Klosterordnung 1569
apostel schriften, darin die summa und inhalt
des alten catholischen christlichen glaubens ist,
in welchem glauben von erschaffung der welt
her die heiligen patriarchen, könige, propheten,
apostel und martyrern, Adam, Abel, Enoch,
Noah, Abraham, Isaac, Jacob, Joseph, Mose,
Aaron, Josua, Samuel, David, Assa, Josaphat,
Hiskia, Josia etc. und dergleichen sampt den
ausserwelten unsern christlichen lieben voreltern
sind selig worden.
Darinnen auch nichts denn allein die irthumb
und misbreuche gestrafft und verworfen, so
neben diesem alten catholischen apostolischen
christlichen glauben nicht bestehen mögen, dar-
über auch viel fromer herzen geseufzet und
uff besserung und abschaffung derselben ge-
wartet und an vielen orten noch warten und den
allmechtigen bitten, das die kirche von den-
selbigen gereiniget und der rechte warhaftige
und wolgefellige gottesdienst widerumb möchte
uffgerichtet werden.
Damit aber solches der gebür nach in allen
orten dieses fürstenthumbs in das werk ge-
richtet werden mögen, haben S. P. G. nicht
unterlassen (dem herrlichen exempel nach des
gottseligen königes Josaphat [2. Chro. 17, 7 ff.]),
aller kirchen gelegenheit, fehl und gebrechen
zu erkündigen, eine christliche und hochnot-
wendige visitation 22 angestalt und darzu nicht
allein diener der kirchen, sondern auch poli-
tische personen, die ehrwirdigen, edlen, ern-
vhesten, gestrengen und hochgelarten herrn
Petern, abt des freyen keyserlichen stifts zum
Berg vor Magdenburgk, herrn Joachim Min-
singer von Frondeck, S. F. G. kanzlern, D. Bar-
tholdum Reichen, beider rechten doctorn, Curd-
ten von Schweichelt, Heinrichen von Reden und
Frantzen vom Kram, neben dem herrn Martino
Kemnitio, der heiligen schrift doctorn und super-
intendenten zu Braunschweig, auch meiner ring-
fügigen person gnediglich verordnet 23.
22 a. R.: Visitation im herzogthumb Braun-
schweig angestelt.
23 Vgl. S. 84, Anm. 4.
23a Visitationsprotokolle 1568. Veröffentlicht von
F. Spanuth, ZnKg 51, 1953, S. 118—127.
Und neben ermelten visitatorn der kirchen
ihnen auch gnediglich ufferlegt und bevholen,
beides in der prelaten und jungfrauenklöstern 23 a
gleicher gestalt zu erkleren und ausführlich zu
berichten, das S. F. G. nicht gemeint, die klöster 24
abzuthun oder in einen haufen zu werfen, sondern
allein vorhabens, auch derselben tragenden und
von Gott befohlenen ampts schuldig, darinne
abzuschaffen, was dem ausgedruckten wort
Gottes und unserm alten warhaftigen, catho-
lischen, christlichen glauben entgegen und zu-
wider, nach und nach eingeschlichen und neben
demselben nicht bestehen möge, dargegen aber
der rechte, warhaftige und wolgefellige gottes-
dienst neben der lehr und christlichen zucht
in den klöstern widerumb uffgerichtet, inmassen
denn solchs alles nach der notturft und ausfür-
lich e[urer] e[rkenntnis] g[öttlichen] wfillens]
und andacht berichtet und deshalben euer ge-
wissen mit Gottes wort gnugsam berichtet und
versichert worden.
Dieweil aber leichtlich zu erachten, was also
mit e. e. g. w. und andacht zur christlichen
unterweisung geredet, nicht so steif in gedecht-
nis gehalten, sondern bald vergessen werden
mag, und der ursach 25 ich von obvermelten visi-
tatorn viel und oft gebeten, solchen bericht in
einer kurzen, einfeltigen schrift zu verfassen,
habe ich mich gleich die zeit und erbeit nicht
verdriessen lassen, sondern dieselbig uff mich
nemen wöllen, damit e. e. g. w. und andacht
daraus teglich sich hetten zu erinnern, was es
bis daher für eine gestalt mit dem gottesdienst
in den klöstern gehapt und aus was grunde
heiliger göttlicher schrift etliche abgötterey, fal-
scher gottesdienst und misbreuch darinnen ab-
geschaffen und das e. e. g. w. und andacht,
auch sonsten eines jeden christenmenschen herz,
sich frölich und unerschrocken darauf zu ver-
lassen, in allen seinen anfechtungen zu ge-
trösten und also sein gewissen in alleweg gegen
24 a. R.: Welcher gestalt die klöster im herzog-
thumb Braunschweig reformiert.
25 a. R.: Ursach, worumb dieser bericht in
schriften verfasset.
