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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0371
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Kirchenordnung 1528

Van der dope.

Wy bringen unse kyndere, wen se gebaren syn,
to Christo unseme salichmachekere in de hilge
döpe, dar se Christus vor de synen annympt,
wowol se unwetende synt, alse Got wandages
vor de synen annam die unwetende kyndere, de
irrtme achten dage na der bört besneden wurden.

Wente wy hebben uth veleme bewise sulck to
dohn christlick recht, besonderlick dat wört
Christi Marci amme teynden kapitele [14 f.]: La-
tet de kynderken to my kamen unde vorbedet se
nicht, wente sulker is dat rike Gades. Vorware,
segge ick ju, we nicht annympt dat rike Gades alse
eyn kinderken, de wert nicht darin kamen. Is
sulker kynderken dat rike Gades, de Christo
up unsen armen edder sus mit deme bede des
loven werden togebracht, worumme scholde wy
se nicht döpen unde geven en ock dat gewisse
van Christo eingesettede teken der salicheit?

Unde is jo nicht wahr, dat etlike seggen 10,
me schal de kynderken nicht döpen, ehr me se
leren kan unde leret hefft, darumme dat Chri-
stus spreckt Matthei imme letsten capitele
[Mt 28, 19]: Gät hen unde leret alle heydene
unde döpet se etc. Wente Christus hefft dar
tweyerleye bevalen, de nicht scholen by den
heyden, dar Got gnade gifft, vorsümet werden,
nemlick dat me se schal leren unde döpen.

Wohr nicht geleret unde angenamen is de
name unses Heren Jesu Christi, dar schal me
nicht döpen noch de grote lüde noch de kleynen
kynderken; also schal de lere vohrgän unde de
döpe volgen. Wen overs de lere Christi ange-
namen is unde de groten gedöpet synt, worumme
scholden se ore kyndere ock nicht to Christo
bringen nach deme begehre unde wörde Christi,
dat he gespraken hefft von den kynderen, de
em werden togebracht, wo vohr gesecht?

Nach der wise schole wy an den kynderen ock
vorschaffen de beyden stucken: se leren unde

10 Es ist hier auf die schon von Thomas
Müntzer und den Zwickauer Propheten ge-
forderte Mündigkeitstaufe, die nicht notwen-
dig Erwachsenentaufe sein muß, verwiesen;
vgl. K. Holl, Ges. Aufs. z. Kirchengesch. I 2- 3,

döpen, leren, wen wy könen, döpen, wen wy
könen. Wy könen se wol döpen, wen se gebaren
synt, leren overs, wen se upwassen. Beyde is
uns bevalen, nichtes schole wy an en vorsümen.
Christus wil se gerne annemen nach synem
wörde.

Also gink id ock mit der besnidinge. Abraham
was vele jar tovorne geleret van Gade unde
gelövich, ehr he besneden wart [Gen 17, 11
— 14; 23—27], Synen söne Hysmael, welk drud-
teyen jar olt was, hefft he ock geleret sunder
twifel vor der besindinge, darto ock syne vele
husknechte. Overs de anderen knechtken van
achte dagen unde darover, de jarich, twejarich
unde mehr weren, hefft he nicht erst geleret
unde darna besneden. Wente dat konde he
nicht dön, sonder wo Got van em vorderde,
besnet he se, unde darna, don se upwussen, lerde
he se xmde let se leren.

Wente leren unde besniden was done so wol
bevalen, alse nu leren unde döpen. Wen se nicht
weren geleret, woruth hedden se denne könde
vorstan leren, dat de besnidinge sy eyn bund
edder vorbindnisse tuschen Gade unde dem
mynschen? alse bescreven steyt imme erste boke
Mose amme 17. capitele [Gen 17, 10 ff.]. Alse
nu is unse döpe, alse Petrus secht 1. Pet. 3 [21].

Drumme spreckt ock Got Gen. 18 [19]: Ick weth,
dat Abraham wert bevelen synen kynderen unde
na sick syneme huse, dat se des Heren wege
holden unde dohn, wat recht unde redelick is,
up dat de Here up Abraham kamen late, wat
he em togesecht hefft. Unde darna hefft Got
ock strenge gebaden, de kyndere to leren, alse
me lesen mach imme vefften boke Mose amme
sosten capitele [Dt 6, 7].

Also gink de besnidinge der kynderen vohr
unde de lere quam darna, gelick alse ock Paulus
uns vermanet van unsen kynderen Ephe. 6 [4]:
Gy vedere, reyzet iue kyndere nicht to törne,

1923, S. 452, bes. Anm. 1. Eine umfassende
Zusammenstellung von Quellen und Literatur
zum Wiedertäufertum, z. T. freilich über die
Zeit unserer KO hinausgehend. vgl. Bek. Schr.
S. 1093, Anm. 1.

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