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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0368
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Die Kirchenordnungen

1. Der erbarn stadt Brunswig christlike ordeninge to denste dem hilgen
evangelio, christliker leve, tucht, frede unde eynicheit. Ock darunder vele

christlike lere vor de borgere.

Dorch Joannem Bugenhagen Pomeren bescreven. 1528. 1

Joannes Bugenhagen Pomer dem lesere.

In disser ordeninge synt upgerichtet gude
scholen, de leyder allerwegen vorvallen edder
nicht imme rechte gebruke sint, de me doch
möt hebben vor de jöget. Ock bestellet in allen
kerken gude predigere des evangelii, de me möt
hebben, wo köne wy anders Christen syn? Is
id övers nötlik, sulke denste in den scholen
unde kerken to hebben, so is id ock nötlick,
reddelik unde gotlik, alse Christus secht [1. Tim 5,
18], dat eyn arbeydesman synes lohnes werdich
sy. Darumme unde ock vor de armen unde
notroftigen synt upgerichtet de gemeynen ka-
sten. Wente den arbeyderen nicht geven ören
lohn, were unchristlik unde is 30 ein ringe,
dat wy den tidlike nering-e vorsorgen, de uns dat
geystlike seyen 2. Unde wat wy den ringesten
Christi ankeren 3, des wert Christus tome junge-
sten dage gedenken, alse em sulvest angekeret
[Mt 25, 40],

Etlike scryen over nye ordeninge. Wat is
hyr in disen stucken nyes? Wo kan ein vor-
stendich mynsche mit guder conscientie seg-
gen, dat sulke dink nicht nödich syn? Dit synt
de meysten unde grotesten stucken in disser
ordeninge. Schinderye övers (der leyder under
deme namen gadesdenstes alto vele is) nömet 4
Paulus nicht eyne ordeninge, sonder eyne un-
ordeninge wedder gotlike unde christlike orde-
ninge, unde deyt desülvige unordeninge unde

1 Druckvorlage: Druck von 1528, Wittenberg bei
Joseph Kluck. Okt., 142 Bll.-Expl. der Nieders.
St. und U. B. Göttingen (Jus. statut. V 7778).

2 = säen.

unordens knechte, de sick doch öres ordens vor-
römen, in den ban, 2. Thessa. 3 [6. 14].

Cerimonien övers, de hyr vorordent synt, wo de
scholere alle dage des avendes unde des morgens
uth der hilgen scrift psalme unde lectien singen
unde lesen scholen unde den leyen sampt den
anderen düdesch, wen se tor predige rmde misse
des hilgen dages tosamende kamen, werden
geholden umme eyndracht willen mit fryer con-
scientie unde denen der gemeyne to der bete-
ringe, dewiie se anders nicht synt wen gude
lere unde övinge der joget unde underrichtinge
unde bet unde danksegginge der Christenen,
noch deme live, noch der conscientien edder
selen beswerlick.

Sulke cerimonien weren den Christenen nutte.
Van anderen, de men 5 geltsaken synt, edder
to welken de conscientien mit mynschenleren
unde gebaden vorstricket synt, secht Christus
Math. 15 [9]: Frustra colunt me etc., dat is:
Alle öre gadesdenst is vorgeves, dewile se
leren de leren unde gebade der mynschen etc.
Ick schwige noch, dat vele nichts weten, wat
se in ören psalmen lesen, ja se begeren id nicht
to weten: wat scholden doch drunkene chor-
scholere unde ungelerde tidepapen unde vigilien-
mummelers van der hilgen scrift weten? Wil
me nicht christlike unde dem volke nutte ceri-
monien hebben, so kan me ock imchristlike wol

3 = zuwenden.

4 = nennt.

5 = nur.

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