Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0372
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Braunschweig

sunder theth se up in der tucht unde vor-
maninge des Herrn.

Darum handele wy mit der kynderdöpe nicht
wedder Christus wört, dar he secht: Gät hen
unde leret alle heydene unde döpet se etc.,
sunder vele mehr deme wörde Christi na er-
kennen wy, dat wy jegen unse kyndere de twe
dink schuldich syn, nemlick dat wy se leren unde
döpen unde scholen jo, wen wy könen, nicht
eins an den armen kinderen vorsümen; so lere
wy se, wen wy könen, unde döpen se, wen wy
könen, dat wy se also to Christo bringen, wo
wy könen; he wil se gerne annemen unde
spreckt, dat sulker kyndern, de em werden
togebracht, sy dat rike Gades. Wen Christus so
secht, we wil id den kynderen nemen edder vor-
beden, dat se nicht scholden werden gedöpet?

Ock is id desgeliken vele ringer wahr, dat se
seggen: Me möt tovoren gelöven unde darna sick
döpen laten, dewile Christus secht [Mk 16, 15 f.]:
Gät in de ganze werlt unde predigt dat evan-
gelion allen creaturen. We gelövet unde wert
gedöpet werden, de wert salich werden. De
kynderken (spreken se) könen nicht löven, dar-
um schal me se nicht döpen. Sulck is uth-
gedacht mötwillich wedder de gnadenrike döpe
unser kynderken, wente gelt sulke örsake, so
werden alle unse kynderken, de neyne predige
konen vorstan unde so sterven, vordömet.

Se spreken overs: Sulck möt me Gades heyme-
likem richte bevehlen. Wyr segen darto: Neen,
wente syn richte steyt dar klär utgespraken.
We gelövet unde werd gedöpet werden, de werd
salich werden, we overs -nicht gelövet, de werd
vordömet werden. So möten se schlicht spreken,
dat alle unse kyndere, de so vorsterven, vor-
dömet synt, edder möten nageven, dat de sproke
Christi den kynderken nicht towedder sy.

Nu is jo klar uth dem wörde Christi, dat sulke
kyndere, de wy em tobringen, nicht vordömet
werden, sunder gewisse salich syn, wente Chri-
stus spreckt van en: Latet de kynderken to my
kamen unde vorbedet se nicht, wente sulker is
dat rike Gades [Mk 10, 14], Spreckt Christus,
dat sulker kynderken, de em werden toge-
bracht, sy dat rike Gades, we wil id en nemen?

we wil se vordomen? so verne se, wen se up-
wassen, by deme Christo bliven, dem se synt
togebracht.

Hyr frage wy, weme höret doch dat rike
Gades? Eynem lövigen edder unlövigen? Du
most jo seggen: eynem lövigen. Is nu dat rike
Gades sulker kynderken, so synt se jo lövige,
wente unlövige hören dorch Adam in des düvels
rike.

So sprack ock Got Gen. 17 [10], dat de be-
snidinge schold syn eyn bund edder vorbintnisse
tüschen em mide deme besnedenen unde nicht
eyn slicht teken vor den anderen lüden, alse
etlike seggen, unde ein knechtken, dat nicht
wurde besneden, scholde uthgeradet werden uth
syneme volke, darum, dat id des Heren bund
nicht hedde angenamen. Wert nu dat unbesne-
den kind uthgeradet uth synem volke, also
dat id Got mank deme volke, dat Gades volk
was, nicht rekenen wil, so wert jo dat be-
snedene kynd mank Gades volke van Gade
sulvest gerekent. Ich swige noch des gotliken
bundes. We kan doch mank Gades volke von
Gade sulvest gerekent werden, sonder eyn
lövich? Mit weme macket doch Got eynen
ewigen bund, sonder mit eynem lövigen?

Konden nu de kynderken der Jöden, de doch
imme achten tage, wen se neynen vorstand hed-
den, besneden wurden, imme talle der lövigen
van Gade sulvest gerekenet werden, worumme
nicht de kynderken der Christen? dewile Chri-
stus secht: Sulker is dat rike Gades [Mk 10, 14].

Item Paulus Rom: 4 [11] secht, dat Abraham
entfenk dat teken der besnidinge tome segel der
gerechticheit des lovens, den he tovoren in
der vorhüt hedde. Is de besnidinge deme Abra-
hamme ein segel der gerechticheit des lovens
geweset, wat is se denne den kynderen, de
imme achte dage besneden wurden, geweset? Se
hedden jo so gute eyne besnidinge alse Abra-
ham, wowol se unvorstendich weren. De be-
snidinge was ein segel edder gewisse teken der
gerechticheit, dat is, darby me wuste gewisse,
dat Got de kynderben annam, alse rechverdige;
wente Gades teken, wen id wert angenamen,
alse Got id gegeven unde bevalen hefft, so kan

352
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften