Wolfenbüttel
alle sein gescheft und hantierung, sonder auch
sein rede, kleidung und wandel, ja auch alle
seine wort und werk ein ehr und tugend seien,
damit nicht, was er mit einer hand erbaue,
gleich wider mit der andern abreisse und er
nicht die kirch, beid, mit strefflichem laster
und ergerlichem exempel, verderbe.
Er soll auch bedenken, das ihme vor allen
andern menschen der spruch Christi zugehöret,
Math. 18 [6]: Welcher ergert dieser geringsten
einen, die an mich gleuben, dem were es besser,
das ein mülenstein an seinen hals gehenket
und erseufet würde im meer, da es am tiefsten
ist.
Und der kirchendiener sol auf das vleissigst
die epistolas Pauli ad Timotheum und Titum
lesen, widerlesen und oft repetiren, damit er
drauß erlerne, wie er sich, beide, in lehr und
leben halten, auch wie sein eigen haußgesind
sein und er dasselbig regieren sol [1. Tim 3,4].
Das er auch unserer hievor in diesem buch
gedruckten kirchenordnung, die wir haben an-
richten lassen, vleissig nachkommen und sei-
nen superintendenten in ihrem ampt und von
uns habendem bevelch gehorsam sein, und da
sich was irrung und mißverstand zwischen ihm
und andern unsern kirchendienern, amptleuten,
underthanen und zugewandten zutrüge, dasselb
an den superintendenten oder unser consisto-
rium gelangen lassen und von ihnen bescheids
erholen. Wo aber solche irrung dermassen ge-
schaffen, das die vermeltermassen nicht ent-
scheiden, sonder zu recht remittiert müsten
werden, so sol er darumb an örtern und enden,
dahin wir ihne volgender freyheit nach ör-
dentlich bescheiden werden, recht geben und
nemen und sich selbigen ohne weigerlich, ent-
lichen und ohne einige appellation settigen las-
sen, auch von seinem kirchenampt ohne unser
vorwissen und willen nicht abtretten.
Und dieweil er die zeit seines kirchenampts
und dienstes aller unser lands und bürgerli-
cher freyheiten nicht weniger als unsere under-
52 Luther, Das deutsche Ordinationsformular.
1535. WA 38, S. 423 ff. (R). Höfling, S. 137 ff.
thanen theilhaftig ist, so sol er unsern nutzen
fürdern, auch schaden warnen, wie er denn
solchs alles und jedes zu halten bey hand ge-
gebener treu versprechen und zusagen sol.
Nach verrichtung dieses sol er nach der ord-
nung, durch D. Luthern 52 gestelt, ordinirt und
alsdann erst, inmassen hernach begriffen, prae-
sentirt werden.
Folget die form der ordination, durch
D. Martinum Luther gestellet.
Erstlich singet man Veni sancte Spiritus 53
etc. und wird die collect gelesen. Darnach lie-
set der superintendens diese volgende text:
So schreibt S. Paulus in der ersten epistel an
Timotheon am dritten capitel [1 — 7]:
Das ist je gewislich war, so jemand ein
bischoffsampt begeret, der begeret ein köstlich
werk. Es sol aber ein bischoff unstrefflich sein,
eines weibes man, nüchtern, messig, sittig, gast-
frey, lernhaftig, nicht ein weinseufer, nicht beis-
sig, .nicht unehrliche hantierung treiben, sondern
gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der sei-
nem eigen hause wol fürstehet, der gehorsame
kinder habe, mit aller erbarkeit. So aber je-
mand seinem eigenen hause nicht weiß fürzu-
stehen, wie wird er die gemeine Gottes ver-
sorgen? Nicht ein neuling, auf das er sich
nicht aufblase und dem lesterer ins urtheil
falle. Er muß aber auch ein gut zeugniß haben
von denen, die draussen sind, auf das er nicht
falle dem lesterer in die schmach und stricke.
So ermanet Paulus die eltisten der gemeine
zu Epheso, Actor. 20 [28 — 31]:
So habt nun acht auf euch selbst und auf
die ganze herde, unter welche euch der heilige
Geist gesetzt hat zu bischoffen, zu weyden die
gemeine Gottes, welche er durch sein eigen
blut erworben hat. Denn das weiß ich, das
nach meinem abschied werden unter euch ko-
men greuliche wölfe, die der herde nicht ver-
schonen werden. Auch auß euch selbs werden
aufstehen menner, die da verkerte lehr reden,
53 Wackernagel I, Nr. 160.
188
alle sein gescheft und hantierung, sonder auch
sein rede, kleidung und wandel, ja auch alle
seine wort und werk ein ehr und tugend seien,
damit nicht, was er mit einer hand erbaue,
gleich wider mit der andern abreisse und er
nicht die kirch, beid, mit strefflichem laster
und ergerlichem exempel, verderbe.