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apostel schriften, darin die summa und inhalt
des alten catholischen christlichen glaubens ist,
in welchem glauben von erschaffung der welt
her die heiligen patriarchen, könige, propheten,
apostel und martyrern, Adam, Abel, Enoch,
Noah, Abraham, Isaac, Jacob, Joseph, Mose,
Aaron, Josua, Samuel, David, Assa, Josaphat,
Hiskia, Josia etc. und dergleichen sampt den
ausserwelten unsern christlichen lieben voreltern
sind selig worden.
Darinnen auch nichts denn allein die irthumb
und misbreuche gestrafft und verworfen, so
neben diesem alten catholischen apostolischen
christlichen glauben nicht bestehen mögen, dar-
über auch viel fromer herzen geseufzet und
uff besserung und abschaffung derselben ge-
wartet und an vielen orten noch warten und den
allmechtigen bitten, das die kirche von den-
selbigen gereiniget und der rechte warhaftige
und wolgefellige gottesdienst widerumb möchte
uffgerichtet werden.
Damit aber solches der gebür nach in allen
orten dieses fürstenthumbs in das werk ge-
richtet werden mögen, haben S. P. G. nicht
unterlassen (dem herrlichen exempel nach des
gottseligen königes Josaphat [2. Chro. 17, 7 ff.]),
aller kirchen gelegenheit, fehl und gebrechen
zu erkündigen, eine christliche und hochnot-
wendige visitation 22 angestalt und darzu nicht
allein diener der kirchen, sondern auch poli-
tische personen, die ehrwirdigen, edlen, ern-
vhesten, gestrengen und hochgelarten herrn
Petern, abt des freyen keyserlichen stifts zum
Berg vor Magdenburgk, herrn Joachim Min-
singer von Frondeck, S. F. G. kanzlern, D. Bar-
tholdum Reichen, beider rechten doctorn, Curd-
ten von Schweichelt, Heinrichen von Reden und
Frantzen vom Kram, neben dem herrn Martino
Kemnitio, der heiligen schrift doctorn und super-
intendenten zu Braunschweig, auch meiner ring-
fügigen person gnediglich verordnet 23.
22 a. R.: Visitation im herzogthumb Braun-
schweig angestelt.
23 Vgl. S. 84, Anm. 4.
23a Visitationsprotokolle 1568. Veröffentlicht von
F. Spanuth, ZnKg 51, 1953, S. 118—127.
Und neben ermelten visitatorn der kirchen
ihnen auch gnediglich ufferlegt und bevholen,
beides in der prelaten und jungfrauenklöstern 23 a
gleicher gestalt zu erkleren und ausführlich zu
berichten, das S. F. G. nicht gemeint, die klöster 24
abzuthun oder in einen haufen zu werfen, sondern
allein vorhabens, auch derselben tragenden und
von Gott befohlenen ampts schuldig, darinne
abzuschaffen, was dem ausgedruckten wort
Gottes und unserm alten warhaftigen, catho-
lischen, christlichen glauben entgegen und zu-
wider, nach und nach eingeschlichen und neben
demselben nicht bestehen möge, dargegen aber
der rechte, warhaftige und wolgefellige gottes-
dienst neben der lehr und christlichen zucht
in den klöstern widerumb uffgerichtet, inmassen
denn solchs alles nach der notturft und ausfür-
lich e[urer] e[rkenntnis] g[öttlichen] wfillens]
und andacht berichtet und deshalben euer ge-
wissen mit Gottes wort gnugsam berichtet und
versichert worden.
Dieweil aber leichtlich zu erachten, was also
mit e. e. g. w. und andacht zur christlichen
unterweisung geredet, nicht so steif in gedecht-
nis gehalten, sondern bald vergessen werden
mag, und der ursach 25 ich von obvermelten visi-
tatorn viel und oft gebeten, solchen bericht in
einer kurzen, einfeltigen schrift zu verfassen,
habe ich mich gleich die zeit und erbeit nicht
verdriessen lassen, sondern dieselbig uff mich
nemen wöllen, damit e. e. g. w. und andacht
daraus teglich sich hetten zu erinnern, was es
bis daher für eine gestalt mit dem gottesdienst
in den klöstern gehapt und aus was grunde
heiliger göttlicher schrift etliche abgötterey, fal-
scher gottesdienst und misbreuch darinnen ab-
geschaffen und das e. e. g. w. und andacht,
auch sonsten eines jeden christenmenschen herz,
sich frölich und unerschrocken darauf zu ver-
lassen, in allen seinen anfechtungen zu ge-
trösten und also sein gewissen in alleweg gegen
24 a. R.: Welcher gestalt die klöster im herzog-
thumb Braunschweig reformiert.
25 a. R.: Ursach, worumb dieser bericht in
schriften verfasset.
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