befehl und ver-
heissung in seinen sacramenten etlicher crea-
turen brauchet, oder wie er durch mirakel und
wunderwerk entwedder selbs oder durch seine
heiligen, die donum miraculorum haben, bewei-
set, das er wie ein Herr seiner creaturen mech-
tig sey, auch anders, dann ihre natürliche arth
und eigentschaft ist, sondern wir reden hie
von dem gebrauch der creaturen, der da ist
ausser den sacramenten und mirakeln Gottes.

Auß diesem grunde ist nun leicht und klar,
was ein Christ von den papistischen weihen der
creaturen halten soll; denn erstlich beschwe-
ren sie die creaturen, als weren sie besessen,
das darauß der teufel mit seiner macht weichen
wölle, welchs stracks wieder Paulum ist, der
da sagt: Alle creatur Gottes ist gutt und nichts
verwerflich [1. Tim 4,4]. — Zum andern weihen
sie die creaturen nicht zu dem brauch, darzu
sie geschaffen sind, sondern der meinung, das
durch solch weihen die creaturen ein andere
arth und kraft bekommen sollen, darzu sie
nicht geschaffen sind, als das sie dienstlich
und kreftig sollen sein, alle list und gewalt des
teufels zu hindern und zu vertreiben, der see-
len radt und hülf zu schaffen. Und obgleich
die wort und gebet noch so gutt und heilig
weren, weil sie aber nicht haben Gottes wort,
befehl und verheissung, wie in den sacramenten,

77 Vgl. Rit. Rom. P. I, Tit. II, Cap. II, 7. S. 17. —
Dazu A. Pranz, Die kirchlichen Benediktionen
Bd. I, S. 221 — 229.

78 Vgl. bes. „Ordo ad faciendam aquam benedic-
tam“, Rit. Rom. P. I, Tit. VIII, Cap. II. S.

auch nicht das donum edendi miracula, so ists
eben, als wenn einer den ganzen psalter mit
allen evangelien uber einen nesselstrauch lese
der meinung, das derselbige nicht brennen solte,
oder uber ein weiches ey, daß das so hart wie
ein büchssenkugel solt werden; denn weil wir
davon kein befehl oder verheissung Gottes ha-
ben, so hilft wedder beten noch lesen dazu und
ist ein greulicher mißbrauch des namens Got-
tes wieder das ander gebot, und ist kein under-
scheid zwischen solchen weihen und zwischen
anderer zauberey, da man Gottes wort und
namen zu braucht. Zum dritten ist das das
allerbeschwerlichste, das solchen geweiheten
creaturen, als wasser, salz etc., ohn Gottes wort,
befehl und verheissung im bapsthumb zuge-
schrieben und zugetrauet wir, das allein Gott
umb Christus willen durch den heiligen Geist
schaffen und wirken will und darzu er ge-
brauchen will sein wort und seine sacramenta,
die er durch sonderliche verordnung als ördent-
liche mittel darzu eingesetzt hat. Als dem ge-
weiheten salz wird das zugeschrieben, das es
sey ein heilsam sacrament und eine volkommene
arzney, den bösen feind zu vertreiben. Item so
spricht ihre agenda 77: Nim hin das salz der
weißheit, auf das dir Christus gnedig sey zum
ewigen leben.

Das wasser 78 wird dazu geweihet, das es sein
solle allen, die es nehmen, ein heil leibs und
der seelen, und was damit besprenget wird, das
davon abgehalten, abgetrieben und außgerottet
werden die teufel mit aller ihrer list und ge-
wait, alle krankheit und alles, was der gesund-
heit und rhue im hause zuwieder ist. Item,
wohin es gesprenget werde, das dahin die ge-
genwertigkeit des heiligen Geistes, die gnade
des segens Gottes kommen und alles böses wei-
chen müsse, item zur vergebung der teglichen
sünden.

278 ff., ebenso „Benedictio aquae in Vigilia
Epiphaniae“, Rit. Rom. P. II (Appendix), Bene-
dictiones reservatae 1, bes. S. 542 f„ dazu A.
Franz, a. a. O. Bd. I, S. 43 — 220.

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