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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0219
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Kirchenordnung 1569

confession, auch was darauf mit ihme gehan-
delt und er für antwort gegeben, alles under-
schiedlich mit ihrem rath und gutbedunken
unserm consistorio schriftlichen berichten und
ferners bescheids gewarten.

Würde aber ein kirchendiener in seinem leben
oder moribus strafflich erfunden, so sol ihne
der specialsuperintendens erstmal für sich selbs
seinem beruff nach und umb christenlicher lieb
und zucht willen zur besserung understehen zu
bringen.

Wo aber hierüber der nicht gebessert, alsdann
denselbigen zum andern mahl mit seinem gene-
ralsuperintendenten mit füglichen, gebürlichen,
christenlichen mitteln für die hand nehmen und
müglichs vleiß zur besserung richten.

Wo nachmals das auch nicht erschiessen wolt,
alsdann für das dritte mahl (oder wo die hand-
lung so thetlich, ersten oder des andern mahls)
sollen die beide superintendenten mit gutem,
lauterm, sattem bericht mit allen umbstenden
solchs alles zu handen unsers consistorii schrift-
lich uberschicken, oder so die sach verzug leiden
mag, in dem conventu. der superintendenten für-
bringen und ferner bevelchs gewarten.

Do sich aber zank und zweytracht zwischen
den kirchendienern selbs oder zwischen den
dienern und den amptleuten oder andern unsern
underthonen zutrüge, so sol darin, als wir in un-
ser ordnung hieoben gesetzt, gehandelt werden.

Da es aber frevel, friedbruch oder malefitz
weren, alsdann sollen die amptleut sampt den
superintendenten solches unsere kirchenreth
gründlich berichten und ferners bescheids ge-
warten.

Wo auch ein specialis in seiner superinten-
denz einen oder mehr kirchendiener befinden, der
sem eigen affect mit holhippen 72c boldern oder
schmehen brauchen, darzu auch von der gemein
parten machen oder sich an ein trunkene rott
henken würde, dasselbig alßbald einem jeden
mit ernst undersagen, sich des genzlich zu ent-

,2c = schmähen; Fischer, Schwäb. Wörterb. III,
S. 1770.

halten in bedenkung, das der kirchen solches
mehr ergerlich, dann besserlich ist. Wo aber
einer umb solche warnung nicht geben, solchs
wie andere sachen der ordnung nach handeln
und berichten.

Item, so ein kirchendiener in leibskrankheit
gefallen oder in ein solch hoch alter gerahten
were, das er selber sein ampt bey der kirchen
nicht verrichten möcht, sol der superintendens
diese verordnung thun, das mit den negsten
ministris die kirchen, wie deshalb hievor auch
ein artickel under der kirchendiener freyheiten
begriffen, versehen werde. Dargegen sol ein
solcher kranker oder alter demselben, so ihne
also in kirchendiensten versicht, ein zimblich
honorarium nach gelegenheit der sachen und
der superintendenten, auch eines andern negsten
kirchendieners, so er superintendens zu sich
ziehen sol, erkantnuß geben.

Item, so ein kirchendiener mit todt abgieng,
sol alsbald der generalis oder specialis super-
intendens das consistorium berichten, auf was
tag er gestorben und darneben alsbald die für-
sehung thun, das eines jeden abgestorbenen
kirchendieners widwe und kinder zu gut die
kirch ein halb jar lang mit den nechsten nach-
barn versehen werde.

Item, so oft und dick ein neuer diener in
eines jeden superintendenten gezirk verordnet
wird, sol er superintendens sich mit solchem
allerdings halten, wie hieroben deshalb unser
ordnung außweiset.

Item, wo ein kirchendiener seiner pfarr ein-
kommen nicht ördentlich gereicht oder andere
unrichtigkeit dem kirchendiener begegnet, als-
dann sol superintendens mit den amptleuten
daraus reden und bey ihnen gütliche billicheit
erhalten. Wo aber der amptman des zweifelich
zu thun sein wolt, so sollen er superintendens
die mengel underschiedlich zu unsern kirchen-
rethen berichten und daselbst bescheids ge-
wertig sein.

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