Er soll auch bedenken, das ihme vor allen
andern menschen der spruch Christi zugehöret,
Math. 18 [6]: Welcher ergert dieser geringsten
einen, die an mich gleuben, dem were es besser,
das ein mülenstein an seinen hals gehenket
und erseufet würde im meer, da es am tiefsten
ist.
Und der kirchendiener sol auf das vleissigst
die epistolas Pauli ad Timotheum und Titum
lesen, widerlesen und oft repetiren, damit er
drauß erlerne, wie er sich, beide, in lehr und
leben halten, auch wie sein eigen haußgesind
sein und er dasselbig regieren sol [1. Tim 3,4].
Das er auch unserer hievor in diesem buch
gedruckten kirchenordnung, die wir haben an-
richten lassen, vleissig nachkommen und sei-
nen superintendenten in ihrem ampt und von
uns habendem bevelch gehorsam sein, und da
sich was irrung und mißverstand zwischen ihm
und andern unsern kirchendienern, amptleuten,
underthanen und zugewandten zutrüge, dasselb
an den superintendenten oder unser consisto-
rium gelangen lassen und von ihnen bescheids
erholen. Wo aber solche irrung dermassen ge-
schaffen, das die vermeltermassen nicht ent-
scheiden, sonder zu recht remittiert müsten
werden, so sol er darumb an örtern und enden,
dahin wir ihne volgender freyheit nach ör-
dentlich bescheiden werden, recht geben und
nemen und sich selbigen ohne weigerlich, ent-
lichen und ohne einige appellation settigen las-
sen, auch von seinem kirchenampt ohne unser
vorwissen und willen nicht abtretten.
Und dieweil er die zeit seines kirchenampts
und dienstes aller unser lands und bürgerli-
cher freyheiten nicht weniger als unsere under-
52 Luther, Das deutsche Ordinationsformular.
1535. WA 38, S. 423 ff. (R). Höfling, S. 137 ff.
thanen theilhaftig ist, so sol er unsern nutzen
fürdern, auch schaden warnen, wie er denn
solchs alles und jedes zu halten bey hand ge-
gebener treu versprechen und zusagen sol.
Nach verrichtung dieses sol er nach der ord-
nung, durch D. Luthern 52 gestelt, ordinirt und
alsdann erst, inmassen hernach begriffen, prae-
sentirt werden.
Folget die form der ordination, durch
D. Martinum Luther gestellet.
Erstlich singet man Veni sancte Spiritus 53
etc. und wird die collect gelesen. Darnach lie-
set der superintendens diese volgende text:
So schreibt S. Paulus in der ersten epistel an
Timotheon am dritten capitel [1 — 7]:
Das ist je gewislich war, so jemand ein
bischoffsampt begeret, der begeret ein köstlich
werk. Es sol aber ein bischoff unstrefflich sein,
eines weibes man, nüchtern, messig, sittig, gast-
frey, lernhaftig, nicht ein weinseufer, nicht beis-
sig, .nicht unehrliche hantierung treiben, sondern
gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der sei-
nem eigen hause wol fürstehet, der gehorsame
kinder habe, mit aller erbarkeit. So aber je-
mand seinem eigenen hause nicht weiß fürzu-
stehen, wie wird er die gemeine Gottes ver-
sorgen? Nicht ein neuling, auf das er sich
nicht aufblase und dem lesterer ins urtheil
falle. Er muß aber auch ein gut zeugniß haben
von denen, die draussen sind, auf das er nicht
falle dem lesterer in die schmach und stricke.
So ermanet Paulus die eltisten der gemeine
zu Epheso, Actor. 20 [28 — 31]:
So habt nun acht auf euch selbst und auf
die ganze herde, unter welche euch der heilige
Geist gesetzt hat zu bischoffen, zu weyden die
gemeine Gottes, welche er durch sein eigen
blut erworben hat. Denn das weiß ich, das
nach meinem abschied werden unter euch ko-
men greuliche wölfe, die der herde nicht ver-
schonen werden. Auch auß euch selbs werden
aufstehen menner, die da verkerte lehr reden,
53 Wackernagel I, Nr. 160.
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